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InstaTrip #5: Palma de Mallorca – einmal und immer wieder.

Unzählbar oft durch dieselben Gassen gewandert, Café con leche in denselben Bars getrunken, wieder und wieder staunend vor der imposanten Kathedrale Halt gemacht. So ist das mit Mallorcas Hauptstadt. Man kommt gerne wieder, auch wenn sich nichts Wesentliches verändert.

Man kann unendlich oft nach Palma de Mallorca kommen, ohne dass es jemals langweilig werden würde. Und immer wieder ist man erstaunt, dass das Leben gerade mal eineinhalb Flugstunden von der Heimat entfernt, so anders sein kann. Stets sonnig, leicht und gut gelaunt.

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KÖRBEWEISE ORANGEN. SPÄTER LIEBEVOLL ZU SAFT GEPRESST.

Es mag an den warmen Farben liegen und bestimmt auch am sanften Rauschen des Meeres. Beides so präsent wie die Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen von Palma gerne vor Anker gehen. Ich liebe das Gefühl, morgens um 8 Uhr schon im Landeanflug zu sein und der Insel von oben beim Erwachen zuzuschauen: Das türkisblaue Meer, so glatt wie ein Teppich, schmiegt sich an zerklüftete Küsten und geschwungene Sandstrände. Da und dort Segelboote, die von oben wie kleine gefaltete Papierschiffchen wirken. Kaum der hektischen Flughafen-Atmosphäre sowie frohlockenden Junggesellinnen mit glitzernden Strohhüten entkommen, tut man sein Bestes, um schnell im gemächlichen Inselleben unterzutauchen.

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MALEN UND MUSIZIEREN. MEHR FÜR SICH SELBST ALS FÜR DIE ANDEREN.

Dem Charme der Altstadt möglichst schnell erliegen? Die Taxifahrt vom Flughafen dauert gerade mal 15 Minuten. So befindet sich der smarte Reisende ganz schnell im Mittelpunkt urbaner Geschäftigkeit und südländischer Gemächlichkeit. Touristen bevölkern die Gassen, Treppen und Plätze rund um die mächtige Kathedrale wie Ameisen. Dennoch kann man sich in die Atmosphäre, die sich um Straßenkünstler, Musikanten und Maler legt, verlieben. Fast so als wäre man am Montmartre.

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WO KREIDE KUNSTVOLL AUF HOLZ TRIFFT, LÄSST ES SICH VERWEILEN.

Direkt an der Kathedrale vorbei hält man sich rechts, wagt sich in weniger bevölkerte Gässchen. Trifft auf Tapas-Bars, die lieber vom Hunger und Durst Einheimischer leben, statt ihre Kellner mit Speisenkarten winken zu lassen. Es ist die Schlichtheit, die auf den versierten Flashpacker anziehend wirkt: Das typische Holzmobiliar ohne Schnörkel wirkt verloren unter kühlen hohen Mauern. Fast schon düster wirkt das Ambiente von außen. Keine Stühle und Tische adrett im Freien aufgebaut? Ein weiteres, gutes Zeichen, dass es sich hier die Locals schmecken lassen.

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AUCH DEM CHAOS WOHNT ORDNUNG INNE.

Es gibt Städte. die lassen sich ohne Stadtplan so viel besser erkunden. Man lässt sich treiben und geht doch nie verloren. Ganz wie von selbst kehrt man nach einiger Zeit in geschäftigere Areale zurück, in welchen man sich einem neuen Rhythmus anpasst. Die belebteste Einkaufsstraße Palmas, die vom Plaça Major zweigeteilt wird, ist nicht mehr als eine enge, lange Gasse. Es gibt viel zu sehen, wie dieses unordentliche Büchergeschäft. Die wild aufgefächerten Postkarten unterstreichen das herrliche Chaos auf der Straße. Es fällt nicht auf, im Minutentakt die Seite von Auslage zu Auslage zu wechseln.

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DEN GAUMEN FÜR EINEN MOMENT DIE ZEIT ANHALTEN LASSEN.

Achja, da war ja noch dieser entzückende Feinkostladen, nicht weit von der Kathedrale: Bei ‚Coses Bones‘ setzt man Hand in Hand mit vegetarischen Restaurants, die in Palma seit einiger Zeit wie Pilze aus dem Boden sprießen, ein ökologisches Statement, das nicht vor Öl trieft. Wir gönnen uns eine ‚Coca de verdura‘ und dazu nicht nur frisch-, sondern auch von Hand gepressten Orangensaft.

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EIN REISESOUVENIR MACHT FREUDE.

Ich habe einen ganz bestimmten Weg, dem ich fast blind durch Palmas Altstadt folge. Er hält mich nicht lange auf der bevölkerten Einkaufsstraße. Nein, der Desigual-Laden ist nicht daran schuld. Es ist einfach so. Meine Mitreisenden folgen mir ohne Widerrede. Ich muss abbiegen, dort an der Ecke von Bijoux Brigitte. Weg von den hässlichen Ketten – im doppelten Sinne. Wie von selbst wandere ich über Steintreppen zwischen hohen Altstadthäusern. Irgendwann an einem Ableger meines geliebten ‚Fibonacci‘-Cafés vorbei.

ÖLE, GEWÜRZE UND FRISCH GEBACKENES BROT.

Auch dort verbreitet sich der Öko-Lifestyle mit hausgemachtem Brot, Cappuccino mit Sojamilch und hübsch verpackten Patatas-Bravas-Gewürzmischungen zum Mitnehmen für Zuhause. Und dann natürlich hinein ins chice ‚Bossa‘: Kein sündhaft teures Geschmeide, aber chicer Modeschmuck, der einfach anders und besonders ist. Es muss ein Freundschaftsbändchen mit goldener Einfassung sein. Das leistbare Flashpacker-Souvenir baumelt seitdem willig an meinem Handgelenk.

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OHNE ÜBERLEGEN DEN RICHTIGEN WEG EINSCHLAGEN.

Und man folgt unsichtbaren Spuren durch schmale Gassen und wird irgendwann – nachdem man im Vorbeigehen ganz sicher noch im kleinen ‚Brownie‘-Store nach kuscheliger Casual-Wear Ausschau gehalten hat – auf den ‚Passeig des Born‘ gespuckt. Wenn es die Zeit erlaubt, trinkt man einen Café con Leche in der ‚Bar Bosch‘.

CAFÉ CON LECHE GANZ KLASSISCH.

Vielleicht schon zu Tode getrampelt in dutzenden Reiseführern, ist der Kaffee dennoch ein Genuss mit Tradition und den überteuerten ‚Cappuccino‘-Cafés mit ihrem überreiztem Corporate Design jederzeit vorzuziehen. Umgekehrt verhält es sich beim Essen: Ein Sandwich Vegetal im Cappuccino-Café kann wesentlich mehr als ein Bocadillo in der Bar Bosch.

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DIE GEMÄUER DER KATHEDRALE ALS ORIENTIERUNGSPUNKT.

Ist die Lust auf Shopping weiterhin groß, ignoriert man C & A, gleich gegenüber der Bar Bosch, und findet rechts daneben die Boutique ‚Bimba & Lola‘. Nicht immer kann man mit der Mode dort etwas anfangen, stets aber mit den Accessoires. Fast nie kann ich an dem Laden vorbeigehen und fast immer komme mit einer kleinen Tüte in der Hand wieder raus. Mit der verbleibenden Energie unter den flotten Sohlen kehrt man zurück in Richtung Kathedrale. Jetzt ist Gelegenheit und Verlockung groß, die Seiten zu wechseln: Im ‚La Lonja‘-Viertel sind die Gassen noch ein bisschen schmaler. Es ist nach wie vor die hippe Gegend Palmas, in der sich Concept-Stores und Tapas-Bars aneinanderreihen. Auch das moderne ‚Zunray‘-Yogastudio sorgt hier in einem loftartigem Backstein-Gebäude für urbane Yoga-Vibes.

Nicht zu früh sollte man im chicen Ausgehviertel für das Abendessen bereitstehen. Nein, man will den hungrigen Touristen keinesfalls schon um 19.00 Uhr die Sitzplätze streitig machen. Man kommt erst wieder, wenn gelbgoldene Lichter die dunklen Gassen erhellen. Würde in einer der Tapas-Bars jemals ein ‚Pimientos de padron‘ Wettessen stattfinden, ich würde ganz sicher gewinnen. Ich kann davon soviel essen, wie ich Kokosnusswasser trinken kann. Ja, auch Vegetarier kann man mit Tapas erfreuen. Dazu am liebsten Wein von José Luis Ferrer aus Benissalem. Später dürfen es auch Cocktails sein, doch längst geht man nicht mehr ins ‚Abaco‘, hinter dessen Holztor sich zwar eine mondäne Altstadtvilla mit üppig dekorierten Obstkörben verbirgt, die Cocktails allerdings sind mittlerweile nichts außer teuer. Es findet sich etwas anderes, denn bis spät in die Nacht lautet die Devise: einfach treiben lassen!

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2 comments

  1. Du sprichst mir aus der Seele – schöner Bericht! Inselliebe! <3

    1. Ja, Malle kann’s ;-)