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littlemissitchyfeet fragt: Sind wir nicht alle ein bisschen „Hula“?

Eigentlich wollte ich im August nach Hawaii. Yoga im Kalani Retreat Center auf Big Island – so lautete der Plan. Aber wie das im Leben so ist: Nicht alle Pläne werden Wirklichkeit, nicht alle Träume wahr (..was nicht so schlimm ist, sofern man neue Pläne parat hat. In meinem Fall sind die Azoren das neue Hawaii ;-)

Für den Fall also, dass Reisepläne auch mal scheitern, tut man gut daran, Menschen zu kennen, die dort waren, wo man eigentlich selbst hinwollte. Aus erster Hand kann man sich somit ausmalen, was man verpasst hat oder was einem erspart geblieben ist. Wie man’s eben nimmt. Daher werde an dieser Stelle nicht ich, sondern littlemissitchyfeet Doris Neubauer auf dem FYT Reiseblog über ihre Erlebnisse im Kalani Retreat Center auf Hawaii berichten.
Viel Spaß beim Lesen, Jeanette

Gastbeitrag von „Little Miss Itchy Feet“ Doris Neubauer

3 Monate in einer Yoga Community auf Hawaii. Oder: Sind wir nicht alle ein bisschen „Hula”?

Wer mitten im kalten österreichischen Winter mit den Worten „Ich bin dann mal weg – und zwar auf Hawaii” sein altes Leben stehen und liegen lässt, der muss mit vielen Ahs, Ohs und sonstigen Anerkennungsbekundungen seiner Gegenüber rechnen. Ich muss es wissen, denn ich habe es getan. Drei Monate Sonne, Strand, Meer statt Schneegestöber, eingefrorenem Auto und Lagenlook. Drei Monate Hawaii. Aber nicht irgendwo, sondern im Kalani Ocenaside Retreat Center, einer Yoga Community auf Big Island, der größten aller hawaiianischen Inseln.

„Da laufen alle nackt herum” oder „Wer nicht homosexuell ist, der gehört gar nicht dazu”. Im Nachhinein bin ich froh, diese Referenzen anderer BewohnerInnen-auf-Zeit erst in der letzten Sekunde gelesen zu haben. Hätte ich das schon früher gesehen, wäre ich vielleicht gar nicht erst nach Hawaii geflogen. Und wäre ich nicht geflogen, hätte ich nicht drei bereichernde Monate meines Lebens gehabt.

„Keine Sorge, es ist nicht so wie die Referenzen vermuten lassen – und dann wieder doch. Aber am Besten beginne ich am Anfang.

In den 70ern von einem homosexuellen Tänzerpärchen gegründet, ist das Kalani Oceanside Retreat Center mittlerweile eine der ältesten Intentional Communities weltweit. Bis zu 100 Personen jeglichen Geschlechts, jeder (sexuellen) Orientierung, jeden Alters, jedes Familienstands finden dort ihr zuhause – einige für ein paar Monate, andere für Jahre und manche sogar für den Rest ihres Lebens. Einige flüchten jährlich vor kalten Wintern, ein paar verbringen regelmäßig ihre Ferien in der „Dschungelsiedlung” und es gibt wohl wenige, die nur einmal nach Kalani kommen.

Ein erstes Mal gibt es für alle, so auch für mich: Drei Monate lang habe ich mich dazu verpflichtet, in der Community-Küche Gemüse zu schnippeln und sonst am Gelingen der – vorwiegend – vegetarischen, sicher aber biologischen Köstlichkeiten beizutragen. Arbeiten muss nämlich jeder in der Gemeinschaft: Ob als Zimmermädchen für die Unterkünfte, als GärtnerIn, in der Administration des Seminarbetriebs oder – wie ich – in der Küche. Die Gäste, deren Yoga-Workshops, Tanz-Kurse oder Selbstfindungsseminare in Kalani stattfinden, möchten schließlich gut versorgt sein. Darum kümmern sich die BewohnerInnen der Community, zahlen je nach Aufenthaltsdauer eine mehr oder weniger geringe Summe und können im Gegenzug auf dem Gelände wohnen, die dreimal täglichen Mahlzeiten genießen und selbst an so vielen Yoga-Einheiten, Meditationsseminaren, Kursen in Huna, dem hawaiianischen Schamanismus, oder Hula teilnehmen, wie sie wollen. Dieses Angebot war auch der Grund, warum ich schon vor einigen Jahren auf Kalani aufmerksam geworden und schließlich 2011 dort gelandet bin.

„Worauf ich mich eingelassen hatte, wurde mir aber schneller bewusst als gedacht: Das Zusammenleben und -arbeiten mit 100 bunt zusammengemischten Leuten, die meisten aus den USA oder Kanada, ist eine Herausforderung.

Gemeinsam haben die Mitglieder dieser „Ohana“ (Hawaiianisch für Familie) – nichts. Noch nicht einmal den Wunsch nach dem Kennenlernen der hawaiianischen Kultur oder Weiterentwicklung, egal ob spirituell, in Sachen Yoga oder sonstwie. Manche waren nie in einem der Kurse und lagen Tag für Tag am Pool, der wirklich – optionale – Nackt-Bade-Zone war. Warum das für einige wichtig war und als Befreiungsschlag betrachtet wurde, ist mir übrigens bis heute ein Rätsel.

Ich als Europäerin habe mich einsam gefühlt, sah überall kulturelle Unterschiede und Sprachbarrieren – alles war schwer, alles war anstrengend. Dass genau das meine Lernerfahrung war, wegen der ich nach Kalani gekommen bin, hat sich erst im Nachhinein herausgestellt. Nachdem ich nämlich die ersten Monate bloß angeeckt bin und mich als einzig “Normale” betrachtet habe, kam plötzlich die Erkenntnis – oder besser gesagt die Entscheidung: Alles war gut! Was heißt hier gut? Alles war großartig: Sich unwohl zu fühlen in einem Paradies wie Hawaii mit fast täglicher Sonne zwischen den angenehm erfrischenden Regenschauern ist tatsächlich Jammern auf hohem Niveau.

„Ganz im Sinne von Kalanis Motto „Find yourself here“ war ich endlich angekommen und konnte genau das genießen, was mich ursprünglich angezogen hatte:

Jeden Tag den Raum und die Zeit zu haben, meinen Körper beim Yoga zu spüren, mich in der Begegnung mit verschiedensten Menschen weiterzuentwickeln und festzustellen, dass wir doch alle ein bisschen Hula sind…

Meine letzte Liebeserklärung an Hawaii gibt es hier in weiteren Bildern zu sehen: http://littlemissitchyfeet.com/2012/05/21/hawaianischer-heimat-hymnen-haiku/

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3 comments

  1. Azoren sind bestimmt spitze. Waren für dieses Jahr auch kurz davor zu buchen!

    LG

    1. Ich stell‘ mir das irgendwie wie das Neuseeland des Atlantiks vor… :-)

  2. Das Bild vom Strand sieht wirklich spitze aus!