Type and press Enter.

Zu spät, vollkommen anders und vielleicht die besten, die ich je hatte: meine Vorsätze 2014

20140119-220159.jpg

Was andere Reiseblogger schon im Dezember verkündet haben, wurde bei FYT ein bisschen länger ausgebrütet. Eigentlich wollte man sich mit Vorsätzen gar nicht abgeben, weil es ohnehin andere tun. Aber dann kamen sie doch. So spontan, unkonventionell und passend. Jetzt müssen sie aufgeschrieben werden. Damit man sie nicht im April schon wieder vergessen hat. Auch wenn weder das neue Jahr noch ein x-beliebiger Monat etwas damit zu tun haben. Vielmehr unsere Zeit. Die Zeit, in der wir leben und reisen, uns verlieren und finden.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Sache mit guten Vorsätzen erst im Februar daherkommt. Denn bei Follow Your Trolley war schon immer alles ein bisschen anders. Dass beginnt schon mit der Idee, partout mit dem sperrigen Trolley statt mit dem handlichen Rucksack verreisen zu wollen. 2014 wird das Jahr des langsamen und bewussteren Reisens, das Jahr echter Bücher und zerfranster Notizen. Das Jahr, in dem man versucht, die Zeit anzuhalten, weil Momente viel zu schnell vergehen. Das Jahr wird anders und ist vielleicht das beste, das es je gab.

Die Sache mit den Vorsätze, oder sagen wir „Eingebungen für die Gestaltung zukünftiger Ereignisse“, nahm am 27. Dezember des alten Jahres ihren Lauf. Auf dem Düsseldorfer Flughafen. Man glaubt gar nicht, welche Erkenntnisse man während eines fünfstündigen Stopovers in Düsseldorf (einer der unnötigsten Umwege, die ich je in meiner Flughafenlaufbahn gemacht habe, aber das ist eine andere Geschichte…) gewinnt. Aber kommen wir nun endlich zur Sache und auf den Punkt:

Vorsatz #1: Foursquare sehen und sterben lassen

Es war ja gut gemeint, die Idee mit dem Einchecken. Und ach so spannend, wenn man einen Badge ergattert hatte, den man gar nicht gebraucht hätte oder unverhofft zum Major der Supermarktkette an der Ecke ernannt wurde. Manche haben gar ihre Wohnungen und Büros zu foursquare-Hotspots erklärt. Sich mit Leidenschaft in „mi Casa“ eingecheckt oder ein 2-Personen-Büro zum frequentierten Headquarter werden lassen. foursquare verpasste einem eine Rangordnung, die zum Wetteifern anregen sollte. Wie kommt es, dass ich an besagtem Düsseldorfer Flughafen keinen Reiz mehr verspürte, dieses Spiel weiter zu spielen – sprich den foursquare-Button zu drücken, für den Ruhm eines merkwürdigen Jetsetter-Badges? Da war das plötzliche Gefühl, man kann sich die Zeit besser und „echter“ vertreiben. Mein Vorsatz für 2014: Bye, bye foursquare! Social Media-Ballast, den man nicht braucht.

Vorsatz #2: Instagram go! Aber nicht immer und nicht alles.

Ich bekenne: Instagram ist genial und viele sagen dem Instant-Bilderbuch 2014 seinen großen Siegeszug voraus. 2013 machte Instagram nonchalant meiner schwergewichtigen Nikon Konkurrenz. Instagram ist schneller, effektvoller und leichter zu bedienen. Jeder kennt es und fast jeder tut es. Man ist also nicht allein da draußen, sondern mindestens so gut aufgehoben wie in der facebook-Welt. Instagram hätte den Spruch „Bilder sagen mehr als Worte“ erfunden, wenn er nicht schon vorher da gewesen wäre. Doch manchmal kann man sich verlieren. In Filtern, Collagen und Beschriftungen. In meinem Reisejahr wird instagram wieder mit an Board sein. Doch die Motive wollen wohl überlegt sein. Es geht schließlich nicht nur um Bilder, sondern um eine ganze Ausstellung. Nicht, dass ich keine Zehen oder Hüftknochen hätte, doch diese waren schon 2013 Instagram-scheu. Die Welt wäre eine bessere, würde sich so mancher Hallux genieren, auch wenn er in Jimmy Choo-Sandalen steckt.

Vorsatz #3: Weniger reisen – aber länger, intensiver und langsamer!

Nein, wir hören nicht auf zu reisen. Niemals! Doch wie definiert sich Flashpacking? Ist es tatsächlich das schnelle Cityhopping? London, Paris, New York und die Frisur hält? Für mich muss Flashpacking nicht schnell wie der Blitz sein. Vielmehr hat es mit Stil und Genuss zu tun. Und beides lehnt sich ganz gerne zurück. Laid-back wie es so schön heißt. Oder „Barfoot-Luxury“ – ein Begriff, den ich gerne mag. Längere Reisen anzutreten, ist nicht nur ökologischer, sondern auch ökonomischer. Von einem Flugticket hat man einfach mehr, wenn man einen Monat lang statt schnell mal übers Wochenende verreist. Und ein besseres Gewissen, wenn auch keinen Heiligenschein. Man könnte nach Alternativen suchen. Die Reise mit dem Zug antreten. Oder den Jakobsweg gehen. Oder ein letztes Mal ein Flugticket buchen – „one way“ – und für immer bleiben. Ok, ich nehm’s mir vor!

Vorsatz #4: Schreiben lernen

Ich kann blitzschnell tippen, doch ich kann nicht mehr schreiben. Zumindest nicht so, dass man es lesen könnte. Ich bin zu ungeduldig geworden für Papier und Bleistift. Das soll sich ändern. Moleskine hat eine iPhone App und ich hab‘ sie mir tatsächlich mal auf’s Handy geladen. Doch ich verspreche Besserung: 2014 wird das Jahr handgeschriebener Reisenotizen, schöner Schreibstifte und edler Notizbücher und Kalender. Der umständliche Mac Kalender samt seiner Cloud kann mich mal!

Vorsatz #5: Lesen lernen

Schön, dass der Kindle erfunden wurde. Für mich aber bestimmt nicht. Ja, ja, ich weiß, man muss nicht mehr tonnenweise Bücher mit sich herumschleppen. Doch 2 oder 3 Bücher haben noch keinem Handgepäck geschadet. Und was soll ich mit einem Tablet in der Hand, wenn ich die Seite eines Buches umblättern will? Einen Knick an einer Stelle oder eine Zeichnung am Kapitelanfang machen will? Das Datum hineinschreiben, wo ich gerade war, als ich die Geschichte gelesen habe? Das Buch wieder mit nach Hause nehmen und den Sand zwischen den Seiten mit dazu. Und wie schön ist es, haufenweise exotischer Zeitschriften am Flughafenkiosk zu erstehen. Darin zu stöbern, zu blättern und ja: Seiten herauszureißen! Ja, ich liebe Blogs und noch mehr die Funktion „read later“ der Instapaper-App, wenn die Zeit mal wieder zu knapp ist. Doch Bücher sind beständiger und geben mir mehr Zeit. An Bücher erinnert man sich, einen Kindle-Download vergisst man schon mal. Da bin und bleibe ich old school. Was passiert 2014? Ich kaufe ein weiteres Bücherregal, viele neue Wälzer und alte fremdsprachige Bücher auf irgendwelchen Flohmärkten. Abgewetzte Bücher mit Geschichte sind großartig, selbst wenn man nicht darin lesen kann!

Vorsatz #5: Das verdammte iPhone ausschalten!

Wann begann eigentlich die Zeit, als wir das Telefon nicht mehr zum Telefonieren benutzt haben? Die Zeit, seit der wir uns in Wartezimmern, an Haltestationen, in Taxis, Zügen und überall sonst so wahnsinnig beschäftigt fühlen dürfen? Seit wann sitzen wir uns schweigend gegenüber? Nicht als meditavies Statement, sondern weil der „Wischfinger“ irgendetwas erledigen muss, auch wenn er zwischendrin vergisst, was das eigentlich war. Er wischt, weil der Mund keine Lust hat zu reden. Weil der Kopf immer woanders ist als der Körper. Bei dem, was war und was sein wird, doch niemals bei dem, was gerade ist. iPhone und Ego verstehen sich prächtig, denn beiden gefällt es irgendwo anders immer besser. Doch zählt nicht gerade beim Reisen das Hier und Jetzt? Sich an einen einzigartigen Momente erinnern können, setzt voraus, den Moment auch gesehen zu haben. 2013 war das Jahr, in dem ich mehr mit dem Telefon fotografiert als telefoniert habe, mehr mit den Fingern gewischt als mit den Augen gesehen. Ich nehme mir vor, mich daran zu erinnern, dass das Ding einen Knopf zum Ausschalten hat und eigentlich ein Nichts ist.

Vorsatz #6: Den Atem anhalten, einfach nur so.

Der schwerste Vorsatz kommt zum Schluss. Es geht darum, einen Moment lang still zu sein, nichts zu tun. Wer jemals versucht hat, zu meditieren, weiß wovon ich rede. Die schlichte Kunst des Innehaltens ist uns in dieser Welt längst abhanden gekommen. Den Sonnenuntergang zu genießen, ohne ihn fotografieren zu wollen. Etwas zu erleben, ohne das Ereignis auf facebook posten zu wollen. Facebook hat das „Teilen“ neu erfunden. Schlau. Fast hat man das Gefühl, etwas Gutes zu tun, wenn man Menschen an etwas teilhaben lässt, was sie gerade nicht haben. Cocktails am Karibikstrand zum Beispiel. Ja, stimmt, auch ein Reiseblog ist ein grundsätzlich mitteilungsfreudiges Medium. Dennoch, der Vorsatz für 2014 steht: Manchmal nur atmen. Sonst nichts.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

One comment

  1. Weniger Reisen, aber dafür länger und intensiver finde ich einen sehr guten Vorsatz!! Entschleunigung, sich die Zeit nehmen Eindrücke zu verinnerlichen, Schlüsse ziehen, einfach genießen!!