Triest & Udine: Spontane Trips sind ja bekanntlich die besten. Weil man wenig erwartet und dann doch sehr viel bekommt: Freiheitsgefühle, Bilderbuch-Sonnenuntergänge und ein überraschend hübsches Städtchen, das man gar nicht im Visier hatte.
Die Entscheidung, nach Friaul-Julisch Venetien zu düsen, kam spontan. Sehr spontan. An einem Samstag, an dem alle anderen längst über alle Berge waren, weil freitags Feiertag war. Ein ultralanges Wochenende also, an dem man spät, aber eifrig beschloss, doch noch in den Süden zu fahren. Und zwar, weil sich die Sonne zu Hause mal wieder nicht blicken lassen wollte. Aktionen wie diese habe ich selten bereut. Denn was sollte schon schlimmer sein als im Regen sitzen zu bleiben?
Friaul-Julisch Venetien Part 1: Monfalcone, Duino, Sistiana & Triest
Und so war es auch. Nach der Grenze lichtete sich bereits der Himmel und wenig später rührte ich schon gedankenverloren in meinem Cappuccino. Unter freiem Himmel versteht sich. Den Blick nicht auf’s Meer, doch aber auf eine Reihe schöner Segelboote gerichtet, die der Marina in Monfalcone ein idyllisches Flair verpassen, obwohl es sich um eine Industriestadt handelt.
Ich hatte es tatsächlich vermisst. Das simple Leben auf einem Boot. Nur das Nötigste im Gepäck, nicht mal der Trolley war dieses Mal dabei. Zahnbürste, Flip-Flops, Bikini, Shorts und T-Shirts…viel mehr braucht es nicht. Ein Buch vielleicht. Ich saß auf dem Deck und übte den Palstek und war überrascht, dass mein Gedächtnis den Knoten trotz langjähriger Boots-Abstinenz noch drauf hatte. Und ja, es hat schon was, sich abends in die kleine Schlafkoje zu verziehen, ohne Fernseher und sonstige Ablenkungsmanöver. Das sanfte Schaukeln befördert jeden Unruhegeist in den Tiefschlaf, selbst mich.
Im Golf von Triest kommt man sich angesichts der riesigen Frachtschiffe mickrig klein vor – ob nun mit Boot oder ohne. Triest – ich kann nicht zählen, wie oft ich hier schon war. Dieses Mal – es mag am August liegen, wenn viele Geschäftstüren schließen und sich die italienischen Städter auf sonnige Inseln verdrücken – war das Flair ein anderes. Als hätte Triest seinen mondänen Glanz vergangener Tage im Sommer wie ein altes Kleid abgelegt. All jene, die der Stadt treu bleiben, liegen im August wie die Sardinien auf dem Asphalt. Zu knappe Hosen, zu braune Haut, zu viel Zigaretten, zu laute belanglose Wortfetzen in der Luft und ein Trampelpfad über die Straße hinüber zur nächsten Bar. Vielleicht ist der Italiener auch nicht mehr das, was er mal war. Viel Auswahl hat er eben nicht am östlichsten Zipfel Italiens, um sich der Sommerfrische hinzugeben. Denn auch in den Buchten von Duino oder Sistiana findet man kaum Parkplätze, geschweige denn Platz für ein Handtuch auf dem harten Stein der Kaimauern.
Man sollte der Versuchung widerstehen, sich in Duino einen Liegestuhl im Beachclub Dama Bianca oder einen Sitzplatz im Ristorante Al Cavalluccio zu gönnen, denn beides ist nur auf den ersten Blick ein Vergnügen. Warum sich den Abend um teures Geld mit gekonnter Überheblichkeit und schlechtem Service ruinieren zu lassen, nur weil man dort meint, sich auf den Vorteil bester Lage ausruhen zu können? Besser ist es, auf der Kaimauer sitzen zu bleiben und zu warten, bis die Sonne untergeht. Und das tut sie mit Glanz, Glorie und purer Idylle. Danach fährt man ins Tre Noci in Sistiana. Kein Meerblick, dafür um Welten besseres Essen, zuvorkommende Bedienung und ein Ambiente das mit italienischer Detailverliebtheit glänzt.
Friaul-Julisch Venetien Part 2: Udine
Die Überraschung dieses 3-Tage-Trips, der spontan auf vier Tage ausgedehnt wurde, war Udine. Ein Städtchen, das ich immer nur von den Autobahnabfahrtsschildern kannte und es nie der Mühe wert fand, dort auch nur einmal anzuhalten. Ein großer Fehler. Doch wer konnte schon ahnen, dass sich hier, mitten in Friaul ein Stück Toskana oder Umbrien versteckt? Ja, es war mir bekannt, dass Freundinnen ganz gerne Shopping-Touren dorthin unternehmen, doch dabei kam mir immer nur der überdimensionale Pittarrello mit seinen zu billigen Schuhen in den Sinn. Also konnte ich es kaum fassen, dass ich über verkehrsberuhigtes Kopfsteinpflaster schlenderte und eine Piazza nach der anderen überquerte. Schöne Boutiquen, die ich mir gerne näher angesehen hätte, hätte ich nicht schon weiterziehen müssen. Hübsche Cafés unter Arkaden, die es locker mit denen im toskanischen Pisa aufnehmen hätten können. Eine alte steinerne Treppe, die umrahmt von viel Grün zu einem alten Palazzo führte. Sofort beschloss ich wieder zu kommen, um beim nächsten Mal in der Osteria & Locanda Al Cappello ein Zimmer zu nehmen. Ich war entzückt und das obwohl es in Strömen geregnet hat, während ich geschützt unter antiken Torbögen den dritten Cappuccino des Tages bestellte. Mein Flashpacker-Motto: Wenn du eine Stadt magst, wenn es regnet, wirst du sie lieben, wenn die Sonne scheint. In diesem Sinne: Udine, ich komme wieder – und dann zeig‘ mir was du kannst, wenn man dich in warmes Licht taucht!
3 comments
…macht Lust auf Me(e)hr – ich will auch ;-)
Das Wollen geht ja auch allem voran! ;-) Dauert vielleicht noch ein bisschen, bis die Jahreszeit wieder danach ist…
Triest. Alles vermasseln, aber es trotzdem schön reden. Wie Italo Svevo. Nur so kann man diese Stadt genießen.