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Forest-Bathing im Schlosspark Hellbrunn

Wie wär’s mit Forest-Bathing in Hellbrunn?

Thoreau nannte es „Walden“, die Japaner sagen Forest-Bathing. Ich sage: Setz‘ dich aufs Fahrrad und fahr‘ nach Hellbrunn!

Es ist ja so einfach, trendy und bodenständig zugleich zu sein. Dennoch muss ich zugeben: Ich habe nicht immer so gute und spontane Ideen, wie am vergangenen Wochenende! Bin ich nämlich nicht gerade in der Welt unterwegs, arbeite ich meistens allerhand Dinge ab – oder ich tue mir selbst leid, weil ich keine Strandspaziergänge machen kann oder es in Salzburg wieder mal in Schnüren regnet.

Schubladendenken. Vorurteile. Weg damit! Denn ja, Salzburg hat unglaublich schöne Plätze und viele Menschen reisen um den halben Globus, um sie zu sehen. Auch wenn ich immer geneigt bin, mein Glück in der exotischen Ferne zu suchen, statt direkt vor meiner Haustüre. Ich weiß, das ist total ungerecht, aber dies ist nun mal ein Reiseblog und kein Heimatblog.

Trotzdem war das letzte Wochenende in der Heimat so faszinierend, dass es einen Post verdient hat. Es fing mit strahlendem Sonnenschein an, was mich generell zu beschwingteren Schandtaten anregt als ein trüber Regentag. Ich verlor nicht viele Worte über meinen Plan auf zwei Rädern, aber ich hatte ihn genau vor Augen. So genial, wie einfach.

Auf dem Radweg ging es entlang der Salzach und über die Hellbrunner Allee frei von Abgasen und lästigem  Autoverkehr zum Schloss mit seinem Park und Wasserspielen! Nicht, dass mir das alles völlig neu gewesen wäre. Und doch ist der Park so groß und vielseitig, dass man sich darin gerne verläuft und immer wieder auf noch unbekannte Orte stößt.

So wagten wir uns an diesem sonnigen Frühlingstag vom 400 Jahre alten „Lustgarten“, den Markus Sittikus einst anlegen ließ, über einen kleinen Pfad hinauf zum Monatsschlössl und weiter zum Steintheater. Eigentlich kaum zu glauben, dass man nach einem kurzen Ritt auf dem Drahtesel von der Stadt in verwunschenen Wäldern voller Farne und Efeu landet! Hier das Zwitschern der Vögel, dort ein Rascheln im Laub und sonst eigentlich nichts außer Stille. Noch nicht mal bis zum „Watzmannsblick“ spaziert, war ich schon in völliger Ruhe versunken. Innerlich wie äußerlich. Pure Meditation. Auftanken. Die Sinne in den Urlaub schicken.

Forest-bathing describes the practice of taking a short, leisurely visit to a FOREST for health benefits. The practice originated in JAPAN where it is called shinrin-yoku.“

Ich übe mich ja mittlerweile in vielen Entspannungstechniken, erwecke meine Energien frei von Scham bei dynamischen Schüttel-Meditationen und dergleichen. Nur diese Sache mit dem Bäume-Umarmen, die kommt mir doch immer noch ein bisschen komisch vor. Ich habe es auch an diesem sonnigen Frühlingstag nicht gemacht, obwohl es sich irgendwie angeboten hätte. Man muss ja keine Eiche umarmen, es genügt schon, über die feuchten Farne zu streifen, die glatten Oberflächen von Efeuranken zu berühren oder die Blätter der Bäume zu betrachten, die im Frühling wie ein Fächer in Origami-ähnliche Falten gelegt sind.

Nach kurzer Zeit im Wald musste ich ziemlich überwältigt feststellen: Nichts ist heilsamer für die Seele als der Kontakt mit der Natur! Umrahmt von der Botanik in jeglicher Form und Schattierung, fällt es einem ganz leicht, den Moment zu genießen und Achtsamkeit zu üben.

ACHTSAMKEIT. Dieses seltsam schöne Wort, das nicht nur mehr in spirituellen Kreisen ohne vorgehaltener Hand ausgesprochen wird, sondern von Trendforschern zum MEGATREND erklärt wurde.

Der Spaß daran ist, dass man so einen achtsamen Waldspaziergang eigentlich nur mit einem Schmunzeln als neuen, hippen Trend durchgehen lassen kann. Denn in Wahrheit ist es ja die natürlichste, simpelste und unspektakulärste Sache der Welt! Im Jahr 1854 ging der US-amerikanische Schriftstellers Henry David Thoreau schon in den Wald, um der Essenz des Lebens auf die Spur zu kommen. Sein Buch nannte er schlicht und ergreifend Walden*. So lautet übrigens auch der Titel einer neuen Zeitschrift, die man irgendwo zwischen Happinez- und My Way-Magazinen finden wird.

Und dann ist da noch Jon Krakauers Roman Into the Wild* und Jean Penns dazugehörige Verfilmung, die die wahre Geschichte von Christopher McCandless beschreibt: Im Sommer 1990 beginnt er eine zweijährige Reise, die ihn in die Wildnis Alaskas führt. Beides – Buch und Film – fand ich sehr ergreifend! Was vermutlich daran liegt, dass der junge Ausreißer auf seiner Sinnsuche fernab der Zivilisation letztlich stirbt.

FOREST BATHING – na, wenn das kein griffiges Wort für einen ordinären Waldspaziergang ist!

Erfunden haben es die Japaner. Das Forest-Bathing, auf japanisch Shinrin-yoku, wurde in den 1980er-Jahren im Rahmen einer Gesundheitsinitiative zum Wohlfühl-Muss erklärt. Seither ist es wissenschaftlich belegt, warum sich das Abtauchen in den Wald lohnt: Die Herzfrequenz und der Blutdruck wird verringert, weniger Stresshormone werden produziert und das Immunsystem geboostet. Und falls jetzt noch jemand Zweifel hat, der nehme sich das Buch Der Biophilia-Effekt* zur Hand.

Fast bin ich selbst überrascht, was mir zum wohltuenden Bade im Wald alles einfällt und was mir an Literatur zu diesem Thema schon untergekommen ist. Und auch wenn man alle Theorien nachlesen könnte, ersetzt doch kein Buch die eigene Erfahrung. Also warum lange nachdenken, wenn man sich, so wie ich, an einem sonnigen Wochenende einfach auf den Drahtesel schwingen und direkt ins Grüne begeben kann. Man wird es bestimmt nicht bereuen! It’s magic! ;)

Ich zog in den WALD, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen LEBEN näher zu treten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hätte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte.“ – Henry David Thoreau

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