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Nous sommes à Paris!

Eiffelturm, Paris

Ja, da waren wir also. In Paris. Nicht, dass wir Trolleygirls hier nicht schon gewesen wären – Schulausflug, Sprachreise, Liebesurlaub. Unter dem Triumphbogen gestanden, die Champs Élysées entlang flaniert, unterm großen Eiffelturm kleine Eiffeltürme gekauft. In Gold, in Pink, in Türkis. Der diesjährige Anlass: Silvester. Man stellt sich das ja in der Theorie ganz großartig vor: Wir, der Eiffelturm und die glasklare französische Dezemberluft. Ein Feuerwerk am Himmel, cosmopolitische Gefühle, Champagner Rosé.

Es fing auch alles ganz gut an: Abflug München, Lufthansa. Herrlich gemütlich. Vergessen war die einmalige Easyjet-Erfahrung nach London. Bei Lufthansa fühlen sich auch latente Flugangstpatienten pudelwohl. Ich schwöre auf Piloten, die irgendwie „Jens Krause“ heißen und auf dem Rollfeld das kurzfristige Enteisen der Tragflächen in ruhig-rauchiger Stimme dokumentieren. Seriöse Stewards verströmen souveräne Kompetenz und schenken bereitwillig den Sparkling an uns Trolleygirls aus.

Ausgestattet mit einem Dutzend Reiseführer – von Marc’o Polo über Lonely Planet bis Wallpaper – lesen wir: teuer wäre die Stadt! Ach was, was kann uns denn schon schockieren – das Preisniveau der letzten Reise längst verdrängt. In unserer ersten Bar sitzend, wundern wir uns noch nicht. Ein Coke um 6 Euro, nun ja, was soll’s, trinken wir eben einen Mojito ums Doppelte. Doch der Preis ist wahrlich heiß in der Stadt der Liebe und Getränke unter 6 Euro kommen uns auch die nächsten Tage nicht unter. Selbst die Perrier- und Evian-Wässserchen gibt’s in ihrem Herkunftsland alles andere als zum Schnäppchenpreis (mit dem Fiji-Wasser war das irgendwie anders).

Am Montmatre waren sie wieder, die kleinen Eiffeltürme. In Gold, Pink und Türkis. Und man wundert sich kaum noch, dass der Marokkaner und Albaner hier in fließendem Italienisch brilliert und seine Türmchen anpreist, als wäre es Vino, Pizza oder Pasta. Ja, wer Italiener in großen Herden sucht, wird am Montmatre fündig. Italiener stehen drauf – ein bisschen Maria Zell auf französisch.

Nach der Erfahrung, dass der Franzose kein Fan schneller Snacks ist und grundsätzlich gern theatralisch das weiße Tischtuch ausbreitet (eine Aufmerksamkeit, die verständlicherweise im Preis ihren Ausdruck findet), sowie nach intensivem Sightseeing-Pflichtprogramm, das sogar eine Open-Air-Tour mit dem Touri-Bus inkludierte und uns endgültig zu wandelnden Eiszapfen mutieren ließ, war schließlich der Tag des Jahreswechsels gekommen. Man decke sich ein mit drei Flaschen Sparkling rosé und bringe sich im kleinen feinen Hotelzimmer über den Dächern von Paris in Laune. Ja, wir waren tatsächlich gut gelaunt als wir kurz vor Mitternacht mit unseren leicht angeheiterten Smokey-Eye-Schminkversuchen und für alle Unmöglichkeiten gerüstet entsprechend aufgebrezelt gen Eiffelturm aufbrachen. Und ich kann sagen, Latexleggings mögen ja scharf aussehen, erinnern aber doch irgendwie an das Outfit der geschäftigen Bordsteinschwalbe und was noch viel schlimmer ist: der wärmende Effekt gleicht der Zahl Null. Genauso gut hätte man mit Minirock und exponierter Gänsehaut von 10 bis 1 zählen können.

3,2,1…Bonne Année! Feuchtfröhlich fielen wir uns in die Arme, tausende andere Menschen auch, zeitgleich liefen drei skurrile Typen nackt über den Rasen – ‚chacun a sa façon‘ kann man da nur sagen. Der Eiffelturm erstrahlte mit einer Million kleiner blinkender Lichter und wir warteten gebannt auf die groß angekündigte Lasershow. Verwunderung machte sich breit als die Meute allmählich von dannen zog, ohne dass sich etwas regte. Irgendwann kapierten auch die drei Trolleygirls, dass es das wohl gewesen sein muss. Leicht enttäuscht zogen wir mit schlotternden Knien und kalter Nase mit der Masse durch Straßen und über Brücken, umringt von kontinuierlichem ‚Bonne Année‘-Geschrei. Der Heimweg vorbei am Triumphbogen gestaltete sich nicht gerade unspektakulär und wir wurden ungewollt Pseudo-Statisten in einem billigen Actionfilm. Aber warum auch wundern, wenn auf der anderen Straßenseite gerade die Handschellen ausgepackt werden, Sirenengeräusche in der Luft hängen und direkt neben uns ein Auto aufheult und ein Mann mit seiner fetten Beute in der dunklen Nacht verschwindet.

Wir verzichteten in dieser Nacht auf weiteres Ausgehprogramm, durchtanzte Nächte und chice Cocktails. Irgendwann angekommen in unserem Hotel fernab des Desasters, konnten wir nur mehr aufatmen, dass wir jene Nacht der Nächte unbeschadet überstanden hatten. Also sagen wir mal so: Paris  schafft es nicht unbedingt in unsere Top 10 der Flashpacking-Trips. Vielleicht geben wir der französischen Hauptstadt nochmals eine Chance – irgendwann, wenn sich das Jahr nicht gerade zu Ende neigt, Plusgrade in Sicht sind und wir gaaanz viel Geld haben, das wir in chicen Boutiquen und teuren Restaurants loswerden möchten. Mal sehen, vielleicht im Jahr 2030 oder so…

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