Lässt sich ein perfektes Wochenende in Verona einfach wiederholen? Sì, certo!
Im Jahr 2010 (was, das ist schon 7 Jahre her?) habe ich ein perfektes Wochenende in Verona verbracht. Dass davon nur ein kurzer, unaufgeregter Blogpost zeugt, lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass ich damals zu wenig Zeit und Muße übrig hatte, um meinen Blog gebührend mit Stories zu füttern. Es gab noch so etwas wie einen Fulltime-PR-Job, in dem ich mir die 4 freien Tage erst mühsam freischaufeln musste. Ich erinnere mich genau: Ich wollte das romantischste Wochenende aller Zeiten verbringen, organisierte Karten für die Oper und ein Zimmer in einem hübschen Relais. Zwei Tage vor Abfahrt wurde mir mitgeteilt, dass das schöne Landhaus leider überbucht wurde. Ich gab nicht nach, bis der Inhaber sich um eine zufriedenstellende Alternative bemühte: Die Villa La Magioca seines Freundes zum halbierten Sonderpreis sollte mich für die Unannehmlichkeiten entschädigen. Dass es das auch tat, war klar, als sich das schmiedeeiserne Tor öffnete und wir über knirschenden Kies die Einfahrt entlang fuhren.
Jenes Wochenende blieb unvergesslich und stellte subjektiv Weltreisen, Trauminseln und Luxusresorts in den Schatten.
Das Frühstück im Garten, viel Rüschen, Leinen und Silberbesteck, die akkurat geschnittenen Buchsbäumchen, das ohrenbetäubende Zirpen der Zikaden, die wärmende Sonne und der wolkenlose Himmel, der Pool mit Ausblick über die Weinberge. Und als der Tenor „Nessun dorma“ zwei Mal hintereinander sang, während der Vollmond über der Arena di Verona schimmerte, war da nur Gänsehaut, italienisches Lebensgefühl und die Zeit, die still zu stehen schien.
Vielleicht waren es diese Erinnerungen, die ich schon im Geiste aufgewärmt habe. Deshalb hatte Verona ein leichtes Spiel mit mir. Erneut im Juli, nur 7 Jahre später. Schon der kurze Zwischenstopp im schönen Bolzano, um einen Espresso in der nächstbesten Bar zu trinken, war die perfekte Einstimmung, auf das, was folgen könnte.
Es war dieses Mal kein Luxus-B&B mit 300 Euro-Zimmerpreisen und doch war der Garten mindestens genauso gut gepflegt: Die Residenza le Batesine* überzeugte mit Donatella als routinierte Gastgeberin, einem fast ausschweifendem Frühstücksbuffet, einem herrlichen Pool und detailverliebten Romantik-Zimmern. Auch die Lage passte in meine Vorstellung vom perfekten Wochenende, das die Oper und den Bummel durch Verona ebenso möglich macht, wie einen Ausflug an den Gardasee.
Abstriche muss man an diesem entzückenden Platz nur insofern machen, dass die Zimmer über keine eigene Terrasse verfügen und man am Rande des Industriegebiets residiert. Allerdings schwimmt man schon vor dem Frühstück genüsslich ein paar Runden im Pool, der von grüner Idylle umrahmt und nur wenige Schritte von den Zimmern, 5 an der Zahl, entfernt liegt! (Man beachte den Kran im Bild links, den ich aus Gründen der Authentizität und mangelnder Photoshop-Kenntnisse nicht retouchiert habe ;)
Schon für den Ankunftstag die Opernkarten zu reservieren, war nicht unbedingt die schlaueste Idee, aber dennoch machbar. Müde von der doch etwas beschwerlichen Autofahrt mussten wir nach dem Gefangenenchor beim 3. Akt passen. Verdis Nabucco hat mich insgesamt nicht ganz so gefesselt, wie Puccinis Turandot vor 7 Jahren.
Nessun dorma ist vermutlich die schönste Arie, die man in der Arena di Verona über sich ergehen lassen will.
Dass wir am nächsten Tag erst kurz vor 11 Uhr beim Frühstück erschienen, brachte Donatella keineswegs aus ihrem Zeitplan. Sogar der frisch gebackene Kuchen war noch für uns aufgetischt. Im Prinzip hätte ich kein Problem gehabt, die nächsten Tage ausschließlich am Pool zu verbringen und Bücher zu lesen, so ruhig und entspannt war die Atmosphäre. Doch auch Verona und der Gardasee will erlebt werden und so brachen wir abwechselnd in die eine und die andere Richtung auf.
Ich wunderte mich erneut über die relativ kurzen Distanzen zu den schönsten Plätzen, zumindest dann, wenn man sich auf diversen Autobahnkreuzen nicht verfährt. Sich dem Sonnenbad am Gardasee zu widmen ist fast ebenso verlockend, wie der Bummel durch Verona, bei dem die alten Erinnerungen wieder wach wurden: Die alten, in goldgelbes Licht getauchten Gassen und die Häuser mit ihren mattbunten Fassaden. Die italienischen Wortfetzen, die sich in der Luft mit denen der Touristen aus aller Herren Länder mischen. Die belebten Hauptstraßen, deren Geschäftigkeit man sofort entkommt, sobald man an einer Ecke abbiegt und in das Alltagsleben der Veroneser abtaucht.
Auf einen Stadtplan lässt sich verzichten, denn Verona ist eine Stadt, die sich mit Intuition erkunden lässt. Irgendwann wird man automatisch am PIAZZA DELLE ERBE und am HAUS VON ROMEOS JULIA vorbeikommen und die Etsch über die alte PONTE PIETRO überqueren. Im Cafe Fillipini auf der Piazza delle Erbe ein Glas Rosé zu trinken ordne ich in die gleiche Kategorie, wie im Tomaselli Kiosk am Alten Markt in Salzburg einen Verlängerten zu trinken: Kann man durchaus tun. Es tut nicht weh, auch mal Tourist zu sein.
Ein Spaziergang auf der anderen Seite der Stadt lohnt sich, wenn man alleine durch Gassen ohne Menschen und Autos schlendern will. Die Verlockung ist da wie dort groß, alle paar Meter einen Espresso in einem Café zu trinken. Je wahlloser man das tut, umso besser. Je simpler der Ort, desto grandioser das Erlebnis.
Auch dem Bedürfnis, sich an einem eisgekühlten Aperol Spritz festhalten zu wollen, entkommt man kaum – vor, während und nach dem Abendessen. Und statt mich Geheimtipps zu recherchieren oder selbst welche zu geben, finde ich es viel besser, sich einfach treiben zu lassen. Man wird ein Ristorante finden, das einem spontan gefällt. Man wird Pizza und Pasta essen, die schmeckt. Ja, man wird vermutlich etwas zu viel dafür bezahlen. Aber es wäre auch zu schade, die Zeit damit zu vergeuden, ein Lokal zu suchen, wo der Aperol Spritz 50 Cent weniger kostet.
Vielleicht landet man in einem der Restaurants, in dem Tresen und Tische in alten Kirchen wirksam platziert wurden. So wie in der Pizzeria San Matteo, deren Neonschild die Gasse erleuchtet oder – wie in unserem Fall – im Ristorante Santa Felicité. Das Lokal tauchte plötzlich in einer abgelegenen Straße vor uns auf, die Stimmung gediegen, die Preise akzeptabel und der schattige Gastgarten wunderbar kühl. Vielleicht beschließt man – später oder auch am Anfang – ein Stück außerhalb des zentralen Geschehens noch einen Absacker im Stehen zu trinken, ganz so wie es die Italiener tun. Die Bottega Scapin, die ich in Verona an mindestens zwei Standorten dies- und jenseits des Flusses gesichtet habe, macht den Eindruck als brächte es italienische Tradition und urbane Coolness ganz gut auf einen Nenner.
Die Shopping-Freuden sollen nicht unerwähnt bleiben, wobei die schönen Boutiquen mit durchaus bezahlbarem Sortiment natürlich abseits der großen Einkaufsstraßen zu finden sind. Im Vorbeigehen hätte ich schon fast ein Paar Boho-Sandalen (die mit den bunten Quasten und Bommeln) um sagenhafte 48 Euro gekauft, hätten sie mir nur annähernd gepasst. Stattdessen hatte ich noch eine andere Mission: der DoDo-Shop in der Corso Porta Borsari! Ich musste schließlich mein goldenes Seepferdchen, das in den Straßen Salzburgs verloren ging, ersetzen! Zudem machte ich mir mit einem weiteren Schmuckstück selbst ein Geschenk: Eine Kette mit einem kleinen Oktopus-Anhänger! Bei meiner schamanischen Reise beim Wild Spirit Retreat stellte sich nämlich heraus, dass dies mein Krafttier ist.
Ich kann nicht sagen, ob es am Krafttier in Roségold lag, am gut gekühlten Aperol Spritz, der wie schon mehrfach betont, nur im sommerlichen Italien so grandios schmeckt, an Donatellas selbstgebackenen Kuchen, der allen Gästen das Gefühl gab, Teil einer italienischen Familie zu sein, an den Opern-Arien, die sich über römische Steintreppen hinweg zum Sonnenuntergang in den Himmel erhoben oder am warmen Licht des Sommers, das sich seinen Weg durch kopfsteingepflasterte Gassen bahnte.
Verona hat mich an diesem Wochenende ein weiteres Mal verzaubert. So dass ich mich augenblicklich zurückwünsche und schon das nächste perfekte Wochenende dort plane…
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B&B Residenza Le Batesine
Verona
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2 comments
Hach wie schön! Das macht gleich Lust auf mehr! Ich möchte auch schon lange mal nach Verona, und doch ist uns immer ein anderer Ort dazwischengekommen. Jetzt wirds aber wirklich Zeit, sieht ja wunderschön dort aus!
Ja, es wird Zeit, liebe Lisa! Lass‘ dir Verona nicht entgehen! Ein bisschen Dolce Vita hat noch keinem geschadet! ;)