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Tested by FYT: La Purificadora, Puebla, Mexico

Ein Portrait Che Guevaras über einem Ledersessel, Lagerfeuerromantik in der Lobby und eine endlose Himmelstreppe vor antiken Mauerresten: Willkommen im La Purificadora in Puebla!

Die mexikanische Stadt Puebla, rund zwei Busstunden von Mexico City entfernt, gehört nicht unbedingt zu den klassischen Touristenzielen. Der versierte Flashpacker wird von dem echten bunten Mexiko und wunderschönen Boutiquehotels überrascht. Schönes Design regiert im La Purificadora, wenn auch mit kleinen Hindernissen.

Nomen est omen: Im „La Purificadora“ regiert puristisches Design

Ganz anders empfängt das La Purificadora seine Gäste: Feudal, pur, modern. Man ist beeindruckt von einer großzügigen Freiluft-Lobby: Üppige Holztische und eine lange Bar markieren den Restaurantbereich zur Rechten und verstecken sich – zumindest abends – hinter betont langen, schweren Vorhangbahnen. Zur Linken öffnet sich der Blick gen Himmel: eine endlos wirkende Steintreppe führt zu den Zimmern und Suiten im ersten Stock. Dahinter Reste antiken Stadtgemäuers, rostige Eisengitterfenster geben die Sicht auf dahinter liegende Bäume und Häuser frei. Ein auffällig glänzender Schriftzug hinter purpurfarbenen Sitzgruppen besagt „Souvenirs“ – wohl Teil des Konzepts, das der Architekt des wundersamen Gebäudes, Ricardo Legorreta, damit verfolgt.

Ein gelungene Fusion aus Stein, Glas und der Farbe Lila

Neben dunklem Lila, viel Stein und purer Weitläufigkeit regiert Glas als wichtiges Designelement. Man sollte schon schwindelfrei sein, wenn man sich auf gläsernen Stufen auf die Dachterrasse begibt: Auch hier macht sich Glas in Form eines Design-Pools bemerkbar – jeder Tauchgang lässt sich an der gläsernen Wand hautnah mitverfolgen und man wartet förmlich auf den Moment, an dem die 15 cm dicke und mehrere Meter lange Glaswand zu zerbrechen droht. Unergründliche Glaskonstruktionen auch auf den Zimmern: Ein gläserner Kleiderschrank inmitten des Raumes platziert, ein gläserner Balkon, der eher der Optik als dem wahren Nutzen zu dienen scheint. Die restlichen Zimmerutensilien geben zumindest vor, gläsern zu sein: Kleiderbügel, Kosmetiktuchbox oder Sektkübel präsentieren sich durchgehend in transparentem Plexiglas. Neben Pureness setzt das La Purificadora auch auf Details, die man gerne wohlwollend bemerkt. Dazu zählt die hochwertige Kiehl’s Kosmetik, hübsch neben dem Waschtisch drapiert.

Von unendlichen Weiten und kurzen Nächten

Mit etwas Glück funktioniert der Roomservice pünktlich, zumindest wenn man nicht allzu viel Wert auf die exakte Übereinstimmung mit der eigentlichen Bestellung legt. Auch die Dusche verdient besondere Erwähnung: Weit größer als ein herkömmlicher Abstellraum, aus Marmor wohl und mit einer Sitzbank versehen. Man könnte unbekümmert Purzelbäume beim Duschen schlagen, wäre da nicht der knapp an der Wand befestigte Duschkopf, dessen zarter Wasserstrahl nur einen Bruchteil der unendlichen Weiten auszufüllen vermag. Schade eigentlich.

Man sollte sich darauf einstellen, dass die Nächte im La Purificadora kurz werden. Zum einen tummelt sich das durchgestylte Partyvolk bis zwei Uhr nachts auf der Dachterrasse, zum anderen könnte am gegenüberliegenden Convention Center eine ausgelassene Tanzveranstaltung stattfinden. Beide Geräuschkulissen vereinen sich in den meisten Zimmern zu einem gelungenen Ganzen, dies wohl auch aufgrund fehlender Dichtungen in Türen und Fenstern. Es ist eben pur das La Purificadora. Das Personal gibt sich höflich und hilfsbereit, doch angesichts des Lautstärkepegels ist auch dieses ratlos und versucht zu vertrösten. Es empfiehlt sich daher, nicht vor Mitternacht die Nachtruhe anzustreben, stattdessen bei flackerndem Feuer, das in quadratischen Steinarrangements in der Lobby stilvoll auflodert, meditative Zustände zu erreichen.

Das Fazit, zusammengefasst im Follow Your Trolley Reiseblog: Im La Purificadora regiert das Design so sehr, dass ein Aufenthalt hier zwar ein besonderes Erlebnis ist, doch der absolute Wohlfühlfaktor mag nicht so recht aufkommen. Was sich „Corner Suite“ schimpft, ist kaum größer als das Einzelzimmer und wird von der teureren „Balkony Suite“ nur um eben diesen Glasbalkon übertrumpft. Das Preis-Leistungs-Verhältnis lässt zu wünschen übrig, viel eher empfiehlt sich ein Besuch als externer Gast: Vielleicht ein kleiner Lunch im Restaurant oder ein Cocktail zu späterer Stunde auf der Dachterrasse. So lässt sich das außergewöhnliche Design genießen, ohne tief in die Tasche greifen zu müssen.

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