Die schönsten Reisen sind die, die man niemals machen wollte. So lautet meine Erkenntnis, die ich aus der französischen Stadt Nantes mit nach Hause genommen habe.
Nantes stand auf meiner Städtetrip-Liste nicht besonders weit oben. Ehrlich gesagt stand die Stadt im Pays de la Loire in Frankreich und ehemalige Hauptstadt der historischen Bretagne überhaupt nicht drauf. Nantes ist eben nicht Paris und auch nicht Mailand oder London. Nantes würde man vielleicht in einem Atemzug mit Valencia oder Porto erwähnen. Städte, von denen man weiß, dass sie sehenswert sind, die man aber erst dann ins Visier nimmt, wenn man Barcelona, Lissabon oder Paris schon kennt.
Mit der TBU Travel Conference rückte Nantes in mein Blickfeld. Ja, warum nicht, dachte ich, es liegt schließlich nicht weit weg vom Meer. Städte am Meer haben bei mir sowieso einen Stein im Brett. Sonst wusste ich nicht viel über die Stadt. Ich wusste nicht wie herrlich anders es außerhalb von Paris sein kann, nur eine zweistündige Fahrt mit dem TGV von der Hauptstadt entfernt. Wie beschaulich das Leben an der Küste Frankreichs sein kann, wie bekömmlich der Roséwein und wie teuer das Bier. Wie schön es ist, das fast verlernte Französisch wieder aufzufrischen, weil man weiß, wie ungern die Franzosen fremde Sprachen sprechen. Wie gut all die Crepês, Gallettes und Pains au Chocolat schmecken können und wie schwer es ist, einen guten Kaffee dazu zu trinken, auch wenn die Franzosen sogar ohne Hemmung das italienische Wort „Cappuccino“ in den Mund nehmen.
Nein, ich hatte keine Ahnung, wie sehr man eine ehemalige Hafenstadt mit Kunst und moderner Architektur vollpacken kann und wie viele Geschäfte, Cafés, Restaurants in eine Stadt mit 288.000 Einwohnern passen. Auch wusste ich nicht, dass ich mich in Nantes an unkomplizierten Organic Food-Restaurants erfreuen würde und mir nicht, wie in Paris, fleischlastige Drei-Gänge-Menüs auf weiß gedeckten Tischen aufgezwungen werden. Weil die Universität in Nantes Studenten aus aller Welt anlockt, die das Flair der verkehrsberuhigten Altstadt prägen.
Alleine eines war die Reise wert: Morgens von den Geräuschen einer spät und gemächlichen erwachenden Stadt geweckt zu werden, den meterlangen Vorhang beiseite zu schieben und die Flügel der französischen Fenster weit zu öffnen. Ein Stück hinaustreten, sich am schmiedeeisernen Geländer festhalten, im Haus gegenüber eine alte Madame durch ihre drei Meter hohen Räume schreiten zu sehen, das Treiben in der Straße zu beobachten und dann in den weiten Himmel und die Sonne zu blinzeln. Nantes, es war mir eine Freude, dich kennengelernt zu haben!