In 1 Stunde mit der Fähre von Sardinien nach Korsika! So naheliegend, dass es kein Geheimtipp, aber trotzdem fantastisch ist!
Mir war die Sache mit Korsika ja immer irgendwie zu kompliziert. Bisher dachte ich sofort immer an drei Zwischenstopps mit dem Flugzeug oder langwierige Fährfahrten vom Festland aus. Nein, ich bin tatsächlich nicht früher auf die Idee gekommen, dass man Korsika auch von Sardinien aus erreicht! Nicht nur einfach, auch ziemlich günstig (45 Euro pro Person für die Fähre hin und zurück) und auch noch ohne großen Zeitaufwand (1 Stunde)! Der perfekte Tagesausflug also!
Seltsam, dass mir nichts naheliegender erscheint, als mit der Fähre von Mykonos nach Paros zu fahren. Nicht mal der Umweg von Skopelos zurück nach Skiathos, um von dort aus nach Alonissos aufzubrechen, war mir zu mühsam. Aber es kam mir noch niemals wirklich in den Sinn mit der Fähre die 12 Kilometer (pah!) zurückzulegen, um für ein paar Stunden den italienischen gegen den französischen Lifestyle einzutauschen.
In einer Stunde von Sardinien nach Korsika
Ich klopfe mir ja jetzt noch auf die Schulter für diesen genialen Schachzug. Ja, sogar ganz offiziell! Wie ihr wisst, bin ich ja verschwiegener geworden, was meine persönlichen Geheimtipps angeht. In diesem Fall allerdings bin ich wohl der letzte reisende Mensch auf dieser Welt, der einen Tagesausflugs von Santa Teresa di Gallura (Sardinien) nach Bonifacio (Korsika) in Erwägung gezogen hat.
Und weil es ohnehin schon alle vor mir wussten, kann ich ja auch ganz offen darüber schreiben. (Wenn du jetzt trotzdem ein „Ach, echt? Das wusste ich ja gar nicht…“ murmelst, dann behalte es einfach für dich. Du bist einfach noch langsamer als ich. Nicht so schlimm! ;)
Ich würde diesen super Insidertipp *not* vielleicht nicht gerade im Juli oder August einplanen. Ich stelle mir förmlich die Hektik auf der Fähre vor und die vielen Menschen, die mit einem Schlag die Stadt überschwemmen und sich auch bestimmt nicht von mittelalterlichen Festungsmauern abhalten lassen. Aber im September strahlt Bonifacio jene Beschaulichkeit aus, die man von so einem Örtchen auch erwarten würde.
Ich hätte ja noch viel mehr Fotos mitgebracht, hätte ich nicht mein eigenes Smartphone im Auto auf der anderen Insel vergessen und hätte meine Kamera einen aufgeladenen Akku gehabt. Hätte, hätte, Fahrradkette. Das sagt meine Schwester immer.
Wenigstens hatte der Mann sein Handy dabei. „Sonst hättest du gar keinen Beweis gehabt, dass du überhaupt hier warst“, hat er gesagt. Ja, dieser Satz hatte genau diesen spöttischen Unterton, den wohl jeder normale Mensch (ohne Instagram-Account) hat, der mit einem Blogger unterwegs ist. Und ich bin sogar froh darüber, keinen talentierten Instagram-Husband zu haben, sonst würde ich womöglich in absurde Drohnen-Sphären abdriften. Und ich hätte bestimmt auch Fotos vom Essen in dieser hübschen Brasserie gemacht. Dort, wo man die Speisenkarte in keine einzige Fremdsprache übersetzt. Dass die Sarden 11 Kilometer entfernt wohnen, ist den Korsen piepsegal. Dort, wo man jedes Mal, wenn man es wagt, den Finger zu erheben, um etwas zu bestellen oder zu bezahlen, ein charmant-freches „deux minute“ entgegengeschleudert bekommt. Nein, nicht 1 Sekunde. Zwei Minuten! Mindestens. Wir sind ja hier in Frankreich! Und beim Essen macht man sich keinen Stress, das ist ein ernstes Thema. Alles, was am Festland schon Gültigkeit hat, wird auf der französischen Insel nochmals betont, so scheint es. Arroganz trifft Achtsamkeit.
Ich muss den Ausflug nach Bonifacio auch gar nicht weiter im Detail beschreiben – die verwinkelten Gassen, die teuren Yachten, die Spaziergänge entlang der alten Stadtmauer. Weil ja ohnehin schon alle vor mir da waren! Ich muss auch keine künstlichen Lobeshymnen singen und nirgendwo Werbung drunter- oder drüberschreiben.
Nur so viel: Bei einem Trip wie diesem bekommt man wieder ein Gefühl, wie nah die unterschiedlichsten Kulturen in Europa aneinander liegen! Und wenn man die Möglichkeit hat, französisches und italienisches Flair an einem einzigen Tag zu erleben, ist das (allein schon in kulinarischer Hinsicht) eine geniale Sache!
Wer sich nun fragt (nach meinen beiden kritischen Jubiläumsposts – ja, Follow Your Trolley wird im Oktober 10 Jahre alt!), was denn nun aus diesem Blog werden soll? Ich weiß es nicht. Doch, irgendwie schon. Aber nicht so genau, dass ich schon darüber schreiben könnte. Ich verfolge, wie sich die gesamte Blogszene gerade transformiert. Depressionen, Sabbaticals, Burnouts machen die Runde….HIER oder HIER. Nur die, die mit Werbung, Links & Kooperationen ihr Brot verdienen wollen oder müssen, machen munter weiter. Dabei hatte alles so schön angefangen. Das Bloggen hat mal richtig Spaß gemacht. Ich werde keinesfalls aufhören zu reisen, zu fotografieren und Geschichten zu erzählen. Doch weiterhin „Blogger“ zu sein, ist nicht mein ultimatives Ziel.
Mehr zum aktuellen Stand der Dinge gibt’s in den nächsten Tribe-News zu lesen!
One comment
Klingt nach einer abenteuerlichen Reise. Ich habe einige deiner Posts gelesen und wollte fragen, welche Erfahrungen du mit Mietwagen Roadtrips gemacht hast.
Und hast du bestimmte Apps, die dir das Reisen erleichtern (das Planen davor, die Organisation währenddessen) bzw. hast du überhaupt einen solchen Bedarf?
Liebe Grüße,
Yaren