Mein Yoga-Weekend in Palmas Szeneviertel Santa Catalina
Mallorca war schon oft das Ziel meiner Yogareisen. Dieses Mal stand Kundalini-Yoga mit Guru Jagat auf dem Programm!
Mallorca ist seit vielen Jahren eine meiner liebgewonnenen Yogadestinatioen. Die Vorzüge der Baleareninsel für einen Kurztrip – ob nun mit oder ohne Yogamatte – sind auf vielen Ebenen offensichtlich: das Wetter, die Natur, die gute Erreichbarkeit, die Vielseitigkeit und die perfekte Infrastruktur. Die Kombi aus Frühlingsstimmung & Meeresbrise ist das schönste Lockmittel, um nach Mallorca zu kommen. Zudem schätze ich gerade die Stadt Palma und ihre Umgebung, wenn es darum geht, Urbanität & Strandfeeling mühelos zu verbinden. Und so findet man mich meist auf einem gemieteten Fahrrad irgendwo zwischen Ciudad Jardin & Santa Catalina. Die Radwege, die teils direkt an der Küste entlang führen, wurden in den letzten Jahren ausgebaut. Für mich ist das Fahrrad daher das ideale Fortbewegungsmittel in und um Palma – Meerblick inklusive!
Im Rama Institute im Santa Catalina-Viertel (das so hip & beliebt ist, dass es seinen besonderen Charme hoffentlich noch lange bewahrt) habe ich mich ans Kundalini-Yoga mit Guru Jagat herangewagt. Ich habe ja schon so ziemlich alles ausprobiert und nun die letzte Lücke mit einem Yogastil geschlossen, um den ich bisher den größten Bogen gemacht habe. Das lag wohl an den weißen Gewändern, den Turbanen, den wilden Gerüchten und daran, dass es mir nicht liegt, den Ansagen eines Gurus zu folgen.
Neue Einsichten beim Kundalini-Yoga auf Mallorca
Ich hinterfrage. Ich beobachte. Ich analysiere. Manchmal zu oft und zu intensiv. Ich bin ein Undercover-Rebell, der die Dinge schon aus Prinzip anders betrachten will als alle anderen. Und doch habe ich gelernt, Offenheit für Neues zu bewahren, keinen Widerstand gegen das Unbekannte zu entwickeln und erst dann zu „urteilen“, wenn sich das bigger picture zumindest erahnen lässt. Seit langem wurde ich wieder dahin zurückgeworfen, was man als „beginner’s mind“ bezeichnet. Ein seltsames Gefühl: Nicht zu wissen, was als nächstes passiert. Weder die Mantren noch die Rituale und Gepflogenheiten zu kennen. Kein Lammfell dabei zu haben und auch keinen Schal, den man zum Turban knoten könnte. Nicht wie der eingeschworene Circle weiß angezogen zu sein. Sich als ahnungsloser Neuling zu fühlen. Neugierig und doch irgendwie fehl am Platz. Als Yogalehrerin – erfahren und sicher auf meinem Terrain – lässt mich das nun wieder Demut spüren. Für all die Schüler, die mutig zum ersten Mal zum Yoga finden, nicht wissend, was sie in der Stunde erwartet. Socken an oder aus? Augen zu oder auf? Wie atmen, wie bewegen, was tun in Shavasana?
10 Erkenntnisse beim Kundalini-Yoga mit Guru Jagat
- Die Kundalini-Welt ist eine völlig andere, die sich mit anderen Yogastilen – ob Vinyasa Flow, Ashtanga, Iyengar oder Anusara Yoga – in keinster Weise vergleichen lässt.
- Man kann die bunten Yoga-Leggings, das fancy Yoga-Top & die rutschfeste Yogamatte zu Hause lassen. Das Kundalini-Equipment umfasst weiße, umhangartige Gewänder, weiße Turbane oder Strickmützen (damit die wertvolle Kundalini-Energie über den Kopf nicht gleich wieder verloren geht) sowie gemütliche Lammfelle, Decken und Meditationskissen.
- Man wird keinem Hund, keiner Krähe und keinem Adler begegnen. Bestenfalls Katze und Kuh, die ziemlich ruckartig ausgeführt werden.
- Überhaupt ist das Ruckartige erwünscht, denn Kundalini lässt sich nicht mit einem sanften Stups erwecken. Die Mantren werden demnach nicht aus Gründen der Theatralik so gesprochen, dass der ganze Körper bebt, vielmehr geht es darum, Zunge, Gaumen und Zwerchfell anzusprechen.
- Man wird kein Om hören, dafür ständig „Sat Nam“ (das Mantra des wahren Selbst). Es wird gesungen, viel geatmet, rhythmisch auf den Boden geklopft und zwischendurch auch mal wild getanzt. Und immer wieder „Sat Nam“, vor allem am Beginn und Ende jeder Stunde.
- Das Shavasana beginnt mit sanften Mantra-Gesängen (für ihre weichgespülten Lieder sind die Kundalini-Yogis ja bekannt), die Guru Jagat schließlich langsam verstummen lässt, während sie den wabernden Gong in Aktion bringt. Kundalini-Yoga bleibt also selbst zur End-ent-spannung ziemlich spannend.
- Die Praxis wird vorwiegend im Sitzen ausgeführt. Die tatenlosen Beine könnten sich nach einem knackigen Vinyasa sehnen, während man das Gefühl hat, Arme und Hände fallen aufgrund der heftigen Bewegungen zum Takt der Musik und der Atmung im nächsten Moment ab. Aus meiner (limitierten Anfänger-)Sicht geht es dabei darum, die Grenze des scheinbar Möglichen bewusst zu überschreiten, um festgefahrene Muster zu durchbrechen (ähnlich wie bei bioenergetischen Übungen).
- Die eigene Erleuchtung hat Priorität. Man sagt, Kundalini-Yoga sei der schnellste und direkteste Weg zur Erleuchtung. Wenn Guru Jagat genüsslich aus ihren Plastikbechern trinkt, mit iphone & Macbook hantiert und jede Woche an einen anderen Ort der Welt jettet, kommt man zu der Annahme, dass Ethik und Umwelt zweitrangig sind. Ich bezweifle auch, dass die Lämmer dieser Welt ihr Fell gerne für Kundalini-Matten geopfert haben.
- Engelsgleich und mit großer Toleranz wird man von den Kundalini-Yogis liebevoll in ihren Kreis aufgenommen! Ich habe hier eine überraschend große Offenheit sowie ein ehrlich gemeintes Miteinander gespürt, das völlig ohne Ego-Gehabe auszukommen scheint. Eine Wohltat!
- Der Hype um Guru Jagat scheint berechtigt. Ihre Talks sind geistreich und lebensnah. Mit ihrer Präsenz schafft sie es, eine Gruppe in jeder Situation im stimmigen Rhythmus zu halten. Und auch wenn sie in ihren weißen Gewändern von einem erhöhten Thron zu ihren Schülern spricht, wirkt sie nicht wie ein entrückter Guru, sondern wie ein bodenständiger Mensch, den man zur besten Freundin haben will. Hört man Guru Jagat mit tiefer, rauchiger Stimme den ein oder anderen Witz reißen, möchte man eigentlich nach ein paar Kriyas mit ihr noch um Santa Catalinas Häuser ziehen!
Warum Guru Jagat ausgerechnet auf Mallorca ihre Zelte aufgeschlagen hat? Weil die Insel „gerade im Wassermann-Zeitalter ein unglaublich kraftvoller Platz mit höheren Schwingungen“ sein soll und ja, weil sie einfach das Flair Santa Catalinas liebt. Während sie das sagt, jongliert sie in der einen Hand das iPhone und in der anderen einen Kaffee-Becher von Fibonacci. Die Fibonacci-Cafés mit ihrer clean, chic & healthy Atmosphäre sind mittlerweile überall in Palma zu finden. Ebenfalls nur ein paar Schritte entfernt liegt das Mama Carmen’s – eine weitere Pilgerstätte der Kundalini-Kaffeejunkies.D
Erleuchtung in Santa Catalina
Meine Erleuchtung hatte ich übrigens nicht beim Kundalini-Yoga sondern im eben genannten Mama Carmen’s: Ich bin am zweiten Morgen der Kundalini-Immersion zum Rama Institute geradelt und…war zu früh! Ja, man stelle sich das vor! Das Label „zu früh“ hat in meinem Leben Seltenheitswert. Wie ich aber vom Vortag wusste, erscheint Guru Jagat erst einige Minuten nach dem offiziellen Start. Eine ihrer Schülerinnen übernimmt die Morgen-Animation mit einer Kriya und räumt dann unauffällig das Feld für Guru Jagat. Auch wenn die Kundalini-Community für Außenstehende eine gewisse Strenge ausstrahlt, gibt man sich lockerer als gedacht: Es gibt kein Zuspätkommen und die Engelsgestalten schweben nach Belieben herein und wieder hinaus. Sehr sympathisch!
Statt also überpünktlich meine Matte (mangels Lammfell) auszurollen, flüsterte mein Ego mir zu: Wie wär’s mit einem Cortado, bevor du deine Kräfte & dein Durchhaltevermögen erneut auf die Probe stellst? Eine grandiose Idee! Also auf zur nächsten Häuserecke zu Mama Carmen’s, um gerade noch zu sehen, wie sich ein Kundalini-Yogi zwischen fast verschlossenen Türen ins Café quetscht. Die Fensterläden daneben sind halb geöffnet, dahinter erspähe ich den Barista und stecke meinen Kopf in den geöffneten Spalt…
Ich: Are you open or closed? (flüsternd)
Barista: Closed! We open at 9 (flüstert auch)
Ich: Hmm.. (enttäuschter Blick)
Barista: What do you want? (immer noch flüsternd)
Ich: Un Cortado? (erwartungsvoller Blick)
Barista: Ok, come in. But close the door behind you! (winkt mich mit einer verschwörerischen Handbewegung herein)
Ich quetsche mich also ebenfalls durch die halb geöffnete Tür ins Lokal und schließe sie hinter mir. Wir stehen zu dritt im Halbdunkeln und warten auf unseren „Stoff“. Alles fühlt sich sehr verboten an. Wir flüstern weiter: Which kind of milk? Almond? No, we don’t have almondmilk. Oatmilk? Ok, sounds great…
Schließlich fragt der Barista in die Runde: By the way, why are we whispering? Nobody is sleeping!
Mit normaler Stimme scherzt der sympathische Typ weiter, dass er nach getaner Arbeit ja noch zum Yoga dazukommen könnte. Santa Catalinas Einwohner scheinen sich daran gewöhnt zu haben, dass Leute mit weißen Kleidern und Turbanen in ihrem Viertel herumspazieren. Ihre Ambitionen selbst beim Kundalini-Yoga die Erleuchtung zu finden, schätze ich allerdings als eher gering ein! Nachdem die anderen beiden gegangen sind, bekomme ich meinen Cortado und frage nach dem Zucker (weil ich davon ausgehe, dass jeder Kaffee außerhalb Italiens mit einer Prise Zucker verfeinert werden muss)
Barista: No, don’t use sugar. Try first. We use best quality!
Ich nippe am Kaffee, der von einem perfekt geschäumten Herz gekrönt ist. Ein grandioses Aroma breitet sich in meinem Mund aus. Die Hafermilch rundet das Geschmackerlebnis perfekt ab. Ich lächle.
Barista: Ok?
Ich: Mhh, yes…muchas gracias!
Ich weiß nicht, ob sich diese Begebenheit mit Worten so beschreiben lässt, wie sie sich ereignet hat. Diese Szenerie, in der mir ein unbekannter Mensch Zutritt zum heiligen Kaffeegenuss außerhalb der Öffnungszeiten gewährt hat, war jedenfalls eindeutig das Highlight meines Tages! Und ich war ja immer schon der Meinung, dass wir Erleuchtung nicht in weißen Gewändern oder an spirituellen Orten, sondern in den banalsten Momenten des Lebens finden!
Du suchst nach weiteren Mallorca-Tipps? Dann schau auf Janas Blog Cookies for my Soul vorbei – niemand kennt die Insel besser und erspäht die besten Spots schneller! Mich hat sie kürzlich zu meinen Yogatipps auf Mallorca befragt!
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One comment
[…] die wunderschöne Altstadt von Palma de Mallorca bummeln, mindestens einen Cortado irgendwo im Santa Catalina-Viertel trinken, nachsehen, was sich in El Molinar & Ciudad Jardin getan hat, sich den […]