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Ein Flashpacker in Zwickau & eine Hommage an das stilvolle Reisen

Als das Automobil erfunden und Mobilität zum Luxusgut erklärt wurde, war das Reisen noch eine bedachte Sache – und die hatte Stil. Auf Spurensuche im August Horch Museum in Zwickau.

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Was ist heute schon ein Auto? Jeder Mann wird mir zwar widersprechen, doch es ist nicht mehr als ein Fortbewegungsmittel, mit dem man meist irgendwo im Stau steht. Zwar mit allerlei Komfort, Hightech und Sicherheitsfeatures ausgestattet, haben heutzutage die wenigsten Autos wirklich Stil. Das denkt man zumindest, sobald man so wie ich eine kleine Zeitreise im August Horch Museum in Zwickau wagt. Schon im Flugzeug nach Leipzig lauschte ich den aufgeregten Gesprächen von drei Generation – Großvater, Vater und Sohn. Es hörte sich so an, als wäre man extra über das Wochenende angereist, nur um das Museum zu besuchen. Ich gehöre ja nun zu den Frauen, die sich schon in der Fahrschule davor gedrückt haben, die Teile unter der Motorhaube richtig zuzuordnen. Somit blieb ich von den ausgestellten Motoren im Museum, dessen Eingang an einer paradoxerweise ziemlich unbefahrenen Straße liegt, wenig beeindruckt.

Doch habe ich sehr viel für schillernde Erfolgsgeschichten übrig. Und so folgte ich der Leidenschaft und Passion, die dieser August Horch damals für das Automobil an den Tag legte – von Schautafel zu Schautafel und von einem Ausstellungsstück zum nächsten. Der „Entrepreneur der Mittelklasse“ wehrte sich so gut er konnte, die stilvollen Gefährte zum massentauglichen Fließbandprodukt verkommen zu lassen. Doch die neu entdeckte Mobilität sollte nicht nur einer zahlungskräftigen Elite vorbehalten sein, die sich an den sorgsam gesteppten Ledersitzen, den kunstvollen Kühlerfiguren und den fein geschwungenen Linien der Karosserien erfreuten.

Während sich die Großväter-Väter-Söhne-Gruppen im August-Horch-Museum an den Rennfahrzeugen mit originalem Fahrgeräusch erfreuten, wanderte ich eine Etage tiefer. Dort konnte man sich in das Automobil und die Rolle des weiblichen Geschlechts vertiefen. Die damalige Frau von Welt hatte nicht allzu große Ambitionen selbst am Steuer zu sitzen (Derlei Vergnügen dürfte nur meiner emanzipierten Großtante Else vorbehalten gewesen sein, die als Tochter eines Autowerkstattbesitzers in die Familiengeschichte einging und stets selbstbewusst ihr eigenes Auto durch die Straßen lenkte). Vielmehr war sie das schmückende Beiwerk, das mit der Auswahl des für die Autofahrt passenden sportlich-femininen Outfits beschäftigt war. Sie erfreute sich an einem ausklappbaren Waschbecken, das man in die Karosserie integrierte. Schließlich musste man sich nach dem Picknick mit dem Cabrio auch mal die Hände waschen.

Eine ganze Weile stand ich staunend vor großen Leinwänden mit Schwarz-Weiß-Werbefilmen. Grandios, wie man damals die neue Errungenschaft der Mobilität an den Mann und an die Frau brachte und die Sehnsucht nach Freiheit damit stillte. Menschen, die aus ihren edlen Gefährten lächelten. Gemütlich vor sich hin fahrend. Damals kannte man keine Staus, stattdessen hielt man am Straßenrand, um die Picknickdecke auszubreiten, eine Pause einzulegen und dabei dem bunten Verkehrstreiben zuzusehen. Wer kein Auto besaß, radelte über die frisch gebauten Straßen, um auf seine Weise am Geschehen teilzuhaben. Am Ende wählte ich noch mein Lieblings-Automobil. Nur so zum Spaß. Ein blitzblaues „Wanderer“-Modell mit hellen Ledersitzen, edlem Amaturenbrett sowie genügend Platz für zwei bis drei Koffer und einen Picknickstuhl. Man müsste damit ja nicht am Straßenrand halten, man könnte ja auch bei einem hübschen Boutiquehotel vorfahren – und beweisen, dass der moderne Flashpacker von heute genauso viel Stil hat wie der Reisende von damals. Wenn auch er wohl etwas weniger Zeit und Muße für den Weg einberechnet, weil das Ziel wichtiger erscheint.

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Hinweis: Dieser Beitrag entstand im Auftrag der insider publishing gmbh und in Kooperation mit der Deutschen Zentrale für Tourismus, die mich im Rahmen der Initiative #JoinGermanTradition zu dieser Reise eingeladen hat. Alle Meinungen sind meine eigenen.

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