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L’Auberge La Fontaine aux Bretons – Pornic, Frankreich

Hashtags wie #Skyporn wird man auf meinen Social Media Kanälen nicht finden. In Pornic an der französischen Atlantikküste musste ich allerdings eine Ausnahme machen.

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Der Franzose ist diszipliniert. Fragt man ihn nach dem Weg nach Pornic, bleibt er gelassen. Man wird keinen schiefen Blick und auch kein schlüpfriges Lächeln ernten. Es ist so, als hätte das Wort, das einem unweigerlich sofort in den Sinn kommt, sobald man den Ortsnamen ausspricht, einfach nichts verloren im Gedankengut der Franzosen. Beim ersten Instagram-Bild, das ich vom Hafen des Fischerdorfes gemacht habe, konnte ich mir den Hashtag #skyporn allerdings einfach nicht verkneifen. Einmal und nie wieder, ich schwör’s! Denn auf meinem Reiseblog gibt es keinen Trash. Ich mag es chic und clean. Von mir aus auch gemütlich und romantisch. Zumindest irgendwie besonders. Deshalb fiel meine Wahl auch auf das L’Auberge La Fontaine aux Bretons in besagtem Pornic.

Und nachdem ich mich zuletzt in Sardinien bei meinem auserwählten Bed & Breakfast fast vergriffen hatte, nahm ich meine Recherche dieses Mal besonders ernst. Ich buchte erst am Vorabend als ich noch in meinem Zimmer im Hotel Pommeraye in Nantes mit akzeptablem Wi-Fi saß – übrigens auch keine schlechte Wahl. Eines vorweg: Ein Mietwagen ist angebracht! Man kann zwar auch mit dem Zug zur Atlantikküste tuckern, doch zu meiner L’Auberge, die eigentlich ein riesiges Landgut mit eigenem Restaurant ist, hätte ich es wohl ohne Auto nicht geschafft. Ist man dann erst einmal dort, will man auch gar nicht mehr weg. Der Check-in verläuft ganz ohne Allüren und so findet man sich ganz schnell in einem kleinen schlauchförmigen Appartment wieder. Diesen gab man übrigens keine Nummern, sondern Kräuternamen. Charmant!

Klar gesagt: Das La Fontaine aux Bretons ist wunderschön, aber kein Luxusanwesen. Die integrierte Küchennische wirkt altertümlich, das Badezimmer ist klein und dunkel. Auch riecht es ein bisschen streng nach Bauernhof. Dass es auch einer ist, wird schnell klar, wenn man das Gelände erkundet: Vor dem Hauptgebäude ein riesiger Garten, in dem alles wächst, was man in der Restaurantküche so braucht. Allem voran mindestens 20 verschiedene Birnensorten, durch die man sich am besten auf dem Weg in sein Refugium durchkostet. Wenn man so will, ist der Snack für zwischendurch also im Zimmerpreis inkludiert. Hinter dem Haus trifft man auf fast ebenso viele Hühnerfamilien unterschiedlichster Gattungen, wohlgenährte Gänse und eine glückliche Schafherde. Daneben ein Pool, der sich vom Leben am Bauernhof elegant abschottet. Wenn man schon nicht vorhat im Restaurant zu speisen, dann sollte man sich zumindest einmal ein üppiges Frühstück gönnen, auch wenn es 15 Euro pro Person extra kostet. Frischer kann ein Frühstücksei nicht sein, die Marmelade ist selbst gemacht und bestellt man Käse, weiß man, dass man dieses Thema in Frankreich sehr ernst nimmt.

Dann wäre da eigentlich nur mehr die Frage: Wie weit ist er denn eigentlich weg, der Atlantik? Die gute Nachricht: zum Greifen nah! Man benötigt mehr Schritte, um das Landgut zu verlassen, als um vom schmiedeeisernen Tor bis zu den Klippen zu gelangen. Von tosenden Wellen wird man gewöhnlich nicht umspült, da Pornic geschützt am oberen Ende der Bucht von Bourgneuf liegt. Anders als im mondänen La Baule, das weiter nördlich unweit der Hafenstadt Saint Nazaire liegt, gibt es keinen kilometerlangen Sandstrand und keinerlei Beachbars, sondern versteckte, kleine Abschnitte, die sich aus feinem Sand, kuriosen Felsformationen und bergeweise Austernschalen zusammensetzen. Ebbe und Flut sind hier deutlich spürbar. Die wenigen Einheimischen, die sich hier Anfang September einfinden, wissen, wo man sich platzieren muss, um zwei Stunden später noch immer im Trockenen zu sitzen.

Dabei war die wunderbar verlassene Ruhe an der Küste gar nicht die eigentliche Sensation, sondern der unendliche Wanderweg entlang der Küste, der durch Wälder und Lichtungen zu weiteren Buchten führt. Und wenn der Franzose nicht gerade nach Austern fischt, dann liebt er es, auf den sandigen Wegen zu joggen. Ich fand ihn übrigens auch sehr entzückend. Nein, nicht den Franzosen, den Wanderweg! Überhaupt den gesamten Charme am Atlantik – ebenso wildromantisch und rau wie in Portugal, nur sehr viel grüner. So ein bisschen wie Cornwall für Anfänger. Das Meer selbst zeigt sich nicht unbedingt von seiner karibischen Seite. War man so wie ich zuvor in Sardinien, müsste man es fast als braune Brühe bezeichnen. Aber dieser Vergleich ist natürlich ungerecht. Wie dem auch sei, ich genoss die himmlische Ruhe, den strahlend blauen Himmel und die September-Sonnenstrahlen vor den Toren Pornics. Und ich behaupte, dass es wohl keinen besseren Ausgangspunkt für ausgedehnte Spaziergänge im Angesicht des Atlantiks gibt, als das La Fontaine aux Bretons. Wer pure Idylle im französischen Nirgendwo schätzt und die Namen und Geschmäcker von 20 Birnensorten kennenlernen möchte, ist hier bestens aufgehoben.

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L’Auberge La Fontaine aux Bretons // www.auberge-la-fontaine.com

Dinge, die man nicht erwarten würde…

  • …absolute Ruhe mit einsamen Stränden und Buchten, die vereinzelt von Einheimischen und kaum von Touristen besucht werden (Reisezeit: Anfang September)
  • …einen endlosen Wanderweg entlang der Küste, der direkt vor der Hoteltür beginnt
  • …ein idyllischer kleiner, von Hecken umgebener Garten mit viel Privatsphäre für jedes Appartement im Erdgeschoß
  • …kostenloses Wi-Fi, das vom Zimmer bis zum Pool reicht
  • …ein sehr üppiges Frühstück mit Bio-Eiern, Käsevariationen, frischem Baguette, Müsli, Früchten und selbst gemachten Marmeladen. Achja: und Birnen natürlich!

Dinge, die man vermissen könnte…

  • …5-Sterne-Luxus. Auch wenn das B&B einen überaus eleganten Eindruck macht, ist es vor allem in Bezug auf die Zimmerausstattung nur eine 3-Sterne-Herberge.
  • …den Trubel einer Stadt. Um nach Pornic und zu belebteren Plätzen zu finden, benötigt man ein Auto oder zumindest ein Fahrrad (Leihfahrräder vorhanden).

 

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2 comments

  1. Die Bilder strahlen wirklich Ruhe aus.

    1. Ja, es war auch so ein unerwartet ruhevolles Stück vom Paradies! :-)