Hotels dürfen durchgestylt sein und gerne ein bisschen verrückt. Vintagemöbel, Designerlampe und Coffetable-Books. Doch was passiert, wenn man Style und Design gegen gediegene Eleganz eintauscht? Die etwas andere Flashpacking-Erfahrung neulich in München…
Das versierte Flashpacking verlangt nach Zeit, Muße und Geduld. Auf der Suche nach dem passenden Hotel wird das WWW nach Begriffen wie „Design“ oder „Boutique“ durchsucht, die engere Hotelwahl einem zweiten prüfenden Blick unterzogen sowie alles – Lobeshymnen und Tadel, Gästefotos und Profibilder – kritisch beäugt. Zuletzt gilt es, das auserwählte Domizil zum besten Preis zu finden. Doch an jenem Wochenende war alles anders. München stand auf dem Programm und eine Stunde vor Abfahrt war keine Zeit mehr, in verspielter Manier die Suche nach chicen Boutique-Hotels zu vertiefen. Zudem habe ich oft genug die Hotels zwischen Bahnhof und Marienplatz ausgesiebt, um zu wissen, dass es da ein annehmbares Fleming’s gibt oder ein gewöhnungsbedürftiges Cocoon. Wüsste man nicht wohin mit seinem Geld, könnte man natürlich auch das Louis am Viktualienmarkt nehmen.
Flashpacking neu gedacht: ein „gediegenes“ Wochenende in München
Das Anna Hotel schwebte mir vor, weil mich das Gebäude immer irgendwie an das Flatiron Building in New York City erinnert, ich schon immer mal dort wohnen wollte, aber es bisher noch nie getan habe. Auch dieses Mal nicht, denn unter Dutzenden Hotels, im Eilverfahren auf den Bildschirm gerufen, blinzelte mir plötzlich das Excelsior entgegen. Das klang so wunderbar verwegen nach Grand Hotel. Dort wo seit 40 Jahren nichts mehr verändert wurde, weil jedes antike Möbelstück noch locker 100 weitere Jahre hält. Excelsior – das klingt nach Portier und Drehglastür, nach einer langen Bar und jeder Menge Whiskey. Nach plank polierten Kronleuchtern, offenem Kamin, Praline auf dem Kopfkissen und…..ja, so war es dann auch. Fast jedenfalls.
„Wer braucht schon diesen Design-Schnickschnack, die angepriesene iPod-Dockingstation als wäre das eine Sensation. Wer braucht Boutique-Hotels mit ihren auf Vintage getrimmten Ohrensessels, die individuelles Flair vortäuschen sollen“, hörte ich mich auf dem Weg nach München sagen.
Die Rezeptionistinnen im Dirndl, das Hirschgeweih an der Wand: Der Empfang wirkte mondän und bodenständig zugleich. Zumindest für alles Traditionelle schien man sich in der Heimat des Oktoberfests auch im Februar nicht anstrengen zu müssen. Auf dem Weg zum Zimmer passierten wir jenen Raum, den man im Boutique-Hotel wohl „Lounge“ nennen würde: hohe bemalte Decken, Sofas und ein Kamin. Der Hang zum Überladenen erzeugt Wärme und Gemütlichkeit, könnte man sagen.
Hirschgeweih an der Wand, Praline am Nachttisch
Die Pralinen ruhten wie erwartet auf dem Nachtkästchen, als wir das Zimmer betraten. Der Sekretär schmückte sich mit Holzintarsien, die Lampen an Wänden und Decke gaben sich derweil goldfarbener Verschnörkelung hin. Im Badezimmer leuchteten betagte Armaturen von marmorierten Wänden. Die Kosmetikprodukte mit Excelsior-Logo reihten sich auf einem Porzellan-Tablett wie Soldaten aneinander. Warum auch nach verspielten Drapierungen suchen, wenn man am Altbewährten festhalten kann.
Mag man keine Überraschungen ist man in einem Hotel wie dem Excelsior bestens aufgehoben. Es ist ein bisschen so als würde man seine wohlhabenden Großeltern besuchen. Die Pendeluhr an der Wand und das Silberbesteck seit Jahr und Tag in derselben Schublade. Eine Überraschung gab’s dann doch: Das Housekeeping hatte die Bettdecke aufgeschlagen und zudem vor dem Bett jeweils ein kleines Tuch ausgebreitet. Das hat irgendwie was. Ich mag ja kleine Unnötigkeiten, da spricht die Diva aus meiner Seele. Sonst hätte ich nämlich meine zarten nackten Sohlen beim Zubettgehen mit dem Teppich in Berührung bringen müssen. Denn ja, das Gediegene hat seine Tücken und kommt selten ohne Teppich und Tapete aus.
FAZIT: Wer moderndes Design gegen bodenständige Eleganz eintauschen möchte, ist im Excelsior an der richtigen Adresse. Kommt man öfter, sind die Chancen groß, in die Riege willkommener Stammgäste aufzusteigen. Vermutlich tun sich dann noch ganz andere Welten am Service-Himmel auf.
Hotel Excelsio // Schützenstraße 11, 80335 München // www.excelsior-hotel.de Dinge, die man vermissen könnte:- Nicht alle Zimmer haben den mondänen Glanz, der auf diversen Buchungsplattformen angepriesen wird.
- Die noch nicht renovierten Badezimmer haben einen eigenwilligen Charme. Wie gesagt: als sei man bei den wohlhabenden Großeltern zu Gast.
- Abendlicher Roomservice, der neben dem Aufschlagen der Bettdecke auch das Ausbreiten eines Tuchs vor dem Bett inkludiert.
- Die niedrigen Minibar-Preise: Jedes Getränk kostet 1 Euro.