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Familienurlaub in Bibione, Italien – Vom Glück vertrauter Gewohnheiten an der Oberen Adria

Rituale sind Medizin für die Seele und potenzieren Freude und Glück. Deshalb führte der jährliche Familienurlaub schon zum vierten Mal an die Obere Adria.

Familienurlaub an der oberen Adria. Nein, das ist so unspektakulär, das muss nicht unbedingt gebloggt werden. Denn Familie ist schließlich privat. Außerdem ist es doch auch mal ganz fein, einfach nur Urlaub zu machen. Im Hotel nicht sofort nach dem Wifi-Code zu fragen, um sich selbst zu beweisen, dass es auch mal ohne Facebook, Instagram und Snapchat geht.

Und dann kam alles ganz anders…

Sechs Erwachsene, drei Generationen, 1 Kind. Und irgendwo in Bibione das Hotel Mayer. Schon die Lage nicht weit vom Strand, vom Leuchtturm und den Pinienwäldern ließ hoffen, dass meine Schwester, die Buchungsverantwortliche der Familie, ganze Recherchearbeit geleistet hat. Sie war es auch, die den Traum des gemeinsamen Pfingsturlaubs nicht aufgab und nach langwierigen familieninternen Diskussionen doch noch eine Herberge fand, die alle zufrieden stellte. Ich selbst war nicht ganz untätig, denn mit dem festen Vorsatz, keinesfalls im selben Ort oder Hotel hängenzubleiben, schlug ich vor, nach Lignano und Caorle völlig neue Gefielde zu erkunden. Warum also nicht mal nach Bibione? Jenem Ort, dem ich während eines Besuchs mit lieben Freundinnen aufgrund eines dort erstandenen türkisfarbenen Zweiteilers (mit Strass-Steinen besetzt, die je nach Temperatur die Farbe wechselten) das Siegel „Bikini-Heaven“ aufgedrückt hatte ohne je wieder dort gewesen zu sein.

Für die jährliche Italienreise in oben genannter Konstellation machte also Bibione das Rennen. Ich, die umtriebige Reisebloggerin hatte schon bei der Hinfahrt beschlossen „Blog-frei“ zu machen. Keine Jagd auf berichtenswerte Insider-Tipps und schon gar keine Fotos von Spaghetti-Tellern, keine Selfies von Füßen, die im Sand stecken oder Händen, die nach der Cappuccino-Tasse greifen. Ich bin einfach Tochter, Freundin, Tante und Touristin. Aber ausnahmsweise mal keine Bloggerin. Sogar die Yogamatte hatte ich vergessen, also auch kein Yogi. Einfach nur Urlaub machen. Denn Bibione ist einfach nur Bibione. So wie Lignano, Caorle oder Jesolo. Bikini, Liegestuhl und Sonnencreme.

Was tut dann dieser Blogpost hier, in dem all das gerade zu lesen ist?

Vermutlich habe ich beim Anblick des Mosaik-Seepferdchens im Hotel Mayer beschlossen, dass ich wohl doch ein Foto machen muss. Und spätestens bei der ersten Runde Aperol am Pool kam mir der Gedanke, wie genial einfach man in italienische Lebensfreude eintauchen kann. Und beim routinierten Weg zum Frühstück, zum Abendessen und zum Strand stellte ich fest, dass Rituale ohne den Versuch irgendeiner Optimierung meinen Geist unglaublich entspannen. Und dass die Malediven paradiesisch sind, das Yogaretreat in der Ägäis bewusstseinserweiternd und das edle Luxusresort am See grandios. Aber dass es manchmal nichts Besseres gibt als unaufgeregten Familienurlaub an der Oberen Adria.

Und deshalb gibt es nun doch einen Blogpost – über die entspannende Kraft lieb gewonnener Rituale und Gewohnheiten im Familienurlaub. Anwendbar in allen Familien-Urlaubsorten in Italien. Und nur da.

1. Das 3-Sterne-Ritual

3 Sterne müssen reichen. So ein Familienurlaub soll ja leistbar sein und man sollte morgens in unüberlegten Outfits zum Frühstück schlurfen dürfen. Für die Bedürfnisse der Kleinen ist man in Italien meist bestens gerüstet – das fängt beim Zusatzbett an und hört beim Spielezimmer auf. Mit etwas Glück verfügt das Hotel über eine gute Espresso-Maschine und einen Pool als gern genommenen Treffpunkt für die Besprechung der nächsten Programmpunkte. Idealerweise sind im Zimmerpreis auch gleich die Liegestühle und Sonnenschirme am Strand inbegriffen. Das Hotel Mayer hat uns mit herzlicher Gastfreundschaft und einem für italienische Verhältnisse üppigem Frühstück überzeugt. Lediglich die günstigste Zimmerkategorie sollte man meiden, es sei denn man ist ein ausgesprochener Fan von bescheidenen Zimmern mit authentischem 60er-Jahre-Flair.

2. Das Aperol-Ritual

Manchmal meint man ja, jeder Sommer braucht ein neues In-Getränk. Nach dem Aperol kam der Hugo, dann der Black Mojito und der Cherry Blossom Gin. Wie anstrengend. Im Familienurlaub schmeckt nichts besser als der toootal langweilige Aperol Sprizz mit einem Scheibchen Blutorange und der richtigen Menge an Eiswürfeln. Da muss man dem Italiener auch nicht viel erklären, selbst im 3-Sterne-Hotel mixt er das Gebräu meist perfekt zusammen. Wenn dann noch eine Schale mit den ganz simplen, besonders fettigen Chips dazu gereicht wird, ist das Glück schon perfekt. Und es ist immer wieder ein ganz besonderer Moment, wenn man zum ersten Mal in der Saison den (erwachsenen) Familienmitgliedern zuprostet und an seinem Glas nippt. Und warum auch immer: Der Aperol schmeckt in Italien einfach immer besser als irgendwo anders auf der Welt. Übrigens: Was am späten Nachmittag der Aperol am Pool ist, ist nach dem Abendessen der Averna mit Eis mit Zitrone an der Hotelbar. Und das Beste an diesem Ritual: Man verschwendet keine einzige Minute mit der Suche nach dem neuesten It-Drink!

3. Das Pizza-Pasta-Ritual

Zugegeben, dieses Ritual ist im diesjährigen Familienurlaub ein bisschen in die Monotonie abgedriftet, was im Wesentlichen dem Tiramisu de la Casa im Ristorante da Renzo geschuldet ist. Jedenfalls ist es ja bei den Restaurants von Lignano bis Jesolo so, dass man die Touristen gerne auf praktische Holzbänke setzt. Dass dies eine ästhetische Todsünde ist, sollte man einfach verdrängen, denn meist ist das Essen in diesen Lokalen weit besser als bei der Konkurrenz, deren Versuch stylisch zu sein noch dazu auf Kosten der Gemütlichkeit geht. Man sollte keine kulinarischen Höhenflüge erwarten, sondern sich aufs Wesentliche besinnen. Sprich Pizza, wenn es einen Holzofen gibt und Pasta, wenn es keinen gibt. Wir haben am ersten zufälligen Abend bei Renzo noch über die Familie am Nebentisch geschmunzelt, die so überschwänglich mit den Gastgebern parlierte, dass man annehmen musste, dass sie ihr Pizza-Pasta-Ritual seit Jahrzehnten im selben Lokal austrugen. Wir haben so gut gegessen, dass wir am nächsten Tag wiederkamen. Nach dem übernächsten Abendessen prangte bereits ein Foto von uns schmatzend und grinsend auf da Renzos Facebook-Seite. Jetzt sind wir mindestens die zweitbesten Freunde der Familie. Das Tiramisu war wie schon erwähnt so unwiderstehlich, dass wir kollektiv auf alle anderen Geschmackserlebnisse verzichtet haben. Rituale sind einfach wunderbar!

4. Das Strand-Ritual

Im Familienurlaub in Italien folgt man den ganzen Tag über dem Weg des geringsten Widerstandes. In unserem Fall folgte man den Treppen aus dem Hotel Mayer hinunter auf den Gehsteig und ging geradeaus bis zum Strand weiter. Mit schlafwandlerischer Sicherheit fand man zwischen 7.589 anderen Sonnenliegen die eine richtige, auf der man sich häuslich niederließ. Intuitiv entwickelt man in solchen Urlauben wirksame Strategien, um sich weder vom Cocobello-Schreihals noch von den Guccitaschen-Verkäufern und auch nicht von den Thai-Masseusen stören zu lassen. Man bewegt sich einmal stündlich zum Meer oder macht in familiären Kleingruppen einen Strandspaziergang, dessen Route durch die Meereslinie automatisch vorgegeben ist. Sehr praktisch, man muss also nur den Umkehrpunkt definieren. In unserem Bibione-Urlaub hatten wir zudem die Strandbar in nächster Nähe, die nebenbei gesagt sensationelle Cappuccini kredenzte. Nicht mal meine dreijährige Nichte hätte sich auf dem Weg dorthin verlaufen können. Und als Beweis für ihre Anerkennung der Familientradition, lief sie nicht nur jeden Tag wie Wonderwoman mit ihrem glitzernden Sternen-Umhang durch die Gegend, sondern bestand auch jedes Mal auf ihr blaues „Tornado“-Lieblingseis.

5. Das Ego-Ritual

Man kennt ja das Phänomen: Man ist im Urlaub und da tut man Dinge, die einem gut tun. Oder tut Dinge, von denen man glaubt, sie tun einem gut. Oder man macht einfach das, was man sonst leider nie tut, weil man normalerweise keine Zeit hat – oder keine Lust, es aber trotzdem irgendwie gerne täte. Worauf ich hinaus will: Im Urlaub ist man sich selbst am nächsten. Das wird in der Regel von der Familie auch geduldet, sofern man sich halbwegs pünktlich zu den verabredeten Treffpunkten einfindet. Mein Ego-Ritual bestand im Bibione-Urlaub aus dem „natürlichen Erwachen“, was überraschenderweise immer schon gegen 8 Uhr eintrat. Beim Frühstück folgte ich meinen Prinzipien – zuerst das warme Zitronenwasser, die mitgebrachte Superfood-Mischung und das Müsli und DANN erst der Cappuccino mit dem Croissants (die zum Glück fluffig-französisch und nicht klebrig-italienisch waren). Plural ist in diesem Fall übrigens kein Tippfehler. Mein wichtigstes Ego-Ritual war dann aber der tägliche Lauf entlang eines pittoresken Pfades durch viel Natur bis zum Leuchtturm und mittels Spaziergang direkt am Naturstrand wieder zurück. Diese einmalige Entdeckung fernab der typischen Liegestuhlreihen habe ich mir in genau diesem Muster täglich gegönnt. Wer braucht schon Abwechslung, wenn es die Gewohnheit gibt!

Und im nächsten Jahr dann: Ab nach Jesolo! Jener Ort an der Oberen Adria, der von unseren Familienritualen bisher noch verschont geblieben ist.

 

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2 comments

  1. Liebe Jeanette,
    vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht vom Adria-Urlaub. Da werden bei mir Jugenderinnerungen wach. Ich hätte direkt Lust, sofort in einen Adria-Nostalgieurlaub zu starten. Bei mir würde es nach Gabicce Mare und nach Pesaro gehen :-)
    Herzliche Grüße
    Martina

  2. Viele verstehen ja nicht, warum man im Urlaub immer wieder an den gleichen Ort fährt. Ich denke, dass Urlaub Entspannung bieten sollte (das kann aktiv oder ganz ruhig sein) und eine Vertraute Umgebung ist eine gute Voraussetzung für Entspannung. Mach dir wegen der natürlichen Aufwachzeit von um 8 nicht so viele Gedanken. Ich bin schon immer gegen 7 Uhr wach. :-S