Es ist ja so simpel. Destination wählen, Flug & Hotel buchen, Koffer packen, Urlaub machen. Und doch bilde ich mir seit jeher ein, besser als diese dahergelaufenen Pauschaltouristen zu sein, die ihren Urlaub im Supermarktprospekt finden und am Flughafen in den Bus steigen, der sie ohne eigene Mühen im richtigen Hotel absetzt.
Ich, selbständige Kreative, Journalistin, Bloggerin, tue so etwas nicht. Ich mache keinen Urlaub. Niemals. Ich steige am Ankunftsort in keine Busse. Ich habe meine Reise nicht pauschal schon Wochen, oder gar Monate im voraus gebucht. Ich bin spontan und bereit, mich auf das Abenteuer einer Reise einzulassen. Ich bin mutig genug, dem Unvorhergesehenen ins Auge zu blicken. Ich bin sogar froh, wenn etwas passiert. Welche Geschichten gäbe es sonst zu erzählen?
Es heißt: Wenn einer eine Reise tut…
Es heisst nicht: Wenn einer Urlaub macht…
Aufgrund unvorhergesehener Ereignisse, die sich schon vor meiner Abreise ereigneten, fühle ich mich dieses Mal wie eine Urlauberin, nicht wie eine Reisende. Ein bisschen war es so geplant. Ich wollte triumphal eine Abwesenheitsnotiz einrichten! Ich musste googeln, wie das funktioniert, so lange hatte ich das schon nicht mehr gemacht. Ich hatte hart gearbeitet, um mir 2 Wochen U-R-L-A-U-B freizuschaufeln. Irgendwie konnte ich dennoch nicht Herr über meine Mailbox werden, die sich im Sekundentakt neu füllte. Es war ein kurzer Moment der Schockstarre, als ich mit dem kleinen Finger am zu langen Löffel hängenblieb und sich der Inhalt meines Kaffeebechers über die gesamte Tastatur ergoss.
Kaffee überall. Auf meinem Yogaoutfit, dem ich mich seit dem frühen Morgen noch nicht entledigt hatte, auf dem Tisch, auf dem Boden, an der Wand. Reflexartig stellte ich das iBook auf den Kopf, entfernte einige Tasten, um die darunterliegende Flüssigkeit mit einem Papiertuch aufzusaugen. Einige Tasten waren lahmgelegt. Der ‚Punkt‘ schrieb von alleine, wie von Geisterhand………….genau so.
Ein letzter Text noch nicht abgegeben. Also hielt ich das Gerät mit einer externen Tastatur am Leben, jagte jenen Text per Mail hinaus, steckte die externe Festplatte für ein Backup an. Das letzte war im April. Ich legte den Computer über Nacht in 2 Kilo Reis. Soll helfen, sagten Freunde. Der Techniker lächelte am nächsten Tag nur milde, als er das iBook aufschraubte & 2 Tropfen Kaffee an zwei absurd unzugänglichen Stellen wegwischte. Ein neues Topcase. Tastatur tauschen. Mindestens. Vielleicht auch mehr. Würde bedeuten, lieber gleich in ein neues Gerät investieren. Das müsste man sich erst mal gründlich anschauen.
‚Keine Eile mit der Reparatur‘, sagte ich. ‚Ich bin ohnehin 2 Wochen…auf Urlaub.‘ Der Satz kam mir kaum über die Lippen und bereitete mir Gänsehaut. So muss es sich anfühlen, wenn man Beamter oder in einem Job festangestellt ist, den man nur des Geldes wegen macht. Zwei Wochen Urlaub. Nicht erreichbar. Nach mir die Sintflut. Einfach so. Das iBook blieb also beim iDoctor meines Vertrauens. Nur dieses Mal fragte ich nicht panisch nach einem Ersatzgerät, um ohne Unterbrechung weiterarbeiten zu können. ‚Ist doch die perfekte Burnout-Prävention‘, grinste der Techniker. Ja. Irgendwie schon. Nur, dass es wenig Spaß macht, in der Hochsaison mit dem iPhone nach hübschen, leistbaren Hotels auf griechischen Inseln Ausschau zu halten. Denn anders als der Pauschaltourist hatte ich nur den Flug auf die Sporaden gebucht. Über die ich nicht viel wusste, nur, dass es noch so etwas wie ein Geheimtipp sein soll. Anders als Korfu oder Santorini. Ein bisschen jedenfalls.
Meine Abreise fühlte sich komisch an. Als hätte ich etwas vergessen. Ich, die kreativ-spontane Texterin und Reisebloggerin fuhr 2 Wochen ohne ihr wichtigstes Arbeitsgerät in den URLAUB. Eine überflüssige Tasse Kaffee machte eine Reisende zur Touristin. Einfach so.
Ich tippe diese Zeilen in mein iPad. Als müsste es die Schuld auf sich nehmen, dass der große Bruder zu Hause bleiben musste. Eine Woche URLAUB auf der Insel Skopelos liegt hinter mir. Die anfängliche Leere durch zwangsläufiges Nichtstun füllte sich schnell. Ich habe Bücher gelesen. Echte Bücher zum Angreifen. Seiten geknickt, Sand verstreut, Olivenzweige hinter das Cover geklemmt. ‚Skopelos im August 2016‘ hineingeschrieben. Weil ich das immer tue. Und später die gelesenen Erkenntnisse nicht nur Revue passieren lasse, sondern mich auch an den Ort und die Stimmung erinnere.
Es ist mühsam, die iPad-Tasten zu drücken, weil meine Gedanken schneller sind, als ich sie tippen kann. Und dennoch kann ich es nicht lassen, sie festhalten zu wollen. Auf diesem Blog, der mehr mein eigenes Erlebnisarchiv ist, als dass es anderen dienen soll. Ich müsste ‚es‘ sowieso niederschreiben. Warum also nicht gleich hier. Besser ist alles auf WordPress konserviert als in der Schublade oder auf meinem mit Kaffee übergossenem iBook. Ich freue mich mittlerweile über diesen Quell innerer Inspiration und Kreativität, der nie ins Stocken kommt. Es scheint eine Gemeinsamkeit zu sein, die mich mit den großen Dichtern und Denkern vergangener Zeiten verbindet. Ebenso wie das Chaos und der Stress, den solch sprudelnde Ideen verursachen können. Weil man sich schwer tut, Tourist zu sein und sich stattdessen zum Kreator verpflichtet fühlt. Wäre es nicht der Blog, Facebook oder Instagram, dann wäre es vielleicht die antike Schreibmaschine, die zu Hause im Wohnzimmer steht. Just in Case. Falls das Internet aufhören würde zu existieren.
Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. – Friedrich Nietzsche
Die Empfehlung an mich selbst lautet daher: Jetzt, wo ein Teil der Gedanken sprudeln durfte, will ich mich wieder der hohen Kunst des U-R-L-A-U-B-machens zuwenden. Es ist gar nicht so schwer. Mein Handtuch nehmen, über die Straße gehen und am Strand einfach Tourist sein. Ein Buch lesen. Cafe Frappé an der Strandbar trinken. Ins August-warme Meer eintauchen. Sonnencreme auf Stirn und Nase schmieren. Alles was darüber hinaus ginge, wäre schon zu viel…
2 comments
Liebe Jeanette!
Ich kann dich so gut verstehen. Es fällt oft wirklich wahnsinnig schwer einmal abzuschalten. Ich bin auch ständig auf Achse, Termine hier, Mails abarbeiten da. Sich bewusst dazu zu entscheiden, einmal wirklich gar nichts zu tun und sich dabei nicht schlecht zu fühlen, ist einfach verdammt schwierig. Aber wenn dann mal das schlechte Gewissen verflogen ist und man alles loslassen kann, tut es wahnsinnig gut und man merkt erst wie sehr man das eigentlich gebraucht hat.
Wir sollte öfter absichtlich Urlaub machen und nicht nur weil wir von einer Tasse Kaffee :) dazu gezwungen werden.
Gratuliere übrigens zu deinem Blog.
Ganz toll.
Alles Liebe Julia
http://www.yogaandjuliet.com
Liebe Julia! Danke für deinen Kommentar – wie wahr, wie wahr! Diese 1 Tasse Kaffee und die Rechnung für die Reparatur ;) haben mich jedenfalls eindrucksvoll erinnert, dass wir achtsamer & langsamer durchs Leben gehen sollten! Schön, dass dir mein Blog gefällt! Mag deine Seite auch! Lieben Gruß…