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Yogaworkshop mit David Swenson in München: Zwischen Ashtanga-Yoga und laktosefreiem Cappuccino

München hat den schönsten Flughafen der Welt, die besten Schnittlauch-Brez’n und verdammt gute Yogastudios.

Ich mag München. Vor allem den Flughafen, der für mich der schönste, sauberste und vor allem der gemütlichste dieser Welt ist. Doch manchmal missbrauche ich die Stadt. Ich komme wie ein billiger Tourist in Jogginghose und Turnschuhen, kaufe nichts außer Butterbrez’n und Apfelschorle und habe ausschließlich Augen für einen Yoga-Guru aus Texas. Auf dem Weg zum Yogastudio läuft mir dann doch noch eine Entdeckung über den Weg: Das Kochspielhaus – die laktosefreie Antwort auf bayrische Gemütlichkeit.

Hurra, ein Wochendausflug nach München! Nennt man allerdings Salzburg seine Homebase ist das alles andere als eine spektakuläre Aussage, die reisewütige Mitmenschen kaum vom Hocker reißt. Schon gar nicht, wenn man zugeben muss, nur Marienplatz und Viktualienmarkt peripher gestreift zu haben. Schuld an diesem Posting ist eigentlich die TBU Travelbloggerconference, die ich vergangenes Wochenende im wunderschönen Umbrien mit meiner Anwesenheit beglückte. Schuld ist auch Julie Effenberg alias Legal Nomads. In einer wirklich hinreissenden Keynote Speak motivierte sie die 200 anwesenden Reiseblogger aus aller Welt dazu, man solle seiner Passion Luft machen. Um jeden Preis. Auch dann, wenn diese Leidenschaft das Kernthema ‚Reise‘ nur streift. So wie ich eben den Marienplatz. Womit wir auch gleich bei meiner Passion wären: YOGA. Was in meinem Fall sehr wohl etwas mit Reisen zu tun hat, denn irgendwann habe ich sie wohl alle durch – die Yogastudios dieser Welt.

David Swenson: Ein texanischer Yogi in München

Und da auch Gurus gerne durch die Welt jetten, kommt so ein Celebrity-Yogi manchmal auch fast bis vor die Haustüre. In diesem Fall hat er es von Texas bis nach München geschafft: David Swenson! Ein überraschend bodenständiger Typ mit einem bergseeklaren Blick und einer übersichtlichen Größe von rund 1,70 Metern. Gerne erzählt er, dass er in einer Zeit auf den herabschauenden Hund gekommen sei, in der man weder Yogamatten noch sonstige Kommerzauswüchse der indischen Lehre kannte. In einer Zeit, in der man von unwissenden Polizisten im Park aufgrund unsittlicher Sonnengrüße verhaftet wurde. Damals, 1968 mit ungezähmter Hippiemähne in Texas. Die Worte eines drahtigen Mannes, der ohne Mühe von der ‚Krähe‘ in den Handstand übergeht. Eine Übung, die ganz klar unter die Rubrik ‚Yoga Party-Trick‚ fällt. David Swenson beherrscht sie alle. Ohne dass sein Headset die Spur von Anstrengung preisgibt. David ist nicht nur DIE Quelle für Ashtanga-Yoga in der westlichen Hemisphäre, er ist gleichzeitig Surfer (wofür ich grundsätzlich einen extra Bonuspunkt vergebe) und passionierter Geschichtenerzähler. Geschichten, denen man gerne lauscht, nicht nur, weil sie eine willkommene Ruhepause zwischen fordernden Asanas und Vinyasas sind. Denn wer kann schon berichten, mit Patthabi Jois auf dem Rücksitz durch Kalifornien gecruist zu sein? Und wer kann Geschichten über Ashtanga-Schüler erzählen, die im Überschwang ihrer Yogapraxis durch die Wand brechen und erst im benachbarten Raum wieder zur Besinnung kommen.

‚Next time I will tell you true stories‘

Und trotzdem bleibt die Vermutung, jede Einzelheit hat sich genauso zugetragen. Selbst Frisurentipps hat der Yogameister parat. Man möge sich mit den Händen nicht auf offenem Wallehaar abstützen, ansonsten könne das böse Folgen haben. Dabei deutet er auf sein eigenes kahles Haupt. Er rät zu Heidi-Zöpfen, ’nicht besonders attraktiv, aber praktisch‘.

I feel good: Yoga à la James Brown

Und dann wäre da noch die Sache mit James Brown: Wohl ein echter Yogi, wie Swenson vermutet, da sich dieser dank aktivierter Innenschenkelmuskulatur scheinbar mühelos von der Grätsche in den Stand singt. Zur besseren Veranschaulichung quietscht David Swenson eindrucksvoll: ‚Uaaah, I feel goooood‚. Und sollte man sich jemals fragen, warum westliche Yogis so unbewegliche Hüften hab – der Texaner kennt die Antwort. Die Toiletten sind schuld: Während ein Asiate bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten elegant in die Hocke geht, verbringen wir unser halbes Leben sitzend – auf Toiletten, auf Bürostühlen und auf Sofas. Ja, man könnte den Anekdoten des texanischen Yogatainers, untermalt mit ausschweifender Gestik und Mimik, ewig lauschen.

Kochspielhaus: Lactosefreier Cappuccino und Gänseblümchen

Zu meiner Überraschung hat mir der Ausflug nach München aber nicht nur erleuchtende Momente beschert, sondern auch einen lactosefreien Cappuccino und einen vegetarischen Clubtoast aus Dinkelbrot. Und das quasi an der nächsten Häuserecke, vielleicht 20 konzentrierte Atemzüge vom, ebenfalls sehr gemütlichen Jivamukti Yogastudio, das als Gastgeber für den Yogi aus Texas und seine rund 80-köpfige Anhängerschaft fungiert. Das Bistro an der Ecke lockt mit Körben voller frischer Orangen, Gänseblümchen all-over und einer äußerst unkomplizierten Atmosphäre. Den Namen der Oase sucht man vergeblich. Aber foursquare hilft, den eigenen Standort zwischen weichen Kissen und silberglänzenden Tischen zu lokalisieren: Wir befinden uns im Kochspielhaus! Niemand stört sich daran, dass ich eine Stunde lang keine neue Bestellung aufgebe, das Zeitschriftenmaterial im Schnelldurchlauf durchstöbere, Fotos von Cappuccino-Tassen mache, eifrigst in mein iPad tippe und mich mit Flip-Flops und überlässigem Yogaoutfit ungewollt etwas vom sonntäglichen Münchner Brunch-Volk abhebe. Für diese relaxte Attitüde gibt’s mindestens einen goldenen FYT-Bonuspunkt! Und für David Swensons geistreiche Weisheiten sowieso! :-)

PS: Der nächste Yogatrip? Shiva Rea am Tegernsee!

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