All inclusive-Hotels mit Halbpension sind normalerweise nicht mein Ding. Auf der Insel Alonissos habe ich trotzdem eines gebucht. Jetzt weiß ich, dass Hotelbuffets manchmal ein Segen sind und in Griechenland ein Stück Italien wohnt.
Es gehört ja auch immer ein Vorgeschichte dazu, die erklärt, warum man ausgerechnet in einem bestimmten Hotel landet. Es gibt auf Alonissos einige feine Hoteladressen, die mit Design, Privatsphäre und Blick aufs Meer glänzen. Die muss man kennen. Und die muss man rechtzeitig buchen. Nun war es aber so, dass ich mir beim fast dreiwöchigen Insel-Hopping ein bisschen Spontaneität bewahren wollte. Wer seine Hotels bestenfalls 48 Stunden im voraus bucht, muss nehmen, was noch übrig ist. So ist der Deal. Eigentlich war Skopelos schon schön genug, dass meine anfängliche Neugier, was die ruhigste und abgelegenste Insel der drei Sporadeninseln betraf, etwas abflachte. Zurück in Skiathos übermannte uns dann aber eben erwähnte Spontaneität: Statt wie geplant nach Hause zu fliegen, verlängerten wir unseren Urlaub um 4 Tage – und befanden uns wenig später auf der Fähre nach Alonissos! Der September brachte deutlich mehr Ruhe und bei jedem Start eines Flugzeuges vom Airport Skiathos, prall gefüllt mit italienischen und englischen Touristen, lag fast ein erleichterndes Seufzen in der Luft.
Nur wenige Stunden vor dem Ankommen auf Alonissos stand fest, wo wir übernachten würden. Dabei habe ich etwas getan, was ich üblicherweise meide. Nämlich ein Hotel gebucht, das mit einem Super-Preis für die Hotelsuite und – bitte festhalten – Halbpension lockte. Ja, ein Wort, das den Individualreisenden erst einmal erschaudern lässt. Doch wie gesagt, zu dieser Entscheidung gehört eine Vorgeschichte: In meinem Versuch, möglichst charaktervolle B&Bs ausfindig zu machen und uns hie und da selbst zu verpflegen, haben wir unsere Urlaubstage in Skiathos und Skopelos vorwiegend in Gästezimmern mit integrierter Küche verbracht. Mein Enthusiasmus für griechisches Joghurt mit Pfirsichen, Toastbrot und löslichen Kaffee zum Frühstück legte sich allerdings schnell. Das Sortiment der lokalen Supermärkte wurde vor allem den Bedürfnissen englischer Touristen gerecht. Dazu kam, dass die Preise in diesen Touristen-Spots ungefähr drei Mal so hoch als üblich waren. Ok, man muss alles Essbare natürlich erst auf die Insel bringen, doch der eigentliche Grund für die Luxuspreise war der, dass im Winter auf diesen Inseln kaum Leben herrscht. Nur wenige Einheimische bleiben, viele überwintern in Athen. Keine Bewohner, keine Supermärkte. Diese öffnen ihre Pforten nur in der Urlaubssaison.
Nach dieser Erfahrung sehnte ich mich nach Hotelkomfort.
Nach einem Ort, an dem ich mich um nichts kümmern musste.
An dem ich einfach entspannen und die Ruhe genießen konnte.
Denn auch das mit der Ruhe war so eine Sache – die meisten Gästehäuser in Skiathos lagen zwar nicht weit vom Strand, doch dazwischen verlief eine sehr belebte Hauptstraße. Ja, manchmal wird man eben von der Realität eingeholt, die nur wenig mit den verträumten Vorstellungen vom griechischen Inselleben zu tun hat. Halbpension also, was soll’s! Der Preis war verlockend genug, dass wir das Hotelessen im schlimmsten Falle auch einfach ignorieren hätten können.
Schon beim ersten Abendessen tat sich ein interessanter Aspekt auf: Das Hotelrestaurant war voller Italiener und schien auch fest in italienischer Hand zu sein. Von der erhabenen Terrasse blickten wir übers Meer. Hach, Ruhe, tatsächlich, endlich. Bis auf das Geschnatter italienischer Familienclans. Ein bisschen wie Little Italy, nur die rot-weiß-karierten Tischdecken fehlten. Außer uns schien niemand einer anderen Nationalität anzugehören. Der Pasta-Chef war Italiener. Das Service-Personal tat zumindest so, falls es nicht ohnehin aus Neapel für die Saison eingeflogen worden war.
Noch ein gemeines Wort: Hotelbuffet! Und wieder kommt die Vorgeschichte ins Spiel, die so ein Buffet plötzlich ganz erträglich macht: Denn nach dem 87. griechischen Salat und der 45. mit Reis gefüllten Tomate hat der Vegetarier nichts gegen einen kulinarischen Ausflug nach Italien. Ganz und gar nicht: Mozzarella, die sich schichtweise unter prächtigem Basilikum an Tomaten schmiegt. Pasta, bei der man sich um die essenzielle Kleinigkeit, die da „al dente“ heißt, keine Sorgen machen muss. Ein bisschen Rucola hier, ein paar Gnocchi da und dazu etwas von den gegrillten Zucchini und Melanzani. Und während man noch mit der Auswahl beschäftigt ist, kommt der Vino Rosso schon in der Karaffe an den Tisch.
Salute statt Jamas! Averna statt Ouzo!
Erhebet das Glas und lasst uns leben wie die italienischen Götter in Griechenland!
Ich habe vermutlich zu viel Zeit in meinem Leben mit der Suche nach adäquaten Restaurants verbracht, zu viel Zeit verschwendet, um auf Menükarten die fleischlosen Gerichte aufzuspüren oder mit Kellnern über vegetarische Optionen zu diskutieren. Insofern habe ich mich an jenen drei Tagen nach Herzenslust am Hotelbuffet bedient und fand das gar nicht mal schlecht! Unsere Suite lag nur einen kurzen Verdauungsspaziergang vom Restaurant entfernt. Irgendetwas haben die Architekten, die hier am Werk waren, richtig gemacht, denn die Bungalows und Suiten wurden bis zum Meer hinunter terrassenförmig in den Hang gebaut. Jede Terrasse wandte sich in irgendeiner Form der Sonne zu und bot die von mir so geschätzte Privatsphäre, um dort völlig ungestört Yoga zu üben. Was für eine Freude! Kein Lärm und niemand, der mich fragend aus dem Augenwinkel beobachtet: „Ach, wieder so eine, die komische Faxen auf einer Matte macht, muss wohl dieses Yoga sein!“
Nun gut, die Innenarchitektur verdiente keinen besonderen Preis und bediente den üblichen Massengeschmack. Allerdings waren die Zimmer modern, sauber und auch das Badezimmer war besser als alle, die ich zuvor in meinen griechischen Gästehäusern gesehen hatte. Das Alonissos Beach Bungalows & Suites Hotel ist keinesfalls ein hipper Designer-Geheimtipp, doch es ist ein Platz zum Ankommen und Wohlfühlen. Von unserem Bungalow ein paar Schritte aufwärts und schon waren im Haupthaus mit Restaurant, Terrasse, Bar und Pool.
Ein paar Schritte auf idyllischen Wegen abwärts,
vorbei an blühendem Rosmarin und Bugainvillen, und da war es: das Meer!
Für sonnenhungrige Strandliebhaber wie mich war der grobe Kiesstrand allerdings nicht das Gelbe vom Ei. Man hätte sich die Mühe machen können, hier ein paar Gesteinsbrocken aus dem Wege zu räumen, um den Gästen ein leichteres und vor allem grazileres Eintauchen ins Nass zu ermöglichen. Alles naturbelassen. Das schon. Vielleicht war das ja die Philosophie. Die Bucht ist von steilen Hängen umgeben, daher wird es ab dem späten Nachmittag auch etwas knapp mit der Sonne. Vielleicht nicht im Juli, im September allerdings schon. Das ist mindestens genauso schade, wie die Tatsache, dass weder bei den Sonnenliegen am Pool noch bei den Strandliegen Kissen-Auflagen zur Verfügung standen. Eine Hanglage oberhalb des Strandes war eine gemütliche Bar mit Tischen und Stühlen unter Pinienbäumen zu finden. Leider ließ sich die Bedienung selten bis gar nicht blicken. Ich bekam den Eindruck als wäre man im September von einer gut gelaufenen Saison so erledigt, dass man sich nicht mehr so viele Mühe geben wollte.
Nur der Animateur mit dem Look eines griechischen Gotts, der täglich beim Frühstück und Abendessen Spalier stehen musste,
aber ansonsten kaum auffiel, behielt seinen Glow bis zu unserer Abreise.
Vermutlich weil er nur damit beschäftigt war, sich tagtäglich an seiner eigenen Schönheit zu erfreuen.
Ob ich das Alonissos Bungalows & Suites Hotel weiterempfehlen würde? Wenn man ein Stück Italien auf einer ruhevollen Insel in Griechenland erleben will – warum nicht! Wenn man Entspannung und Komfort zu einem sensationellen Preis-Leistungsverhältnis sucht, ohne meisterhafte Serviceleistungen und ausgefallenes Design zu erwarten – ja, auch dann ist man hier gut aufgehoben. Auch punktet das Hotel als guter Ausgangspunkt, um den sehenswerten Rest der Insel zu erkunden. Trotz ein paar Mängel, Ecken und Kanten habe ich mich hier wohler gefühlt als gedacht. Aber jeder hat eben eine andere Vorgeschichte… ;)





Alonissos Beach Bungalows & Suites Hotel
Chrisi Milia, Alonissos, Griechenland // www.alonissosbeach.com
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Dinge, die man nicht erwarten würde…
- ruhevolle Lage direkt am Meer, eingebettet in wunderschöne Natur
- terassenförmig angelegte Suiten und Bungalows mit viel Privatsphäre
- hochwertige italienische Hotelküche
- wunderschöner Ausblick über die Bucht beim Dinner auf der Terrasse
- ein Hotel, in dem sich Familien UND Alleinreisende wohlfühlen können
Dinge, die man vermissen könnte…
- bequeme Auflagen auf den Sonnenliegen am Pool und am Strand
- bequemer Zugang ins Meer; leider muss man sich seinen Weg über sehr groben Kies bahnen
- übertrieben aufmerksames Personal; dafür genießt man es, völlig in Ruhe gelassen zu werden

2 comments
Liebe Jeanette, wunderbar Ihr Resümee über Alonissos und das Hotel – zum Niederknien schön geschrieben. Jaaaaaa, das ist mein nächstes Urlaubsziel (so Gott will und es zuläßt, denn ich bin ja nun auch schon 75) für eine Reise in’s Innere meines Ich’s – ich wusste bislang noch nicht, daß es meine „imaginäre“ Insel im ägäischen Meer doch noch gibt. Ja, jetzt habe ich sie gefunden. Will nix mehr weiter darüber lesen oder hören, aber nächstes Jjahr im Juni bin ich/wir für 3 Wochen dort. War die letzten jahre immer auf Telendos/Kalymnos – auch so ein Hideawayinselchen, oder auf Antiparos – beides meine bislang gefundenen Lieblingsinseln. Danke für diesen kurzen Bericht, er sagte mir alles, was ich wissen mußte,
er fiel direkt in mein Sehnsuchts-Herz!
Liebe Grüße von Ingrid Hoetz
P.S. Jetzt werde ich gleich noch mit auf „Ihre weiteren Reisen in die Ferne und in die Tiefe“ mitkommen ………………..
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Liebe Ingrid…ach, wie schön, dass mein Beitrag Inspirationen verströmt! Vielen lieben Dank für den schönen Kommentar..ich finde es toll, wenn man mit 75 auf Blogs nach dem Ort für die nie endende Reise zum Ich stöbert! Und ja, Antiparos habe ich auch noch auf meiner Liste! Griechenland hat mit all seinen Inselchen so viel zu bieten, das kann niemals langweilig werden! Ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit auf Alonissos & freue mich auf gemeinsame (virtuelle) Reisen in die Ferne & in die Tiefe :) Alles Liebe Jeanette