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„The Whitsundays“ – Paradies in 1200 km

The Whitsundays
The Whitsundays

Was trennt eine Camper-Horrornacht von einem  100 qm-Luxusappartement mit Meerblick? Die Antwort lautet: 1200 km,  5 Tankfüllungen und Nerven aus Stahl. Das Schicksal hat es am Ende des gestrigen Tages aber gut gemeint mit uns. Wir haben ja nie behauptet Camper aus Leidenschaft zu sein und da war eine langweilige Nacht auf einem ausgelagerten Camping-Platz in Noosa Heads (Camper hat man im „St. Tropez von Australien“ nicht so gerne, die verunstalten nur das arrangierte Beachlife) und eine weitere Nacht im unspektakulären Yapoon mit tropischem Wolkenbruch und akuter Erstickungsgefahr im Camper (Sauerstoff, wo bist du?). Nach höchstens 3 Stunden Schlaf, einem erfolgreichen Besuch in Rockhamptons wohlsortiertem Baumarkt (Schere, Mosquitonetz und Standventilator – wir basteln uns ein belüftetes Campingschlafzimmer) und vielen, vielen Kilometern irgendwo durchs Nirgendwo…

 

… war die Stimmung leicht getrübt und auch das verzweifelte Subway-Sandwich in der nichtssagenden Stadt Mackay wollte nicht so recht schmecken. Schweigend vom iPod-Sound getragen, der alles aus der einzig funktionieren Musikbox quetschte, was ging (vielleicht haben wir an dieser Stelle damit begonnen, unseren Camper richtig zu hassen), hatten wir nur mehr ein einziges Ziel vor Augen: Airlie Beach zu erreichen. Sollte ganz nett sein da und vor allem gab es nicht viel Ausweichmöglichkeiten dazwischen, um nicht zu sagen: gar keine. Also über die Piste gepoltert, links und rechts nur Felder und verhungert wirkende Rinder, eine lange Straße und hin und wieder bestenfalls eine Tankstelle. Das war sie also, die Weite Australiens. Sehr schön. Irgendwann nach hunderten Kilometern zeigte sich doch auch mal wieder eine Verkehrstafel zur Orientierung und man glaube uns, die letzten 22 km zum Ziel können sich wie Kaugummi in die Länge ziehen, wenn man durch gleichförmige Endloslandschaft fährt. Zudem ein kleiner Wettlauf mit der Zeit, um der herannahenden Dämmerung zu entgehen und damit den nachtaktiven Kängurus, die sich auf unserer Kühlerhaube sicher gar nicht gut machen. Wie die Verlorenen aus der Wüste kamen wir schließlich erschöpft in einer Oase am Meer an. Und eines war für uns klar: eine weitere Nacht im Camper würden wir gewaltfrei nicht durchstehen, man kennt das ja, wenn man Tiere zu lange in zu enge Käfige sperrt J Die Trolleygirls waren nervlich fast am Ende, aber sich dann doch wieder sehr einig: Eine Camping-Cabin muss her oder besser noch: ein richtiges Hotelzimmer! Und es muss wohl auch Schicksal gewesen sein, dass 3 Camping-Plätze keine einzige Cabin mehr und das Airlie Beach Hotel nur mehr ein dubioses, überteuertes Zimmer frei hatte, denn so sind wir mit letzter Kraft den verwinkelten Hügel raufgefahren, weil sie so schick aussahen, diese Appartements dort oben. Was soll’s, fragen kann man ja. Und ja, ein letztes „Zimmer“ wäre noch frei, meinte das freundlichste Gesicht des Tages. Ok, der Preis schien uns erschwinglich, der Dollarkurs ist ja immer noch auf unserer Seite, also nehmen, hauptsache keine weitere Nacht im Camper. Die klare Botschaft als die Tür zu unserem Appartement (www.toscanaresort.com) aufging: Nach aller Strapaze sind wir die Glückskinder des Jahrhunderts! 100 qm vom Feinsten bauten sich vor uns auf: Voll ausgestattete amerikanische Küche, eine Sofalandschaft mit XXL-Flatscreen, zwei Schlafzimmer, zwei Bäder (!!) und eine Terrasse in den 20-fachen Flächenausmaßen unseres Campers. Der Blick von ebensolcher wird von nun an schwer zu toppen sein: Direkt vor unserer Nase bereitete sich das Meer auf den hereinbrechenden Abend vor, ankernde Yachten und Katamarane, türkisblaues Meer und irgendwo dort hinten die Inseln der „Whitsundays“, ein Name, der auf der Zunge zergeht und man möchte ohne Umschweife – Achtung Werbung – Bacardi trinken oder in ein Bounty oder Raffaello beißen. Ja, das muss das Paradies sein! Es kann uns also keiner verdenken, dass für diesen Abend noch zwei Flaschen Jakob’s Creek herhalten mussten, die herrlich zur –  in den unendlichen Weiten unserer Küche zubereiteten – Pasta korresponierten. Und es ist das schönste Glücksgefühl der Welt, zu wissen, nicht bei Einbruch der Dunkelheit in den Tiefen eines Campers verschwinden zu müssen. Stattdessen Sterne zählen, Mond suchen, Yachten im funkelnden Meer beobachten und den Nebengeräuschen der Bars unten im Ort zu lauschen. Nein, schöner kann man es in so einem Moment eigentlich gar nicht haben. Der Camper steht nun in der gemütlichen Doppelgarage und kann sich von uns erholen und wir noch viel mehr von ihm und die einzig große Aufgabe des heutigen Tages ist es, die drei Pools zu finden, die unser Engel an der Rezeption gestern beiläufig erwäht hat. Can’t complain, oder? ;-) Jea*

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2 comments

  1. Deine Beschreibungen sind toll, man zittert mit und bekommt selbst fast keine Luft mehr…
    …und dann erfüllt sich doch noch der Traum!
    Ein Krimi kann nicht spannender sein,
    bester dramaturgischer Aufbau.

  2. das schicksal meint es doch sehr gut mit den trolley girls!!!