Wo schläft ein kostenbewusster Flashpacker in München? Motel One könnte man wie aus der Pistole geschossen antworten. Aber auch wenn das vorherrschende Farbkonzept (Türkis, wohin das Auge reicht!) meinen Sinnen und Vorlieben äußerst gelegen kommt, darf es ruhig mal etwas Neues sein. Ein Flashpacker ist schließlich experimentierfreudig. Und so fiel die Wahl auf das Cocoon.
Nun ja, Bahnhofsnähe ist eigentlich nur eines: praktisch. Letztendlich war es daher eher der unschlagbare Zimmerpreis von 73 Euro und ein gut bewertetes Designversprechen, das den Ausschlag für meine Buchung gab. Leuchtend grüne Schriftzüge verfehlt man nicht und so war es auch schnell gefunden, das Cocoon. Die Farbe Grün, Wassergeplätscher und ein Mr. Bombe (nein, ich hab‘ mal besser nicht gefragt, was es mit dem Schild an der Rezeption auf sich hat) empfingen mich, aber nur ersteres begleitete mich auf mein Zimmer, um dort mit kräftigem Orange eine Liason einzugehen.
Die Sehnsucht nach Motel One-Türkis war in diesem Moment plötzlich besonders groß. Da konnte mich auch die Affenschaukel aus – natürlich – orangefarbenem Plexiglas nicht milde stimmen. Egal, was ich in diesem Zimmer auch auspacken würde, es würde sich farblich auf alle Fälle angiften. Zum Glück strahlte das Licht ganz sanft zwischen Bett und Bambus-Fototapete. Und es gab gleich noch etwas, das einem die Nacht im Cocoon versüßen soll: Die moderne Chaiselongue mit verschiebbarem Tischchen, die uns technisierten Flashpackern sehr gelegen kommt. Mein iPad verstand sich jedenfalls prächtig mit der Szenerie, was wohl an seiner giftgrünen Abdeckung lag.
Beim Probeliegen hefteten sich meine Augen unwillkürlich auf den (echten!) Birkenbaumstamm, der sich elegant an die Wand schmiegte. Und bevor man sich fragt, wie eine Birke in den Dschungel kommt, hat man erkannt, dass ein gewitzter Interieurmensch diesen Effekt nutzen wollte, um dem Flatscreen ein bisschen Öko-Flair einzuhauchen. Gleich darunter ein Eck für die Logitech-Anlage rausgeschnitzt. Gut, da ist der halbe Baum im Zimmer eigentlich die größere Sensation. Ich war noch ein bisschen entsetzt vom Teppichboden mit Blattmotiven und dem kleinen Heizstrahler, den man mir auf der Chaiselongue mangels Heizung nonchalant deponiert hatte, als ich vorsichtig das Badezimmer betrat.
Und nein, weder Farbschock noch ein weiterer Design-Fauxpas strahlten mir entgegen, sondern eine chice, geräumige Regenwalddusche (so heißt es doch, oder?) wie der Mai-Ausgabe von Architektur & Wohnen entsprungen. Auch Waschbecken, Fliesen und Armaturen präsentierten sich in einem stimmigen Bild, das aus dem Budget-Hotel gleich viel eher ein Design-Hotel werden ließ. Insgesamt stand ich wohl länger unter der Dusche als im Rest des Zimmers. Das großzügig plätschernde Nass war einfach verlockender als barfuß auf dem Blätterteppich zu spazieren.
Und am nächsten Morgen belohnte ich mich daher gleich nochmals mit einem ausgiebigen Duschritual! Über das Frühstück kann ich übrigens leider keine Auskunft geben, da ich nach dem Vernehmen von Automatenkaffeegeräusch sicherheitshalber auf direktem Weg ausgecheckt habe.
FAZIT: Eine tolle Dusche lässt einen über viele Schwächen hinwegsehen! Und wer sich an Budgethotelketten à la Motel One längst satt gesehen hat, kann ruhig mal zum gleichen Preis für eine Nacht in den urbanen Regenwald auswandern.
Cocoon Stachus
Adolf-Kolping-Str. 11
80336 München
4 comments
*gg* Spannender Artikel! Also die Regenwalddusche hätte ich nun auch gerne. Ich glaube, ich setze das Cocoon einmal ganz oben auf die Liste für meinen nächsten München-Besuch. Aber nur im Sommer – ich bin sehr kälteempfindlich. ;-)
…wenn’s zu kalt wird, dann einfach ab unter die heiße Dusche! Eine wahre Wonne!
Das Cocoon in München ist eine coole Alternative, schön geschrieben :-)
War auch schon dort- wirklich super Location! Wen das interessiert, hier ein Tip von mir: schaut einmal auf Auslandsinfo.com Dort gibt es die besten Infos für deutschsprachige im Ausland.