Yoga in den Bergen Kretas: Das Retreat mit Sabina Sellers vom Yogahaus Salzburg führte mich ins Eco-Village Enagron.
Yoga und Reisen – für mich eine unschlagbare Kombination! Und obwohl ich schon an unzähligen Yogaretreats an den unterschiedlichsten Orten teilgenommen habe, wird mir die Sache niemals langweilig. Denn je nach Location, Lehrer & Schwerpunkt ist es jedes Mal eine völlig neue Erfahrung. So auch bei dieser Yogareise nach Kreta mit Sabina Sellers.
Mit ihrem Yogahaus ist Sabina längst eine Institution in Salzburg. Die Halbinderin lebt Yoga im ursprünglichen Sinne und zählt vor allem Menschen zu ihren Schülern, die abseits kurzlebiger Yogatrends eine kontinuierliche und vertiefende Praxis erfahren möchten. Zu meiner großen Freude darf ich meine Yin & Yang-Stunden in den schönen Räumen des Yogahauses abhalten. Und da ich nicht nur gerne Yoga unterrichte, sondern ebenso gerne Teilnehmerin der ein oder anderen Yogareise bin, entstand die Idee, Sabina auf ihrem jährlichen Retreat zu begleiten und darüber zu berichten. Zwar habe ich schon allerlei Erfahrung in Sachen Yoga & Reisen gesammelt, dennoch waren für mich gleich zwei Dinge neu: 1. das Enagron Eco-Village, die Retreat-Location in den Bergen Kretas. 2. eine Yogareise mit Fokus auf Iyengar-Yoga.
Als wir uns spätabends vom Flughafen Heraklion mit unseren Mietwägen auf kurvigen Bergstraßen auf den Weg ins Enagron Eco-Village machten, war bereits zu erahnen, dass wir die Yogawoche an einem abgeschiedenen Ort verbringen würden. Beim Öffnen der Fensterläden am nächsten Morgen bestätigte sich diese Annahme: Vor mir breitete sich eine ruhevolle Berglandschaft aus, dazu das Zwitschern der Vögel, das jeden Wecker überflüssig machte. Ich liebe solche Orte! Stille statt Lärm. Langsamkeit statt Hektik. Hinein ins Yoga-Outfit und schnurstracks zur Yoga-Plattform, die mit einem fantastischen Panorama-Blick aufwartete. Die bereitgelegten Blöcke, Gurte und Bolster ließen auf die Yogapraxis im Stil von B.K.S. Iyengar schließen. Mit Akribie, Leidenschaft und kontinuierlicher Weiterbildung hat sich Sabina den Prinzipien des bedeutenden indischen Meisters verschrieben, der neben K. Pattabhi Jois die moderne Yogawelt geprägt hat.
Gemeinsam ließen wir ein dreifaches Om durch das Tal klingen, bevor uns Sabina in den Ablauf der Woche einweihte: Wir würden uns an jedem Tag ein anderes Element vornehmen. Das ELEMENT ERDE machte mit Haltungen wie Utkatasana und Tadasana den Anfang. Auch Partnerübungen Rücken an Rücken, Bein an Bein standen auf dem Programm, um die Essenz der Asanas noch deutlicher spüren zu können. Sabinas fundierter, klarer und fokussierter Unterricht überließ keinen Atemzug dem Zufall und keinen Muskel seinem Schicksal. So wurde schnell klar: Das hier ist kein gewöhnlicher Yogaurlaub, sondern ein echtes Retreat zur persönlichen Weiterentwicklung! Genau nach meinem Geschmack!
Bei der späteren Vorstellungsrunde unterstrich Sabina ihr Anliegen: Die Yogaeinheiten bauen aufeinander auf und daher sollte auch keine davon geschwänzt werden. Der Start der Morgeneinheiten um 7.30 Uhr war selbst für Morgenmuffel wie mich machbar. Zudem mich das tägliche Konzert der Vögel und die traumhafte Landschaft ohnehin wie von selbst auf die Yogaplattform lockten. Denn was ist schöner, als Yoga unter freiem Himmel zu üben? (Und ja, ich bin mir bewusst, dass dieser Satz schon sehr oft auf diesem Blog zu lesen ist!)
Am zweiten Tag stand das ELEMENT WASSER auf dem Programm. Während wir Navasana, die Bootshaltung, noch trocken überstanden, spürten wir im Shavasana schon die ersten Regentropfen. Mit unserer fokussierten Praxis haben wir Poseidon wohl etwas zu laut gerufen, denn die folgenden drei Tage regnete es förmlich aus Kübeln. So nass dürfte die Insel schon lange nicht mehr gewesen sein. Wir ließen uns nicht abschrecken und holten die wärmsten Kleidungsstücke aus dem Koffer. Bei einer Wanderung nach Axos und weiter zu einer Schäferhütte auf einem Bergplateau erfreuten wir uns an üppiger Natur und saftigem Blätterwerk, das sich durch den Regen noch mehr in seinem Wachstum angespornt fühlte. Vorbei an Ziegenherden, die sich ihren Blicken zufolge offensichtlich in ihrer unendlichen Ruhe gestört fühlten, erreichten wir schließlich unser Ziel. Und siehe da, die Sonne zeigte sich und der Himmel wurde etwas blauer, damit wir unser geplantes Picknick mit Brot, Oliven und Käse doch noch austragen konnten. Doch zu früh gefreut, denn beim Weg zurück donnerte es und der Regen wurde so heftig, dass wir mit den Ziegen um die besten Unterstellplätze buhlten und grüppchenweise eng umschlungen um die Wette frierten.
Doch alles im Leben geht vorbei. Und so steckten auch wir irgendwann wieder nach der ersehnten heißen Dusche in trockener Kleidung und waren als Gruppe wohl schneller zusammengewachsen als bei strahlendem Sonnenschein. Die folgenden Yogasessions wurden indoor bei flackerndem Kaminfeuer ausgetragen. Wie gut, dass uns am dritten Tag das ELEMENT FEUER aus der Reserve lockte: Mit dynamischen Sonnengruß-Variationen und Krieger-Positionen heizte uns Sabina ordentlich ein. Gurte kamen für die „gemeinen“, aber angesichts der Wetterlage doch sehr willkommenen Core-Übungen zum Einsatz.
Beim Abendessen setzten wir neben griechischem Veggie-Food in allen Variationen auf den köstlichen Hauswein, um uns warm und bei Laune zu halten. Die Tatsache, dass wir allesamt von den Daheimgebliebenen mit Hitzeberichten versorgt wurden, machte es nicht leichter. Doch irgendwann war es auch in Kreta mit dem Regen vorbei und wir atmeten auf. Hurra, da war sie wieder, die vermisste Sonne! Wir waren zwar alle gekommen, um Yoga zu machen, aber eben auch, um mediterranes Lebensgefühl zu tanken!
An Tag 4 war das ELEMENT LUFT an der Reihe, bei welchem wir uns in verschiedensten Umkehrhaltungen streckten und reckten. Mit präzisen Anleitungen sorgte Sabina für die richtige Ausrichtung in Adho Mukha Svanasana & Co. Zwischen Morgen- und Abendeinheit blieb genug Zeit für einen Ausflug ins belebte Rethymno oder nach Anógeia mit seinem beschaulichen Dorfplatz, auf dem man bei Sonnenschein und griechischem Kaffee am liebsten für immer verweilt wäre. Die Abgeschiedenheit der Berge machte es mir leicht, den Faktor Zeit, der mich sonst so in Schach hält, zu vergessen.
Der nächste Tag war Yoga-frei und gab daher genug Spielraum für einen größeren Ausflug. Wir entschieden uns für einen Trip in den Süden, der die stattliche Größe der griechischen Mittelmeerinsel deutlich machte. Die Fahrt über verschlungene Bergstraßen lohnt sich spätestens dann, wenn sich das unendliche Blau von Himmel und Meer hemmungslos vor den eigenen Augen ausbreitet. Mit dem Motorboot ging’s von Loutró nach Marmara Beach, an dem wir uns über einen herrlichen Sonnentag in einer traumhaften Bucht freuten. Tavernenbesuch inklusive.
Wer hätte das gedacht: Am letzten Retreat-Tag schien die Sonne am frühen Morgen schon so freudig auf unsere Panorama-Plattform, dass uns auch ganz ohne Bewegung warm wurde. Yoga in den Bergen Kretas – ein abwechslungsreicher Tanz mit den Elementen! Das ELEMENT RAUM machte den Abschluss. Trikonasana machte genau das mit unseren Hüften: Raum schaffen. Mit Gurten und Partnerübungen vertieften wir dabei einmal mehr unser Körpergefühl. Auch mit Dhanurasana, dem Bogen, und Chakrasana, dem Rad, entdeckten wir mit Hilfe von Sabinas detaillierter Anleitung neues Ausdehnungspotenzial in unseren Körpern.
Am Ende unseres Retreats hatte ich tatsächlich das Gefühl, mehr Platz in meinem Körper zu haben. Ich fühlte mich rundum leicht und geschmeidig. Insbesondere mein unterer Rücken – meine persönliche Problemzone, die gerne etwas schwächelt – hat von der intensiven Arbeit mit Gurten, Blöcken und Bolstern profitiert und jene Muskeln angeregt, die sich in meiner gewohnten Praxis allzu gerne ausruhen. Doch war die Woche im Enagron Eco-Village in Kreta keinesfalls nur ‚harte‘ Yoga-Arbeit. Die ausgedehnten Frühstücksgespräche bei hausgemachtem Brot und sonnengereiften Tomaten, dazu köstliches Joghurt mit Honig und Früchten, waren ebenso wenig zu verachten, wie unsere Dinner-Zeremonien mit kretischen Speisen an der langen Holztafel. Dazu schmeckte der Rotwein ebenso köstlich wie der in kleinen Karaffen servierte Raki, an dem man in Kreta zum Abschluss eines Essens keinesfalls vorbei kommt. Mal wagten wir ein ausgelassenes Tänzchen zu griechischer Musik, mal sangen wir Mantren rund ums Lagerfeuer während die Sonne hinter den Hügeln unterging. Den Freuden des Lebens soll man sich schließlich nicht verwehren. Nicht im Urlaub. Nicht in Griechenland. Und schon gar nicht auf einer unvergesslichen Yogareise an einem verzauberten Ort!
Infos & Kontakte
Retreat-Location: Enagron Eco-Village, Kreta
Yoga mit Sabina Sellers: Das Yogahaus, Salzburg