Yoga im Rosengarten üben, im Schwefelwasser abtauchen, auf der Genussmeile flanieren…eigentlich gibt es nichts, was man in der Stadt Baden nicht tun könnte.
Was tut man eigentlich in Baden bei Wien? Eine berechtigte Frage, wenn man so wie ich von Salzburg aus meistens Richtung Süden fährt oder sich auch gerne für ein exotisches Fernziel ins Flugzeug setzt. Doch sobald ich höre, dass bei einer Reise Yoga im Spiel sein könnte, bin ich ohne lange zu überlegen dabei. Bereut habe ich es selten. Selbiges lässt sich auch von meinem Trip nach Baden behaupten. Denn abgesehen von Baum, Krieger & Co im taufrischen Gras im Rosengarten des Doblhoffparks hat Baden noch einige andere Überraschungen zu bieten. Man könnte jetzt in Lobgesängen ausbrechen. Etwas, das man Bloggern gerne vorwirft. Nämlich, dass sie ganz gerne die Mittelmäßigkeit schönreden. Ich sehe das anders: Nichts ist spannender als an einem Ort (der oberflächlich oder mit dem Instagram-Auge betrachtet nicht unbedingt mit den ach so gefragten Hot Spots wie Positano oder Marrakesch mithalten kann) Besonderheiten zu entdecken, die einen zum Staunen bringen.
Und getreu meines Grundsatzes „Eine Stadt ist tatsächlich schön, wenn man es dort auch bei Regen aushalten kann“ hat Baden bei Wien nochmals ein paar extra Bonuspunkte verdient. Denn selbst bei bescheidenen Wetterverhältnissen haben wir uns blendend amüsiert – im Casino, in der Römertherme und auf der Genussmeile. Ja, diese Genussmeile ist tatsächlich eine geniale Sache. Man schlendert kilometerweit durch das satte Grün der Weinberge ohne jemals hungrig oder durstig zu werden. Denn im Abstand von wenigen Metern sind genussvolle ‚Haltestellen‘ aufgebaut, bei welchen Weinspezialitäten und andere Stärkungen im charmanten Heurigen-Ambiente angeboten werden. So sitzt man schnell in einem Liegestuhl und verkostet neben den Kreationen von Neowinzern auch gleich die Aufstrichbrote. Oder man steht rings um ein Fass herum, um sich mit einem Glas Rotgipfler aus der Region zuzuprosten. Und zwischen den Glaserln spaziert man entlang schöner Rebstöcke und hält es wie einst Beethoven, der über Baden folgendes sagte:
‚Ich hätte mein Leben nicht geglaubt, dass ich so faul sein könnte, wie ich es hier bin.‘
Das ist für eine wie mich, die man nur äußerst selten beim Nichtstun auf dem Sofa erwischt, ein höchst beeindruckender Satz. Lässt sich in Baden vielleicht das Faulenzen lernen? Gut, wir waren nicht wirklich faul. Wir haben nur in unübertrefflicher Langsamkeit über die Leichtigkeit des Seins sinniert. Der Genuss in allen Facetten stand schließlich im Mittelpunkt der gesamten Reise. Zumindest dann, wenn man auch dem herabschauenden Hund etwas Genussvolles abgewinnen kann. Beim Frühstück auf der Terrasse des Schlosshotels Weikersdorf waren sich schon eher alle einig darüber, dass man es gerade nicht besser treffen könnte. Und bevor ich mich nun in Details verliere, lege ich dem zukünftigen Baden-Besucher, der nicht zwangsläufig ein 60+ Kurgast sein muss, meine schönsten Highlights ans Herz, die man in der beschaulichen Stadt vor den Toren Wiens unbedingt gesehen und erlebt haben sollte!
8 Dinge, die man in Baden bei Wien getan haben muss
1. Auf der Genussmeile mindestens ein Achterl Rotgipfler trinken
Es dürfen natürlich auch mehrere Achterl sein. Und wenn es kein Rotgipfler ist, dann muss es ein Zierfandler sein – die beiden Weinsorten sind typisch für die Region. Begrenzungen nach oben oder nach unten gibt es auf der Genussmeile nicht. Das gilt für die zurückgelegte Strecke ebenso wie für den Konsum fester und flüssiger Leckereien. Wobei wir glücklicherweise niemandem begegnen, der vor Einbruch der Dunkelheit sein Maß schon deutlich überschritten hätte. Die Wanderung durch die Weinberge zwischen Baden und Gumpoldskirchen gleicht eher einem relaxten Familienfest, bei dem man sich trifft und sich von den köstlichen Dingen betören lässt, die sich da entlang des 1. Wiener Wasserleitungsweges auftun. Das ein oder andere Glaserl weckt Erinnerungen an meine Studentenzeit in Krems, an die Heurigen und an die Kellergassenfeste, die man in der Bierstadt Salzburg ja praktisch gar nicht kennt. Insofern habe ich unsere Wanderung auf der Genussmeile doppelt genossen, da sie genau diese besondere Stimmung widerspiegelt, die diese Weinregion ausmacht.
2. Im Rosarium im Doblhoffpark zwischen edlen Rosen Yoga üben
Man ruft ‚Yoga‘ und ich komme! So auch bei der Aussicht, zwischen Rosensträuchern und auf taufrischen Wiesen die Sonne zu begrüßen. Gerade für jemanden wie mich, die immer wieder nach ungewöhnlichen Yogalocations Ausschau hält, klingt das nach einem besonderen Highlight! Barfuß am Morgen im taufrischen Gras zu stehen, während sich die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Botanik bahnen – ein großartiges Gefühl! Und doch entscheiden wir uns angesichts der kühlen Luft und des feuchten Bodens, die Yogasession mit Margit Sperber im Yogaraum des Hotels Schloss Weikersdorf fortzusetzen. Ich muss unbedingt wiederkommen – zu den Rosentagen im Juni, wenn die 800 Rosensorten in voller Pracht sind und das Wetter nach ‚Yoga im Park‘ nur so schreit!
3. Auf der Terrasse des Schlosshotels Weikersdorf endlos frühstücken
Nach dem Shavasana geht es direkt auf die Schlossterrasse! Ein fulminanter Übergang! Beim Buffet bedient man sich nach Herzenslust, während der alte Parkettboden unter den Füßen leise knarzt. Der große Raum mit seinen opulenten Goldverzierungen und Stuckdecken erzählt Geschichte. Kein Wunder, dass in diesem romantischen Ambiente gerne Hochzeiten ausgetragen werden. Unter dem offenen Gewölbe sitzend und auf den ersten Espresso des Tages wartend, lässt man den Blick über den weitläufigen Rosengarten schweifen, der direkt davor liegt. Nichts könnte jetzt gerade besser sein, außer vielleicht ein ayurvedischer Brei, der mich meine Ernährungsgewohnheiten fortsetzen lässt. Abgesehen davon werden im gediegenen Ambiente des Schlosshotels Weikersdorf die klassischen Frühstückswünsche in vollem Maße erfüllt. An den Wochenenden sogar bis 11.00 Uhr.
4. Im Beethovenhaus die Neunte Symphonie verstehen lernen
Ludwig van Beethoven soll es nirgendwo lange ausgehalten haben. Mehr als 80 Mal ist er angeblich umgezogen. Er muss Nörgler und Genie zugleich gewesen sein. Nach Baden kam er, weil es um seine Gesundheit nicht sonderlich gut bestellt war. Ich hätte an seiner Stelle regelmäßig Yoga gemacht, aber vielleicht hat ihm die Kur mit Schwefelwasser auch geholfen. Fast schon taub komponierte er in einem Eckhaus in der Altstadt Badens Teile seiner berühmten 9. Symphonie. Will man die Besonderheiten und Überraschungsmomente, die in diesem Werk stecken, verstehen, führt kein Weg am Beethovenhaus vorbei. Mich haben die 4 Bildschirme, die ein Konzert, Notenblätter, eine lasershowartige Aufschlüsselung und eine textliche Beschreibung des Gehörten zeigen, ziemlich fasziniert! Und auch die restlichen Räume geben Aufschluss, wie der gute Ludwig so gelebt haben könnte.
5. Im Restaurant Edelsberger vegan speisen
Ein wahrlich entzückender Ort: Der kleine Garten, das gemütliche Salettl, die Kerzen, die Tischdeko….man kann sich gar nicht sattsehen! Muss man auch nicht, denn man kann sich stattdessen sattessen. Der klassisch orientierte Gaumen wird hier ebenso fündig wie Veggie-Freaks wie ich, die fleischlose und kreative Gerichte bevorzugen. Ein hübsch angerichtetes Rote Beete-Avocado-Tatar macht den Anfang, gefolgt von einer veganen Lasagne nach dem Rezept von, wenn ich mich recht erinnere, Attila Hildmann. Ich glaube, auf das Dessert haben wir vergessen, weil der Wein, der Aperol und der Averna so gut geschmeckt haben. Es war jedenfalls ein rundum gelungener Abend! Auf der Suche nach einem guten Restaurant in Baden mit schönem Ambiente und kreativen Gerichten zu akzeptablen Preisen? Dann auf ins Edelsberger!
6. Im Jugendstil-Strandbad den Sommer ausdehnen
Wer Architektur mit Retro-Flair mag, wird das Thermal-Strandbad in Baden lieben! Alleine die riesigen Jugendstil-Bleiverglasungen in der Eingangshalle sind schon sehenswert. Während bei unserem Besuch der „Strand“ angesichts der zu Ende gehenden Saison schon leer war, kann man sich gut vorstellen, dass zwischen den prominent platzierten Palmen zur richtigen Zeit pures Summerfeeling herrscht. Die ganz Eifrigen lassen sich natürlich auch im Herbst nicht davon abhalten, ihre Runden im heilenden Schwefelwasser zu ziehen.
7. Im Stift Heiligenkreuz andächtig dem Chorgebet lauschen
Die Zisterzienser-Mönche treten der Reihe nach vor und setzen sich in ihre holzvertäfelte Nischen. Vor ihnen stehen überdimensionale Bücher mit lateinischen Texten. Es dauert eine Weile, bis alle in weiß gekleideten Mönche eingetroffen sind. Die andächtige Stimmung überträgt sich unweigerlich auf die Zuhörenden, die gekommen sind, um dem täglichen Chorgebet im Stift Heiligenkreuz zu lauschen. Die Mönche pflegen den jahrhundertealten Gregorianischen Choral bei ihren gemeinsamen Gebetszeiten, der ihnen vor einigen Jahren sogar zu Berühmtheit verholfen hat. Die Stimmen erfüllen den Raum, einzeln, gemeinsam und in Gruppen. Was nach einer theatralischen Performance aussehen mag, ist in Wahrheit der Alltag des Klosterlebens – sehenswert und hörenswert. Meine eigene Meditation habe ich an diesem Tag mangels Notwendigkeit gleich ausfallen lassen.
8. In der Konditorei Ullmann die Kaffeebonbons probieren
Ja, wir wissen, Zucker ist böse. Das sah man vor langer Zeit eben noch etwas anders: Zucker war ein exquisites Luxusgut, das reiche Damen von fernen Reisen mit nach Hause brachten. Das Rezept für die von Hand in ‚zuckerlrosa‘ Papier verpackten Süßigkeiten hat sich ein Franzose ausgedacht. Man sollte nicht zu viel davon essen, um den Zuckerschock zu vermeiden, aber man sollte trotzdem beim Café Ullmann im pittoresken Schlossergässchen vorbeischauen. Alleine schon wegen der wunderbaren Instagram-Motive, die diese nostalgische Location hergibt!
Obwohl mich vorwiegend das Yoga im Rosengarten nach Baden gelockt hat, muss ich zugeben, dass die beschauliche Stadt so mancher sehenswerter Überraschung aufwarten kann, die eine Reise lohnenswert macht. Und auch wenn man nur zufällig an Baden bei Wien vorbeikommen sollte, dann sollte man hier definitiv einen Zwischenstopp einlegen. Und vielleicht sogar etwas mehr Zeit einplanen, um idealerweise mindestens 3 von meinen 8 Tipps persönlich nachzugehen!
>> Andere Perspektiven & Geschichten von dieser Reise nach Baden liest du bei Reiseblitz, Creativelena und freets!
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Hinweis: Danke an Tourismusverband Baden für die Einladung. Dieser Blogpost gibt ausschließlich meine authentischen Erlebnisse und persönlichen Meinungen wider.
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