Heute mache ich es kurz. Philosophische Einsichten auf regennasser Straße brauchen nicht viele Worte.
Da fährt man also auf der Straße in Richtung Süden. Um dem Herbst zu entfliehen, der da eigentlich viel zu früh Tristesse verbreitet. Es regnet, es ist kalt. Und es wird nicht besser. Nach vielleicht 250 Kilometern, diversen Tunneln und dem obligatorischen Stopp beim Autogrill wird das Wetter nicht besser. Kein bisschen. Obwohl es sich sonst an dieser Stelle längst lichtet. Dort, wo einen sonst das befreiende Gefühl überkommt, man hätte alle dunklen Wolken abgeschüttelt, regnet es unbeeindruckt weiter.
Dass der Weg das eigentliche Ziel ist, wusste ich schon. Dass das Wetter dabei keine Rolle spielt, muss ich erst noch lernen. Manchmal muss es wohl erst regnen, damit der Blick klarer werden kann.
Wir fahren weiter. Es muss doch irgendwann besser werden. Müsste es, tut es aber nicht. Vielleicht weil auf dem anderen Ende der Welt gerade Hurrikan Irma über die Lande zieht. Wieso glauben wir eigentlich, dass alles bleibt, wie es ist? Dass schlimme Sachen immer irgendwo anders passieren und wir einfach weitermachen wie bisher.
Wir stecken buchstäblich im Regen fest. Die dunkle Wolke folgt dem rosaroten Panther. Sie folgt auch uns. Es gibt kein Entkommen. Also sollten wir uns mit der Situation anfreunden, so wie sie ist. Wir haben ohnehin keine andere Wahl. Und mittendrin die Erkenntnis: Es ist, was es ist. Es IST Regen, es IST schlechtes Wetter, es IST Gänsehaut. Es IST die Kunst des Loslassens, Annehmens und Akzeptierens. Denn was wäre die Alternative? Sich ärgern? Sich beklagen? Sich selbst leid tun?
Irgendwann sind wir am Meer angekommen. Ich habe den Strand noch nie so nass gesehen. Riesige Pfützen und ein paar Hartgesottene, die ihren Strandspaziergang mit Regenschirm und Windjacken dennoch austragen. Im Norden hat man damit mehr Erfahrung als im Süden.
Ich gewöhne es mir ab. Jetzt aber wirklich! Nein, nicht das Rauchen oder andere Süchte. Ich will nicht mehr über das Wetter lästern! Ich will mir nicht mehr den Endless Summer herbeiwünschen. Es ist vorbei. So ist es eben. Akzeptanz hat eine befreiende Kraft. Wenn einen die kleinen Rinnsaale und Bäche, die sich durch den weinenden Himmel, auf der Straße, auf dem Gehsteig, auf dem Sandstrand bilden, nicht mehr mitreißen können, dann hat man gewonnen. Dann ist man einen Schritt weiter.
Aber nur dann, wenn man gelassen bleibt, sobald sich doch wieder die Sonne zeigen sollte. Ja, man darf sich wohl freuen, ein sanftes Lächeln auf den Lippen haben. Doch klammern, nein, das sollte man nicht. Klammern war noch nie eine gute Idee. Denn sonst ist das Leid unausweichlich, sobald uns das Schöne wieder durch die Finger rinnt.
Mal schauen, wie ich mich verhalte, wenn die Sonne wieder kommt. Morgen angeblich sagt die Wetter-App. Ob ich mich dann noch daran erinnern mag, was ich vom Regen gelernt habe?