Strategisch liegt das Hotel Lindner an einem der besten Plätze, die man sich auf Mallorca wünschen kann. Wieso bin ich nur nicht gleich drauf gekommen? Mallorca im Februar und über Umwege ins Paradies.
Einerseits erreicht man die Altstadt von Palma de Mallorca mit dem Auto in 10 Minuten, andererseits ist man doch weit weg genug, um den Trubel hinter sich zu lassen: Das Lindner Hotel in Bendinat glänzt mit zentraler Lage in absoluter Ruhe. Die Golfer haben ihr Green direkt vor der Nase und die nächste Bucht mit türkisblauem Meer liegt nur einen 15-Minuten-Spaziergang entfernt.
Raus aus dem Fincahotel, rein ins deutsche Qualitätshotel
Dass das Lindner Hotel für mich zu einem ungeplanten Paradies auf Erden wurde, hat eine Vorgeschichte mit klitzekleiner Dramatik. Ich hatte mir nämlich kurzfristig in den Kopf gesetzt, Anfang Februar nach Mallorca zu fliegen. Da blühen doch die Mandelbäume schon! Allerdings reiste ich dann mit einer Virusinfektion im Gepäck. Ebenso hartnäckig, wie sich der Infekt in meinen Atemwegen breit machte, war ich auch, wenn es darum ging, die Reise dennoch stattfinden zu lassen. Ich lag noch im Krankenbett, als die Wetterberichte vermeldeten, dass es auf Mallorca seit langem mal wieder geschneit hatte. Na, toll! Soviel zu meiner Vision von blühenden Bäumen. Auch das Hotel hatte ich schon gebucht – ein wildromantisches Etwas im Osten der Insel bei Ses Salines. Spaziergänge am Meer, der Duft der Mandelblüten, einfach Frühling…genau so malte ich mir das aus! Aber dann kam alles anders.
Ich hätte es wissen müssen. Ich, die zwei Jahre auf besagter Insel gelebt hat. Ich, die jeden Winkel zu jeder Jahreszeit kennt! Man bucht keine Fincahotels im wilden Osten, die im Februar mit mallorquinischer Lässigkeit langsam in die Saison starten. Ich will mich nicht näher darüber auslassen, dass ich die kälteste Nacht meines Lebens hinter eiskalten Steinmauern verbracht habe. Mit allen Kleidungsstücken am Körper, die der Trolley hergab. Als ich hustend mit Schal und Wintermantel beim Frühstück im ebenfalls eisigen Restaurant saß, war ich auf mich selbst sauer. So sauer, dass ich die Bleibe, die bei 35 Grad im Schatten vielleicht ganz nett gewesen wäre, fluchtartig verlassen musste. „Kannst du dir vorstellen, hier eine weitere Nacht zu verbringen?“ hatte ich den wahrlich hartgesottenen Mann an meiner Seite gefragt. Als dieser verzweifelt mit dem Kopf schüttelte, war klar: Wir wechseln das Quartier! Wie gut, dass uns eine altbekannte Alternative einfiel: das Lindner Hotel in Bendinat! Deutsches Qualitätshotel mit Isolierverglasung und Dichtungen an Fenster und Türen.
Flashpacking-Prinzessin auf der Flucht
Schon als wir das große Tor passierten und unseren Mietwagen (deutsches Qualitätsauto vom deutschen Qualitäts-Autovermieter) auf dem Parkplatz abstellten, dachte ich erleichtert: Endlich zu Hause! In der Lobby empfing man uns im bewährten Kolonialstil. In den letzten Jahren hatte sich hier nicht viel verändert. Zeitlose Klasse muss sich auch nicht verändern. Lediglich das Spa erhielt ein Facelift und im Keller war jetzt ein großes Gym. Das war mir alles egal. Ich wollte nur ein Badezimmer, ein Bett und Plusgrade in meinem Schlafgemach!
Hach, ich habe mich wie eine Prinzessin gefühlt, als ich aus der Dusche kam. Dampfendes Wasser, warme Zehen und ein kuscheliger Bademantel, in den ich mich wickeln konnte. Dasselbe Vorhaben hätte im Fincahotel wohl mit einer Lungenentzündung geendet und viel unschönem Fluchen bei jeder Berührung meiner Zehen mit dem kalten Fliesen. Ich blieb den ganzen Abend auf dem Zimmer in besagtem Bademantel und fühlte mich wie Beyoncé nach einer Weltournee. Völlig erschöpft, aber maßlos glücklich. Der gebackene Ziegenkäse mit viel Grünzeug hat’s zu mir geschafft, ohne, dass ich das Zimmer verlassen musste. Ich holte das obligatorische Kitkat aus der wohlsortierten „deutschen“ Minibar, warf meine Dosis Vitamin-C-Tabletten mit Orangensaft ein, dazu ein Schlückchen vom HNO-Arzt verordneter Hustensaft, bettete mich auf mindestens 4 Kissen und warf mit der Fernbedienung den Flatscreen an, der neben einem Bild mit Elefanten an der Wand hing. Unter normalen Umständen hätte ich vermutlich überlegt, ob die beigen Safari-Bilder an der Wand mit dem Blau der Badezimmerfliesen harmonieren. Ich hätte vielleicht auch bemängelt, dass das Badezimmer etwas in die Jahre gekommen ist und ich es nicht mag, wenn ich für mein Duscherlebnis über den Badewannenrand steigen muss.
Doch hat man eine Nacht in einem als Fincahotel getarnten Survivalcamp verbracht, dann fühlt sich alles, einfach alles, nach purem Luxus an. Ich mochte sogar den Leo-Spannteppich und das Leo-Sofa. Meine Vorausahnung ließ mich meine Schlangen-Sneakers einpacken, die so wunderbar zum Interieur passten, dass man sie leicht hätte vergessen können. Und selbst das simple Doppelzimmer bot Platz, jede Menge Platz. Zum Ausrollen meiner Yogamatte und zum Einrichten meines mobilen Offices auf dem Vollholz-Sekretär, bestückt mit einem soliden Trio bestehend aus Schreibgerät, Schreiblock und Schreibtischlampe.
Komfortables Paradies vor den Toren Palmas
Das Paradies blieb auch die kommenden Tage eines. Ich genoss es, jeden Tag das Frühstück in besagter Kolonialstil-Atmosphäre einzunehmen und dabei deutsche Servicequalität zu genießen. Man kennt das ja …weder Spanier, noch Italiener oder andere Südeuropäer können unsere Frühstückszeremonien nachvollziehen: Brot, Gebäck und Eier in allen Varianten, Müsli, frisches Obst, Käse und für manche Schinken oder Lachs, Marmeladen, Tee, Kaffee, Säfte… Das Lindner Hotel ignorierte glücklicherweise mallorquinische Frühstücksregeln und bot alles, was das Herz begehrt und so kam ich langsam wieder zu Kräften. Der Schnee zeigte nur mehr auf den Gipfeln des Tramuntana-Gebirges ferne Präsenz und die mallorquinische Sonne ließ sich in gewohnter Manier blicken, was meine Stimmung absolut besänftigte. Ja, sogar blühende Mandelbäume hab‘ ich gesehen!
Mir ist es ja schnell mal zu „deutsch“ auf Mallorca – und mit deutscher Mama darf ich mir rausnehmen, das offen auszusprechen. Aber ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich das Geordnete, das Sortierte, das Zuvorkommende, das Solide und das Gemütliche nach meiner kleinen Odyssee genossen habe. Das wunderbare Lindner Hotel hat meinen Flashpacking-Trip gerettet und ist nun wieder in mein Blickfeld gerückt, wenn es darum geht, der Baleareninsel im Winter einen Besuch abzustatten.
3 comments
Wie schön es unter den Palmen gelegen ist :)
Ja, finde ich auch – sieht sogar im Februar schon sehr exotisch aus! ;-)
Danke für den Tipp. Prinzipielle hat Mallorca auch im Winter schöne Seiten. Vor allem hat man mehr Ruhe.