Die Kunst der Langsamkeit. Der Sinn für das Wesentliche. Eins sein mit dem Glück. All das passiert im Hotel Schwarzschmied in Südtirol, nicht weit von Meran.
Mit dem Zug fahre ich nach Lana, um der Schmied meines eigenen Glücks zu werden. So oder so ähnlich. Der Spätherbst zeigt sich von seiner besten Seite, die Sonne legt sich um die Südtiroler Berge. Ich bin zuversichtlich, dass ich im Hotel Schwarzschmied ein Stück vom Glück finde – und die Antwort auf die Frage: Wie fühlt sie sich eigentlich an, eine Auszeit im Lebenskunsthotel?
Lebenskunst, Lebensstil, Lebensart. Worte, die mir gefallen. Das Hotel Schwarzschmied tut es auch. Schon an der Rezeption breitet sich Wohnzimmer-Atmosphäre aus – ein großer Holztisch mit aufgefächerten Zeitschriften, gemütliche Sitzgelegenheiten, sanftes Licht, ein offener Kamin und in der Ecke die Bar, die Hochprozentiges mit subtiler Beleuchtung inszeniert. Der junge Hotelchef Klaus Dissertori führt mich in mein Zimmer im Gartenflügel, das trotz meiner frühen Anreise um die Mittagszeit schon fertig ist. Wir passieren einen schmalen Durchgang mit Perserteppich am Boden und einer langen Kreidetafel an der Wand, die als Gästebuch dient. Nice! Weiter geht es an großen Glasfronten, der SPA-Rezeption mit ihren dekorativen Apothekerflaschen, der Granderwasser-Station und den lichtdurchfluteten Räumen mit Ruheliegen vorbei. Alleine hätte ich mich längst verlaufen, was angesichts der schönen Winkel, die es im Schwarzschmied zu entdecken gibt, gar nicht mal ein Nachteil ist.
Apfel, Buch & Yogamatte – die Kunst, das Leben zu genießen
In meinem Zimmer angekommen, möchte ich erst einmal die Füße hochlegen. Das Bett ist smarterweise in die Richtung des großzügigen Balkons ausgerichtet, von dem ich auf das Stammhaus blicke. Ich atme tief ein und relaxt wieder aus – und stelle fest: Man beherrscht die Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig perfekt! Genug Accessoires, um sich wie zu Hause zu fühlen und doch wirkt das minimalistische Design stets aufgeräumt. Und was mich betrifft: Ich brauche Ordnung – egal, ob bei der Arbeit oder bei der Entspannung! Ob es Zufall ist, dass der Apfel auf dem Tisch mit der Farbe des Kissens und des Buches im Regal harmoniert? Bestimmt nicht. Erst im März wurden die 26 neuen Boutique-Zimmer der „Glücksschmiede“, der Spa und das Slow Food-Restaurant La Fucina eröffnet. Sie tragen die Handschrift von Architekten & Künstlern: Thomas Pederiva, Christina von Berg und Hannes Egger. Letzterer hat die nach Themen und Aussehen gewählten Bücher – keinesfalls zufällig – in das Bücherregal über meinem Schreibtisch gestellt. Es sind diese nicht alltäglichen Details, die mir sofort ins Auge stechen. Das Badezimmer gibt genügend Raum und Komfort. Im Schrank lehnt eine Yogamatte, deren graue Farbe perfekt zum Rest des Zimmers passt, wie ich später beim Üben mit reichlich Platz zwischen Bett und Sofa feststelle. Der runde Teppich sieht so gemütlich aus, dass ich Yoga auch ohne Matte probieren muss.
Veggies welcome: gesundes Slow-Food im Hotel Schwarzschmied
Die Ästhetik lässt sich vom ökologischen Anspruch leiten, der urbane Lebensstil mischt sich mit Südtiroler Authentizität. Die jahrzehntealte Seele des familiengeführten Hotels, ist nicht nur im Stammhaus, sondern auch in den neuen Räumen deutlich spürbar. Das Restaurant, in dem ich mir einen Schoko-Birnen-Kuchen vom Nachmittagsbuffet gönne, gefällt mir vermutlich aufgrund der großen Glühbirnen, die mittig über großen Holztischen hängen (und auch den Stiegenaufgang im neuen Hotelfflügel zu einer kleinen Stiloase machen), besonders gut. Mit Selbstverständlichkeit kredenzt man hier später beim Abendessen kulinarische Variationen, die sämtliche Ernährungsbedürfnisse berücksichtigen. Ich tauche ein in das Slow Food-Erlebnis – mit Salaten, Suppen, Veggie-Gerichten und herrlichen Südtiroler Weinen. Als das Dessert, das auf der Menükarte steht, nicht mehr zu schaffen ist, lasse ich mich doch noch zu einem leichten Himbeersorbet überreden. Das Servicepersonal zeigt trotz des gut gefüllten Lokals keinerlei Hektik und überzeugt mit aufmerksamer Freundlichkeit, die auch am nächsten Tag zum Frühstück nicht abreißen will.
Wake up & Relax! Yoga im Lebenskunsthotel Schwarzschmied
Ich stehe früh auf, denn um 8.00 Uhr steht Yoga auf dem Programm, das ich mir keinesfalls entgehen lassen will. Eine klitzekleine Minute zu spät schleiche ich mit einer anderen Dame noch in den Raum. Wir lassen uns auf den letzten beiden freien, kreisförmig aneinandergereihten Matten nieder. Stefanie Dariz, die neben dem mehrmals in der Woche stattfindenden Yoga auch mehrtägige Retreats im Hotel anleitet, führt mit sanften Asanas und Achtsamkeitsübungen durch die gut besuchte Stunde. Zu meinem heiß ersehnten Downdog, der mir beim Aufwachen hilft, will es nicht so recht kommen, aber ich verstehe die Intention der Yogalehrerin, die auf die Bedürfnisse teilnehmender Yoganeulinge Rücksicht nehmen muss. Im ausgiebigen Shavasana stelle ich mir vor, wie schön Yoga sein muss, wenn es in der warmen Jahreszeit im angrenzenden Schwarzbauergarten ausgetragen wird – dort, wo man unter einer Kiwi-Pergola sitzt und auch Kräuter, Obst und Gemüse für das Hotelrestaurant angebaut werden.
Wo Südtirol wohl am schönsten ist: Lana, Bozen und Meran
Etwas später schwelge ich in den vielen Köstlichkeiten, die das Buffet hergibt. Zu viel, um alles aufzuzählen und erst recht zu viel, um alles zu probieren. Denn der Tag will gelebt werden im Lebenskunsthotel! Die Sonne macht mir die Entscheidung leicht: Ein Ausflug nach Meran, der Spa muss bis zum Abend warten. Das Schwarzschmied hat Glück, es liegt nicht weit von Bozen und noch näher bei Meran. Die verträumt-verstaubte Idylle dieses alten Kurortes muss man schon mal gesehen haben. Bevor ich ins Hotel zurückkehre, spaziere ich noch kurz durch Lana und bin auch von diesem reizenden Städtchen zwischen hohen Berggipfeln und sanft geschwungenen Weinbergen entzückt.
Der Schwarzschmied-Spa: Zwischen Pool, Ruheliegen und offenem Kamin
Eine geschwungene Form zeigt auch der beheizte Außenpool im Hotel Schwarzschmied. Entweder dort oder im kleineren Innenpool lassen Gäste ganz gerne den Tag ausklingen. So auch ich. Das reduzierte Hoteldesign findet in den Ruheräumen seine Vollendung, gleich in der Nähe von Sauna und Dampfbad flackert das Feuer im offenen Kamin. Man könnte noch hier bleiben, eine Zeitschrift oder eines der wirklich gut ausgewählten Yogabücher zur Hand nehmen, doch die Zeit vergeht im Lebenskunst-Hotel wie im Flug. Ich nehme mir einfach vor, wieder mal ins Schwarzschmied zu kommen. Nämlich dann, wenn das Wetter richtig ungemütlich ist und es draußen nichts zu verpassen gibt. Dann kann ich mir vorstellen, dass dieses familiäre Hotel zur heimlichen Festung, zum perfekten Hideaway inmitten der Südtiroler Bergwelt wird. Man verkriecht sich hier ein paar Tage mit seinem Liebsten. Einfach so, ohne einer Menschenseele etwas davon zu sagen. Ohne Laptop, ohne Smartphone. Und obwohl das WIFI hier im Lebenskunsthotel perfekt funktioniert, wird man dem Versuch nicht widerstehen können: Zu spüren, was es bedeutet, im Hier und Jetzt zu leben, den gegenwärtigen Moment in vollen Zügen zu genießen.
Hotel Schwarzschmied
Schmiedgasse 6, 39011Lana // Südtirol, Italien
Dinge, die man nicht erwarten würde…
- urbanes Design vom Feinsten, das die gewachsene Seele des familiengeführten Hotels in sich trägt
- Yogamatte und Rucksack sind für alle Fälle im Zimmer deponiert
- angenehm familiäre Atmosphäre, die niemals aufdringlich wird
- die neuen Designzimmer haben reichlich Platz und schöne Balkone mit viel Sonne
- im modern gestalteten Spa finden sich großzügige Ruhe- und Relaxbereiche
- das Frühstücks- und Abendbuffet macht selbst Ernährungsfreaks glücklich
Dinge, die man vermissen könnte…
- der Innenpool ist ein bisschen zu klein geraten, um darin seine Runden zu ziehen
One comment
Und wieder so ein tolles Hotel zum verlieben. Vor allem, der Punkt, dass Vegetarier willkommen sind! :)