Der Winter hatte seine Chance und er hat sie auch genützt. Die Jufenalm und der Ritzensee haben dazu beigetragen, dass wir so etwas wie Freunde wurden.
Ich tue mir ja seit jeher mit dem Winter ein bisschen schwer. Wenn man mich fragen würde, auf welche Jahreszeit ich am liebsten verzichten würde, ja, dann wäre das der Winter. Mir würde auch garantiert nichts fehlen, wenn der Winter nur zwei Wochen dauert und dann der Frühling käme, der mit singenden Vögeln und blühenden Bäumen den Sommer ankündigt. Und dieser Sommer, der mir von allen Jahreszeiten einfach der allerliebste ist, dürfte sich dann über Monate dahinziehen. In seine ganzen Pracht. Beach. Sonne. Salzwasser. Leichtigkeit.
Ich käme niemals auf die Idee, den Winter zu vermissen, würde er sich nicht irgendwann von selbst aufdrängen.
Nun kenne ich aber genug Leute, die das genau anders sehen. Die stehen auf den Winter mit allem, was dazu gehört. Sie mögen die klirrende Kälte, den Schnee und treiben sich mindestens einmal pro Woche skifahrend auf irgendwelchen Bergen herum. Diese Menschen sind mir ein genauso großes Rätsel wie Vorbild. Ich möchte auch so sein! Ich möchte den Winter lieben können! So wie den Sommer oder wenigstens halb so sehr. Das Yin & Yang-Prinzip, das ich im Alltag und auf der Yogamatte äußerst nützlich finde, besagt ja auch, dass es immer beide Kontraste braucht, um in Balance zu bleiben: Tag und Nacht, Hitze und Kälte, Sommer und…ja, genau: Winter!
Ich werde wohl mein ganzes Leben lang dem Sommer hinterher heulen, sobald er sich verabschiedet. Aber ich lerne auch jedes Jahr, ein bisschen besser mit dem Winter umzugehen. Mittlerweile besitze ich zum Erstaunen meiner Freunde sogar eine echte Winterjacke. Und in diesem Jahr habe ich in wasserfeste „Ich-bin-bereit-jederzeit-in-die-Antarktis-auszuwandern“-Stiefel investiert.
Ich besitze sogar so etwas wie einen Lieblingsschal. Aus Cashmere natürlich. Und den hätte ich nicht, würden sich die Cashmere-Ziegen nicht so gerne dort aufhalten, wo es kalt ist!
Was aber die allerwichtigste Maßnahme für die Winter-Liebe ist, ist ihn zu erleben. Rauszugehen. Schneeballschlachten. Rodelpartien. Hüttenabende. So etwas in der Art. Also tue ich mein Bestes, die schönen Seiten des Winters nicht zu verpassen. Also dann, wenn der Himmel blau ist, die Sonne auf endlose Schneelandschaften strahlt und diese Komposition nur von der Kulisse grau-weißer Gipfel durchbrochen wird. Ja, das mag ich sogar! Wer würde das nicht mögen? Da ich aber ein bisschen unbeholfen bin, wo ich mich denn nun am besten in den Winter verlieben kann – welche Alm? welche Hütte? welcher Gipfel? welches Tal? – bin ich immer sehr dankbar für heiße Tipps. Ist ja nicht so, als gäbe es keine Hütten, Langlaufloipen und Rodelbahnen im Salzburger Land. Nur kennen muss man sie halt. Insofern gab man mir glücklicherweise den Tipp, der da hieß: Maria Alm! Rauf zur Jufenalm, dort gibt’s auch eine Rodelbahn! Übernachtet haben wir im nicht weit davon entfernten Ritzenhof und dort einen Spaziergang rund um den malerischen Ritzensee auch gleich mitgenommen. Es war ein herrliches Wochenende voller Sonnenschein, klarer Bergluft und unberührter Schneelandschaften. Ich war vollkommen entzückt, vom Glühwein und der heißen Schokolade auf der Jufenalm, den lustigen Rodelpartien und dem Gefühl, zur rechten Zeit am richtigen Platz zu sein.
Meine Mission ist erfüllt: Das neue Jahr wollte ich nicht mit Flucht in die exotische Ferne beginnen, sondern den Winter erleben! In sechs Tagen fliege ich übrigens in die Sonne. Die am Meer, nicht die in den Bergen! Ich kann es kaum erwarten, um ganz ehrlich zu sein. Ohne schlechtes Gewissen.
Wer es mit dem Yin aushält, darf sich auch am Yang erfreuen. Alles in Balance.
Ich und der Winter wurden in diesem Jahr so etwas wie Freunde. Vielleicht nicht die besten überhaupt. Aber immerhin Freunde von der Sorte, mit denen man hin und wieder eine gute Zeit verbringt. Auch wenn man sie nicht unbedingt jeden Tag sehen muss! :)










One comment
Tolle Fotos. Der Winter ist, wenn es um Reisen geht, tatsächlich meist sehr stark unterschätzt.