Der Plan war ein anderer: Ein Ferienhäuschen mit eigener Küche, das Meer nicht weit und völlige Abgeschiedenheit von der Zivilisation. Aber: Man kann nicht alles haben. Nicht einmal in Portugal. Nicht im August.
August war einmal. Und August kommt hoffentlich wieder. Und wie jedes Jahr bedeutet dieser Monat eines: Hochsaison. Und ich wollte ja schon im letzten Jahr mal kurz weg. Ausgerechnet im August. Ausgerechnet nach Sardinien. Doch wie die Flashpacking-Erfahrung zeigt, offenbaren sich die wirklich schönen Dinge dann, wenn man bereit ist, von seinen vorgefertigten Reise-Visionen ein Stück abzuweichen. Das chice Ferienhaus zum Dumpingpreis für drei Wochen Algarve musste also erst mal abgehakt werden. Stattdessen galt es jene Lücken zu füllen, die andere Touristen noch freigelassen hatten. Natürlich nur die chicen Lücken. Um diese zu finden, war passionierte Internetrecherche angesagt. Doch ein Flashpacker gibt nicht auf und so wurde aus drei Wochen Algarve ein fast perfekter Patchwork-Trip, der sich überraschenderweise sogar bis in den angrenzenden Alentejo zog. Die drei sorgfältig ausgesuchten B&Bs entpuppten sich als besondere Juwele, die es wert sind, weiterempfohlen zu werden:
1. Monte do Alamo
Unser erstes Ziel, das Monte do Álamo in Tavira*, war kein Zufall, sondern Berechnung. Hier waren wir nämlich bereits vor einiger Zeit zu Gast. Rosario und Luis sind von Gastgebern schnell zu Freunden geworden – ob bei einem Gläschen Medronho unterm uralten Johannisbrotbaum oder einem gemeinsamen Sommerkino-Besuch in Tavira. Die beiden wissen nämlich am allerbesten, wo man hingeht und was man rund um Tavira gesehen haben muss. Nicht nur schläft es sich himmlisch in den liebevoll eingerichteten Zimmern, auch das Frühstück lässt keine Wünsche offen. Und wenn man sonst keine Pläne hat, chillt man auf dem Liegestuhl vor dem Zimmer oder in den Hängematten unter Olivenbäumen. Rosario hat ein Händchen für Architektur und ist eine tolle Köchin. Wer hier zu Gast ist, sollte sich von Rosarios Kochkünsten bei einem Dinner überzeugen und lernt dabei Rosarios Freunde und andere Gäste aus aller Welt kennenlernen. Luis sorgt dafür, dass Bier- und Weingläser niemals leer bleiben. PRÄDIKAT: individuell, stilvoll, persönlich.
2. Herdade da Estacada
Als wir über den Sandweg zum Haus fahren, kommt uns David mit einem Handtuch entgegen. Er war gerade auf dem Weg zum Schwimmteich. Da er sich von seinem täglichen Ritual nicht abbringen lassen will, folgen wir seiner Frau Maria zu unserem Zimmer. Es ist schön, aber schlicht. Nicht außergewöhnlich, aber mit schönen, hohen Decken ausgestattet. Manchmal wirft David den BBQ-Griller an, manchmal bringt er den Gästen frischen Kuchen vorbei, eine Flasche Bier oder was sonst gerade im Kühlschrank ist. Manchmal. Nicht immer. Auf Tripadvisor hat er sich so das Image eines mürrischen Gastgebers eingehandelt. Ist er aber nicht. David ist großartig. Und wahnsinnig portugiesisch. Vor ein paar Jahren kam er mit Frau und Kindern von Lissabon hierher ins Nirgendwo. Weil er die Natur liebt, die Ruhe und natürlich seinen Schwimmteich, den auch die Gäste benutzen dürfen. Im B&B Herdade da Estacada* eine Runde am Morgen zu schwimmen ist genauso schön, wie das Geschirr klappern zu hören, wenn direkt vor der Terrassentür der Frühstückstisch gedeckt wird. PRÄDIKAT: eigenwillig, unvergesslich, ruhevoll.
3. Cerca do Sul
Das Cerca do Sul* wirkt auf den ersten Blick wie eine aus dem Boden gestampfte Oase. Die Umgebung könnte ein paar Bäume vertragen, aber schnell merkt man, dass Sara, die Gastgeberin, für so manch anderes Detail ein Auge hat. Da ist zum Beispiel der kleine Laufweg, der rund um das Areal führt, der Spielplatz und die Fahrräder zum Ausleihen. Dienstags kommt die Yogalehrerin für eine Morgensession und für die Massage wird der Masseur zum Wunschtermin ins Haus bestellt (Die Massage war übrigens ein indischer Ayurveda-Traum eines unverschämt gut aussehenden Masseurs, der auch noch richtig Ahnung hatte von dem, was er tat). Nachmittags werden die Gäste schon mal vom Pool zusammengetrommelt, weil es Eistee und Kekse gibt. Genauso wie an einem Sommertag in Kindertagen. Ein Lob verdient das Frühstück, das ein bisschen ‚Le Pain Quotidien‘-Flair verströmt. Frische Waffeln auf dem Silbertablett und frischer Wassermelonensaft aus der Karaffe sind nur zwei der vielen Nettigkeiten. Es schläft sich übrigens vorzüglich auf den wunderbar weichen Betten. Und da ich nicht nur hübsche Massage-Models mag, sondern auch möglichst viele, kuschelige Kissen, war ich im Cerca do Sul bestens aufgehoben. PRÄDIKAT: detailverliebt, genussvoll, erholsam.
Wo schläft es sich an der Algarve und im Alentejo am besten? Auf dieser sorgsam zusammengestellten Liste aus Herbergen, B&Bs und Quintas in Portugal ist bestimmt das Passende dabei!
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