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Jaddhu Country Resort & Restaurant bei Arzachena, Sardinien

cottage ferienhaus sardinien

Bei der Hotelauswahl mache ich selten Fehlgriffe. Hätte ich im Jaddhu Country Resort im Norden Sardiniens nicht die herrliche Ruhe genossen und im Restaurant so großartig gespeist, dann wäre es fast einer geworden.

Über die Landschaft, die das Jaddhu Country Resort umgibt, kann man sich nicht beklagen. Völlige Ruhe breitet sich über den Hügeln und Bergen rund um Arzachena im Norden Sardiniens aus. Sogar meinem Wunsch nach Privatsphäre für die Yogapraxis kam man – vielleicht auch zufällig – nach: vor unserem Häuschen war ein entzückender Garten, der nur uns zu gehören schien. Nun, gut, dass der Parkplatz für das Hotelpersonal gleich hinter dem Zaun lag, konnte keiner wissen. Und so fragte sich so mancher neugierig blickende Kellner, was ich da frühmorgens unter Mandarinenbäumen kopfüber treibe. Eine Terrasse gehörte auch dazu, doch diese war nur mit zwei unbequemen Plastikstühlen bestückt, dabei erspähte ich gemütliche Loungestühle auf den anderen Terrassen. Muss wohl eine kostspieligere Kategorie gewesen sein.

Geht es nur mir so: Es gibt diese Hotelzimmer, die man betritt und es ist alles da, was man braucht, es ist alles sauber und trotzdem fehlt etwas. Im Jaddhu Country Resort (das klingt ein bisschen irreführend, „Agriturismo“ hätte es besser getroffen) waren es die liebevollen Details. Das hätte ein süßes Kissen sein können oder flauschige Handtücher. Nein, das gab es hier nicht. Denn es gab einfach nichts, das man einfach weglassen hätte können. Ein durch und durch reduzierter Look bis hin zu den blanken Fliesen. Und dass es nur ein Nachtkästchen gab und das zweite nur ein an die Wand genageltes Brett war bestimmt keinem ausgeklügelten Design-Konzept zuzuschreiben. Das Fliegengitter war bis in alle Ewigkeit so befestigt, dass die Insekten vergangener Saisons in der Fensterritze den sicheren Tod fanden. Der Kühlschrank so laut, wie ich es bei Tripadvisor schon gelesen, aber leider geglaubt hatte, diese Kritik käme von derselben Fraktion, die sich mit langen Romanen beschweren, dass die zweite Klorolle gefehlt hat.

Und weil ich mich in dem Häuschen nicht so richtig wohlfühlen konnte, erkundete ich einfach mal das weitläufige Areal. Es war schön, aber undekoriert – und das, wo Sardinien in diesem Sommer mit reichlich Regen gesegnet war und sich die Insel im August in sattgrüner Pracht zeigte. Aber nein, keine blühenden Oleander, die da üppig aus Terrakotta-Töpfen wachsen und ein Pool, der verlassener wirkte als der einsamste Platz der Welt. Keine Sonnenliege wollte zur anderen passen. Egal, sie wurden von anderen Hotelgästen mangels Sonnenschirmen sowieso unter den Schatten verstreuter Olivenbäume gezerrt. Wie kam dieses B&B bloß zu seinem „Fabelhaft“-Status bei Booking.com? Möglicherweise war es das Restaurant, das jeden Abend italienische Großfamilien aus der Umgebung in seinen Bann zog. Da rückten Mütter und Väter mit Horden von Kindern an, Omas und Opas, Onkeln und Tanten. Und das zu einer Uhrzeit, zu der wir uns die Gabel mit dem letzten Desserthappen in den Mund schoben. Wie gut, dass unser Cottage gerade mal 30 Schritte entfernt lag, um auch mal etwas Positives zu erwähnen. Und ja, dass das Essen vorzüglich werden würde, konnte man schon an dem mit frischem Rosmarin und Olivenöl beträufelten Salzbrot erahnen. Unser Kellner glänzte mit exzellentem Deutsch und einer Karriere, die vor vielen Jahren im Bayerischen Hof in München ihren Lauf nahm. Er und der Vollmond über den geschwungenen Hügeln waren am gelungenen Look & Feel dieses Abends wesentlich beteiligt.

Es schien, als würden zwei Brüder oder zumindest sich ähnlich schauende Menschen das Resort führen – einer das Hotel und ein anderer das Restaurant. Das ist nur eine Vermutung, denn man lächelte lieber, bevor man sich zu erklären versuchte. Derjenige, der sich um das Restaurant kümmerte, hatte eindeutig mehr Freude an der Sache, das motiviertere Personal und die schönere Antik-Deko an den Steinwänden. Egal, was da an den Wänden hing, es war besser als die Zimmerdeko in den Cottage-Häusern, denn die war schlichtweg nicht vorhanden. Der Hotelchef, ob er es nun war oder nicht, schien sich lieber zu langweilen, bevor er versuchte, den Gästen seine E-Bikes schmackhaft zu machen oder auf den Fitnessraum hinzuweisen. Um sich hinter  inszenierten Sprachbarrieren zu verschanzen, hätte er im Zweifelsfall auch noch seine eigene Muttersprache verleugnet. Und mir war eindeutig zu heiß, um kompliziertes Italienisch aus den hinteren Gehirnwindungen hervorzugraben.

Drei Tage und drei Nächte habe ich dem Jaddhu Country Resort gegeben, mich davon zu überzeugen wiederzukommen. Geschafft hat es das am Ende nicht. Die restlichen vier Tage verbrachte ich im B&B Locanda Murales. Und wem dieser Name bekannt vorkommt, ist bestimmt schon über einen meiner meistgelesenen Blogbeiträge „Sardinien im August – ein Experiment“ gestolpert. Wenn etwas gut ist, dann komme ich nämlich tatsächlich wieder!

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JADDHU COUNTRY RESORT & RESTAURANT // www.jaddhu.com

Dinge, die man vermissen könnte…

  • kleine Details, die aus einem Hotelzimmer ein liebenswertes Zuhause machen. Das fängt bei der Nachtischlampe an und hört bei der Seife im Bad auf.
  • WI-FI, das auch in den Zimmern funktioniert. Man muss sich schon in der Umgebung der Rezeption oder des Parkplatzes aufhalten, um Internet nutzen zu können. Immerhin: Schwacher Empfang am äußersten Restauranttisch auf der Terrasse.

Dinge, die man nicht erwarten würde…

  • wunderbare Ruhe in schöner Landschaft, auch im Hochsommer
  • Im Restaurant kocht man auf höchstem Niveau. Einer der Oberkellner überzeugte mit mehrsprachiger Service-Kompetenz, was dem Abend mit Blick auf dem Vollmond über den Bergen den letzten Schliff verlieh.
  • Das Resort verfügt über ein Indoor- & Outdoor-Gym, ein Jacuzzi und E-Bikes. Man wird selbst dahinter kommen, denn niemand wir einem diese Facilities schmackhaft machen.

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